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Die Ameisen

Die Ameisen

Titel: Die Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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Bataillonsstärke hinein. Im Kehlkopf sind noch lebende Ameisen. Sie werden gerettet.
    Dann dringen Soldatinnen in das Innere des Kopfes ein, suchen die Öffnungen, die es ihnen ermöglichen, das Hirn zu erreichen. Eine Arbeiterin findet einen Durchgang: die Halsschlagader. Allerdings muß man die richtigen erwischen: die, die vom Herzen zum Hirn führt, nicht umgekehrt. Da ist sie! Vier Soldatinnen schlitzen die Röhre auf und stürzen sich in die rote Flüssigkeit. Sie lassen sich von der vom Herzen kommenden Strömung tragen und landen rasch mitten in den Großhirnhemisphären. Dort sind sie am rechten Platz, um die graue Masse zu zerhacken.
    Der Grünspecht, wahnsinnig vor Schmerz, flattert hin und her, aber er hat keine Chance, diese Eindringlinge abzuschütteln, die ihn von innen in Stücke schneiden. Ein Zug von Ameisen pfercht sich in die Lunge und läßt dort Säure ab.
    Der Vogel hustet fürchterlich.
    Andere, ein ganzes Armeekorps, dringen in die Speiseröhre ein, um sich im Verdauungsapparat mit ihren Kolleginnen, die durch den Anus gekommen sind, zusammenzuschließen.
    Letztere steigen schnell den großen Grimmdarm hinauf. Auf ihrem Weg verletzen sie sämtliche Organe, die in Reichweite ihrer Mandibeln sind. Sie wühlen sich durch das lebende Fleisch, wie sie sich sonst durch die Erde wühlen, machen sich über Magen, Leber, Herz, Milz und Bauchspeicheldrüse her, als wären es sturmreife Festungen.
    Mitunter spritzt ungewollt Blut oder Lymphe heraus und ertränkt einige Ameisen. Das passiert jedoch nur den Ungeschickten, die nicht wissen, wo und wie man sauber zubeißt.
    Die anderen rücken systematisch inmitten des roten und schwarzen Fleisches vor. Sie springen geschickt zurück, bevor sie von einem Zucken erdrückt werden. Sie meiden die Bereiche, die mit Galle oder Magensäure gefüllt sind. Schließlich vereinigen sich die beiden Armeen in Höhe der Nieren. Der Vogel ist immer noch nicht tot. Sein von den Mandibeln zerkratztes Herz pumpt weiter Blut in das kaputte Röhrensystem.
    Ketten von Arbeiterinnen haben sich gebildet, die, ohne den letzten Atemzug ihres Opfers abzuwarten, noch zuckende Fleischstückchen von Bein zu Bein reichen. Nichts widersteht den kleinen Chirurginnen. Als sie beginnen, das Hirn abzubauen, wird der Vogel von einem Krampf geschüttelt, dem letzten.
    Die ganze Stadt läuft herbei, um das Ungetüm zu zerlegen.
    Die Gänge wimmeln von Ameisen, die alle etwas transportieren, diese eine Feder, jene ein wenig Flaum.
    Die Maurerinnen sind bereits am Werk. Sie werden die Kuppel und den beschädigten Tunnel wieder aufbauen.
    Von weitem könnte man glauben, der Ameisenhaufen verspeise einen Vogel. Erst verschlingt er ihn, dann wird er verdaut, und sein Fleisch und sein Fett, seine Federn und seine Haut werden an die Stellen verteilt, wo sie der Stadt am meisten nützen.
     
    GENESIS: WIE IST DIE AMEISENZIVILISATION ENTSTANDEN? UM ES ZU
    VERSTEHEN, MUß MAN EIN PAAR HUNDERT MILLIONEN JAHRE
    ZURÜCKGEHEN, ZU JENER ZEIT, DA SICH DAS LEBEN AUF DER ERDE
    ENTWICKELT HAT.
    Unter den ersten Ankömmlingen waren die Insekten.
    Offenbar waren sie an ihre Welt schlecht angepaßt. Sie waren klein, schwach, die idealen Opfer für alle möglichen Räuber. Um sich am Leben zu halten, wählten einige, so die Heuschrecken, den Weg der Reproduktion. Sie legten dermaßen viele Eier, daß es zwangsläufig Überlebende geben mußte.
    Andere, wie die Wespen oder die Bienen, wählten das Gift, rüsteten sich im Laufe der Generationen mit Giftstacheln aus, die Furcht einflößten. Wieder andere, wie beispielsweise die Schaben, wurden ungenießbar.
    Eine spezielle Drüse verlieh ihnen einen solch üblen Geschmack, daß niemand sie verzehren mochte.
    Noch andere, wie die Gottesanbeterinnen oder die Nachtfalter, wählten die Tarnung. Gräsern oder Baumrinden ähnlich, fleuchten sie unerkannt durch die unwirtliche Natur.
    Viele Insekten jedoch hatten in diesem Dschungel der ersten Tage keinen »Trick« gefunden, um zu überleben und schienen zum Aussterben verdammt.
    Unter diesen Benachteiligten waren zunächst die Termiten. Diese
    »Holzfresser«, vor ungefähr einhundertfünfzig Millionen Jahren auf der Erdkruste erschienen, hatten keine Aussicht auf ein langes Leben. Zu viele Räuber, nicht genügend natürliche Trümpfe, um ihnen zu widerstehen …
    Was sollte aus den Termiten werden?
    Viele starben, und die Überlebenden steckten arg in der Klemme, bis sie rechtzeitig auf eine originelle Lösung verfielen:

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