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Die Ameisen

Die Ameisen

Titel: Die Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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noch recht lange, unabhängig vom Rest des Körpers, »leben« können.
    Das Fehlen des Schmerzes erschließt eine neue Welt der Science-fiction. Kein Schmerz, das heißt: keine Angst, vielleicht nicht mal ein Bewußtsein seiner selbst. Lange haben die Insektenforscher folgender Theorie gehuldigt: Die Ameisen leiden nicht, von daher leitet sich der Zusammenhalt ihrer Gesellschaft ab. Das erklärt alles und nichts. Diese Vorstellung hat noch einen weiteren Vorteil: Sie enthebt uns jeglicher Skrupel, sie zu töten.
    Ein Tier, das nicht leidet … Nein, mir würde das große Angst machen.
    Aber diese Auffassung ist falsch. Denn die enthauptete Ameise sondert einen speziellen Duft ab. Den Duft des Schmerzes. Es passiert also etwas.
    Die Ameise hat keine elektrische Nervenleitung, aber sie hat eine chemische Leitung. Sie weiß, daß ihr ein Teil fehlt, und sie leidet. Sie leidet auf ihre Art, die sicher ganz anders ist als unsere, aber sie leidet.
    Edmond Wells Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens Die Kampfhandlungen setzen um 11.47 Uhr wieder ein. Eine lange, dichte Linie von Zwergameisenkriegerinnen rückt langsam zum Sturm auf den Klatschmohnhügel heran.
    Die Panzer erscheinen zwischen den Blumen. Auf ein Signal hin stürmen sie den Hang hinab. Die Legionen der roten Ameisen und ihrer Söldnerinnen tänzeln an den Flanken, bereit, das Werk der Kolosse zu vollenden.
    Die beiden Armeen sind nur hundert Kopf voneinander entfernt … Fünfzig … Zwanzig … Zehn! Kaum kommt die erste Kornbeißerin mit den Zwerginnen in Berührung, geschieht etwas Unerwartetes. Die dichte Reihe der Shigaepuanerinnen wandelt sich plötzlich in eine punktierte Linie. Die Soldatinnen schließen sich zu Karrees zusammen.
    Die Panzer sehen, wie sich der Feind in Luft auflöst, und haben nur noch einen leeren Gang vor sich. Niemand kommt auf die Idee, im Zickzack zu laufen, um mit den Zwergameisen zusammenzuprallen. Die Mandibeln knallen ins Leere, die sechsunddreißig Beine rennen dümmlich weiter.
    Ein herber Duft breitet sich aus:
    Schneidet ihnen die Beine ab!
    Sogleich springen Zwergameisen unter die Panzer und töten die Trägerinnen. Sie ziehen sich schleunigst wieder zurück, um nicht von der niedersinkenden Masse der Kornbeißerinnen zerquetscht zu werden.
    Andere werfen sich tollkühn zwischen die Doppelreihe der Trägerinnen und schlitzen mit einer Mandibel den schutzlosen Bauch auf. Eine Flüssigkeit fließt heraus, der Lebenssaft der Kornbeißerinnen ergießt sich auf den Boden.
    Andere klettern auf die Kolosse, schneiden ihnen die Antennen ab und springen wieder in voller Fahrt herunter.
    Einer nach dem andern brechen die Panzer zusammen. Die trägerlosen Kornbeißerinnen schleppen sich dahin wie Bettlägerige, so daß ihnen die Zwergameisen mühelos den Rest geben können. Horror! Einige Kadaver aufgeschlitzter Kornbeißerinnen werden von ihren sechs Trägerinnen, die nichts bemerkt haben, lächerlicherweise weitertransportiert … Jene Kornbeißerinnen, die ihrer Antennen beraubt sind, müssen erleben, daß ihre »Räder« in verschiedene Richtungen rollen und auseinanderbrechen …
    Dieses Debakel läutet das Ende der technologischen Neuerung der Panzer sein. Wie viele große Erfindungen sind auf diese Art aus der Geschichte der Ameise verschwunden, weil die Parade zu schnell gefunden wurde!
    Die Einheiten der Roten und ihrer Söldnerinnen, die die Panzerfront flankierten, stehen plötzlich ganz allein da. Sie waren dort aufgestellt, um die Überbleibsel zu erledigen, und nun sind sie zu einem Verzweiflungsangriff verurteilt. Aber die Karrees der Zwergameisen haben sich bereits wieder geschlossen, so hervorragend ist das Massaker an den Kornbeißerinnen abgewickelt worden. Kaum berühren die Belokanerinnen den Rand eines dieser Blöcke, werden sie
    »angesaugt« und von Tausenden gefräßiger Mandibeln zerlegt.
    Die Roten und ihre Söldnerinnen können nur noch zum Rückzug blasen. Sie schließen sich auf dem Kamm wieder zusammen und beobachten die Zwerginnen, die langsam, immer noch in kompakten Blöcken, zum Sturm ansetzen. Ein beängstigender Anblick!
    In der Hoffnung, Zeit zu gewinnen, tragen die kräftigsten Soldatinnen Kieselsteine herbei und lassen sie den Hügel hinabrollen. Doch diese Lawine behindert den Vormarsch der Zwerginnen nur unwesentlich. Aufmerksam springen sie zur Seite, wenn die Blöcke heranrauschen, und nehmen sogleich ihren Platz wieder ein. Nur wenige werden zermalmt.
    Die belokanischen

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