Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition)
gekauert hatte, glaubte, unbemerkt zu bleiben.
Dave war in der Nähe geblieben, hatte jede Bewegung Russells beobachtet, bereit, einzuschreiten, sollte er sich Finn doch noch nähern. Russell hatte jedoch viel zu viel Angst, das hatte Dave sehr wohl gerochen und gefühlt. Nichtsdestotrotz hatte er ihn im Auge behalten.
Es erstaunte ihn doch etwas, dass Russell nicht aufgegeben hatte. Dave hatte ihn ganz eindeutig unterschätzt. Ein Fehler, der ihm eigentlich nicht hätte unterlaufen dürfen. Einer der vielen Fehler, die mir in der letzten Zeit unterliefen, dachte er ärgerlich.
Sein größter Fehler war es gewesen, diesen merkwürdigen Menschen in Hamburg aus einer Laune heraus am Leben zu lassen. Das alte Blut wurde stark in Finn, viel stärker als in jedem sonst. Dave roch es, wenn er ihm nahe war. Sein Erbe war erwacht und verwandelte den jungen Mann in einen der gefürchteten Dämonenjäger.
Dave hatte viele von ihnen gekannt, jedoch die Wandlung selbst nie verfolgt, denn hatte er sie jedes Mal getötet, sobald feststand, was sie waren.
Wie jeder der Anderen auch war er davon ausgegangen, dass der letzte der Mirjahns ohne Nachkommen gestorben war. Er war sehr jung gewesen, alleine und unerfahren und so gut er sich auch vor ihnen versteckt hatte, letztlich war er ihnen in die Falle gegangen. Offenbar hatten sie ihn trotz seines Alters eindeutig unterschätzt, denn ganz offensichtlich hatte sich das Blut weiter erhalten und konnte jetzt zu einem echten Problem für die Anderen werden. Nicht jeder der Nachkommen trug das Erbe in sich, bei manchen brach es nie hervor.
Bei Finn war es allerdings extrem stark. Vielleicht über mehrere Generationen angereichert. Noch war Finn kein Jäger. Dave spürte jedoch sehr wohl die Gegenwart der anderen, seit er nach Lüneburg gekommen war. Er wusste, dass sie da waren. Darunter war ein sehr alter Jäger. Dave kannte seinen Geruch. Sie waren sich bislang noch nie persönlich begegnet, aber er kannte die Geschichten, ja, wahre Legenden rankten sich um ihn. Wenn es einen Menschen gab, der sie leidenschaftlich und voll verzehrendem Hass jagte, dann war es dieser.
Dave wusste, dass er irgendwo hier in der Stadt und war und jagte. Er spürte seine ferne Präsenz. Der Schwarze Jäger suchte nach ihm, jagte jeden Dämon mit erbarmungsloser Wut. Jäger und Gejagte. Es war stets das gleiche Spiel.
Die beiden jungen Männer beendeten unter tosendem Beifall ihren Kampf, nahmen diesen mit einer Verbeugung entgegen und kehrten zu ihrer Gruppe zurück. Dave bemerkte rechtzeitig Finns Blick in seine Richtung, reagierte schnell genug und verstärkte die Schatten um sich. Trotzdem blieb Finns Blick ein wenig länger an seinem Versteck hängen.
Dave runzelte erstaunt die Stirn. Finn konnte ihn nicht wirklich sehen, oder doch? Zumindest zeigte er keine Reaktion, sondern wandte ihm den Rücken zu, um sich zu den anderen an den Tisch zu setzen. Dave schloss schwermütig die Augen. Ihm war der schmerzerfüllte, traurige Ausdruck auf Finns Gesicht nicht entgangen.
Der junge Mann litt innerlich extreme Schmerzen. Dave fühlte es genau, spürte den wütenden Schmerz rumoren, der Finns geschwächte Lebensenergie verdunkelte und er fürchtete ihn. Fürchtete instinktiv, was er aus Finn machen könnte. Schmerz bewirkte oft genug Wut. Dave hatte erlebt, zu was Menschen in der Lage waren, tödlich verwundet, halb wahnsinnig vor Schmerzen.
Seltsamerweise spürte er ganz genau, wie stark oder schwach Finn sich fühlte. Er hatte im Wald verborgen gestanden und gesehen, wie er zusammenbrach. War versucht gewesen, zu ihm zu eilen, doch da war diese fremde Frau aufgetaucht und hatte sich seiner angenommen. Für einen Moment hatte Dave das Bedürfnis gehabt, sie zu zerreißen, als sie Finn aufhalf. Heiß war das Gefühl in ihm hochgelodert.
Dieser Mensch gehörte ihm! Niemand durfte ihn anfassen. Mühsam hatte er den rasenden Dämon beherrscht. Zwischen Finn und ihm bestand eine seltsame Verbindung, die ihn viel zu viel spüren ließ. Noch ein Rätsel.
Mitten in seinen Grübeleien schreckte Dave plötzlich hoch. Schnuppernd sog er die Luft ein und horchte in sich hinein.
Dieser typische Geruch, diese starke Aura. Er kannte die Signale.
Er kam. Der Jäger näherte sich. Dave fühlte seine Präsenz. Witternd hob er den Kopf und versuchte herauszufinden, von wo und wie schnell er sich näherte. Der alte Jäger mit einer Gruppe junger, überwiegend unerfahrener. Sie kamen rasch und wirklich hier
Weitere Kostenlose Bücher