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Die Amerikanerin

Die Amerikanerin

Titel: Die Amerikanerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Italienern gehörte!
    Mit drei Dosen, verschiedenen Glasbechern mit weißen Markierungen und Nuckelflaschen kehrte er zurück. Sorgfältig baute er alles auf dem Tresen auf und erklärte Wanda dann die Zubereitung der Säuglingsnahrung.
    Wanda fiel ein Stein vom Herzen. Sie hatte schon befürchtet, dass es in einer kleinen Stadt wie Bozen solche Babynahrung gar nicht zu kaufen gab. Seit sie in Genua in den Zug gestiegen war, hatte sie sich vorgeworfen, nicht schon vor ihrer Abreise Milchpulver besorgt zu haben. Als der Apotheker sie fragte, womit er noch dienen könne, verspürte Wanda einen erneuten Anfall von Panik. Was brauchte so ein kleines Wesen noch? Der Apotheker war zwar der erste Mensch auf ihrer Reise, der sich ihr gegenüber freundlich verhielt, aber das konnte sie ihn schlecht fragen. So kaufte sie lediglich noch eine kleine runde Dose mit Pfefferminzbonbons, bedankte sich für die gute Beratung und verabschiedete sich.
    Die Ladenglocke klang noch in ihrem Ohr, als sie die Bonbondose aufdrehte und sich gierig eine der weißen Pastillen in den Mund schob. Sofort vertrieb der kühle Minzgeschmack ihren ärgsten Durst. Was für eine Wohltat!
    Im nächsten Moment war die Idee da.
    Eine Idee – so simpel und doch so großartig.
    Genau das hätte ihre Mutter getan, statt sich wie eine Bettlerin die Hacken abzulaufen. Wandas Schritt wurde schneller. Warum war sie nicht schon früher darauf gekommen!

    Sie erreichte den Eingang des Grand Hotels Park gerade noch rechtzeitig vor den ersten Regentropfen. Während sie an der Rezeption den Schlüssel für ein sündhaft teures Zimmer ausgehändigt bekam, dankte sie ihren Eltern im Stillen für deren Großzügigkeit, die es ihr ermöglichte, in einem derart noblen Etablissement zu übernachten. Hier, wo mondäne Gäste jeder Art ein und aus gingen, war der Herr an der Rezeption viel zu diskret, als dass er sich nach den näheren Umständen ihres Status als allein reisende Frau mit Kind erkundigt hätte. Vielmehr war es Politik des Hauses,jeden Gast willkommen zu heißen, solange er willens und fähig war, die horrenden Übernachtungskosten zu zahlen. Ein Page nahm Wandas Tasche und begleitete sie zu ihrem Zimmer. Nachdem er für sie aufgeschlossen hatte, bat Wanda ihn, eine Karaffe mit Zitronenlimonade zu bringen. Als er fragte, ob er ihr auch einen Imbiss servieren dürfe oder ob es ihr lieber sei, im hoteleigenen Restaurant »Belle Epoque« zu speisen, begann ihr Bauch undamenhaft zu grummeln. Sie bestellte ein Tagesessen und winkte ab, als der Page ihr erklären wollte, was der Küchenchef zusammengestellt hatte.
    Kaum war die Tür hinter dem jungen Mann zugefallen, befreite Wanda Sylvie aus dem Tragekorb. Sofort begann das Kind zu strampeln. Leise auf die Kleine einredend, ging Wanda ins Badezimmer. Erfreut stellte sie fest, dass es sowohl fließendes kaltes als auch warmes Wasser gab. Während lauwarmes Wasser in das elegante Waschbecken lief, schüttete sie eine kleine Prise rosafarbenes Badesalz dazu. Was für mondäne Damen gedacht war, war für ihre kleine Prinzessin gerade gut genug!
    »Ich glaube, du weißt jetzt schon, was dir gefällt, nicht wahr?«, sagte Wanda, als sie die Kleine etwas unbeholfen wusch. »Wir werden im Winter täglich einheizen müssen, damit die kleine Prinzessin baden kann! Du meine Güte, das viele Holz! Da muss der Richard halt ein paar Gläser mehr verkaufen …«
    Richard … Der Gedanke an ihn bohrte sich wie ein Pfeil in ihr Herz. Heute war der Tag, an dem sie ihn im Hotel Riviera hätte treffen sollen. Im Geist sah sie ihn unruhig auf und ab gehen und immer wieder auf eine Uhr an der Wand schauen.
    Ein dezentes Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Überlegungen. Sie wickelte Sylvie in ein dickes Handtuch und öffnete.
    »Gnädige Frau, Ihr Abendessen! Kalbsschnitzel in Zitronensoße, dazu Butternudeln mit …«
    Beim Anblick des Pagen durchzuckte Wanda die rettende Idee. Hastig zog sie ihn mitsamt dem Tablett ins Zimmer. Dann stellte sie sich so vor die Tür, dass sie ihm den Weg versperrte.
    »So köstlich das auch duftet – ich habe plötzlich gar keinen Hunger mehr. Wie schade um das wundervolle Essen …« Entschuldigend zuckte sie mit den Schultern. »Vielleicht sollten Sie es essen, damit es nicht verkommt?«
    »Ich?! Aber …« Verwirrt schaute der junge Mann sie an.
    »Kein Aber! Sie setzen sich jetzt hier an den Tisch und essen in aller Ruhe! In der Zwischenzeit muss ich etwas ganz Wichtiges erledigen. Es

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