Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition)

Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition)

Titel: Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
Vom Netzwerk:
musste einfach noch mehr über ihn herausfinden, jede Information konnte helfen.
    Russell war nicht der Einzige, der Finn und Roger bei ihrem Kampf heimlich beobachtet. Er wurde selbst beobachtet.
    Etwas weiter weg, in den Schatten eines Standes verborgen, stand Dave und verfolgte den Kampf mit gemischten Gefühlen.
    Seit er vor Finn geflüchtet war - denn nichts anderes war es gewesen - eine Flucht, hatte er es nicht gewagt, ihm zu nahe zu kommen. Der Dämon in ihm wurde immer unruhiger. Das Verlangen mächtiger.
    Dave war unsicher, wie er mit diesen eigenartigen Gefühlen umgehen sollte, die ihn wie ein geheimnisvoller Fluch heimsuchten. Unbeholfen reagierte er mit Wut, Raserei und Aggressivität auf die unbekannten Gefühle, die Finn in ihm ausgelöst hatte. Der Wunsch, den Menschen zu zerreißen, der ihn so fühlen ließ, war zwischenzeitlich fast überwältigend stark geworden. Andere Gefühle, kaum weniger bekannt, hinderten ihn ebenso daran, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. In Dave tobte ein Orkan widersprüchlicher Emotionen und Instinkte, der ihn immer rasanter, aber sicher in den Abgrund des Wahnsinns zu treiben drohte.
    Wie hatte Finn es wagen können? Wieso hatte er es aussprechen müssen?
    Ich liebe dich. Seine Worte brannten, ätzten durch Daves ganzes Sein, verwoben sich mit jeder Faser seines Körpers, rannen durch jede Nervenbahn.
    Drei Worte, die Menschen viel bedeuteten. Ausgesprochen von Finn und damit hatte dieser ihn gemeint. Ihn!
    Finn hatte sich in Dave verliebt. In seine menschliche Form, nicht ahnend, dass dessen dämonische Seite sein Todfeind war.
    Liebe? Das hieß bei den Menschen Vertrauen, Nähe, Wärme. So viel wusste Dave davon. Aber in seinem Fall durfte er nicht. Wenn Finn ihm vertraute, seine Nähe suchte, würde er ihn unweigerlich töten, denn das Verlangen nach ihm war ungebrochen. Der Teil in Dave, der dieses ihm neue, warme Gefühl für Finn entwickelt hatte, wehrte sich mit aller Macht dagegen, ihn zu verletzen oder gar zu töten. Damit handelte er seiner eigentlichen Natur entgegen, die er dafür unterdrücken musste und das wiederum versetzte ihn in Raserei.
    Letzte Nacht hatte der Dämon getötet. Vier Menschen waren es gewesen. Vielleicht auch mehr, er wusste es nicht mehr. Wahllos hatte er sie gestellt und in einem wahren Blutrausch getötet, ohne rechten Hunger, denn sein eigentlicher Hunger galt Finn. Er lechzte danach, diesen zu stillen, gierte nach Finns Berührungen, dem Geruch seines Körpers, der Weichheit seiner Haut, der Freuden seines Unterleibs. Dave wollte seine Krallen über die verletzliche Haut gleiten lassen, wohl wissend, dass nur Millimeter unter dieser Schicht, heiß und erquickend, köstliches Blut rann. Der unerfüllte Wunsch, sich an Finn zu drängen, seine Hände auf sich zu spüren, seine Zähne in dessen Hals zu schlagen, sich in ihm zu versenken, sein lusterfülltes Stöhnen zu hören, sein Lachen, das Aufblitzen seiner Augen zu sehen, trieb ihn langsam in den Wahnsinn.
    Nun stand er hier und beobachte Finn. Er verschlang ihn mit seinen Augen, roch seinen Schweiß, sog den Geruch ein wie ein Lebenselixier, spürte Finns Blut durch den Körper rauschen, als ob es sein eigenes wäre. Mit gierigem, lüsternem Blick folgte er jeder seiner Bewegungen, sah seine Geschmeidigkeit, die tänzerische Eleganz, mit der er Schlägen auswich. Finn war wunderschön, begehrenswert und in ihm knurrte der Dämon hungrig vor Verlangen und zerrte an seinen Ketten.
    Daves Blick wanderte hinüber zu dem dunkel gekleideten Mann, der sich hastig in die Menge zurückgezogen hatte, nachdem Finn ihn bemerkt hatte. Er hatte den Halbdämon erkannt, der getarnt unter den Menschen stand. Russells Schock hatte Dave unmittelbar wie seinen eigenen gespürt.
    Ein Mirjahn. Ein Kämpfer, ein Dämonenjäger.
    Finns Erbe war erwacht und seine Instinkte reagierten auf Dämonen, selbst einen Halbdämon. Das war ungewöhnlich. Der menschliche Anteil verdeckte oft genug das dämonische Erbe. Daher waren Halbdämonen am wirkungsvollsten, wenn es darum ging, den Mirjahns nahe genug zu kommen, um sie zu töten. Bei Russell überwog der dämonische Anteil längst seinem menschlichen, vermutete Dave.
    Natürlich hatte er Russell bereits gestern entdeckt. Dem Halbdämon war es also tatsächlich irgendwie gelungen, Finn ausfindig zu machen. Dave war bereits versucht gewesen, Russell zu stellen, ihn vielleicht tatsächlich zu töten, als er in den Schatten der Bäume gegenüber von Finns Haus

Weitere Kostenlose Bücher