Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition)
Augen hielten ihn gefangen. Er kam sich absolut wie das Kaninchen vor, kurz bevor die Schlange es frisst. Er senkte den Blick, soweit er konnte und beobachtet Thomas. Dieser roch an Finns Narbe, die jetzt anfing, warnend zu prickeln. Die Hand an seiner Kehle machte Finn Angst und erinnerte ihn fatal an eine andere, ähnliche Situation. Er schluckte schwer und kämpfte die Furcht hinunter.
„Ich bin nur ich“, meinte er wenig einfallsreich. „Ich weiß nicht, was du meinst. Der hat mich gebissen und liegen gelassen. Das ist alles, was ich weiß.“
„Ja, aber klar! Ich erinnere mich!“, vernahm er Keiths Stimme und sah aus dem Augenwinkel, wie sich dieser an die Stirn schlug. „Die Sache in Hamburg. Vor ein paar Monaten. Bin ich blöd. Ich habe es doch gesagt: an dem Vorfall ist was dran. Ich habe es doch gesagt!“ Die anderen Jäger musterten ihn abwartend.
„Wir hätten dem nachgehen sollen!“, fuhr er aufgeregt fort. „Das roch gleich nach Dämonen. Es stand in der Zeitung, erinnert ihr euch? Er, Finn, war der Student, der im Park verletzt wurde!“
„Aber das war in Hamburg“, wandte ein anderer der Jäger ein. „Das hat doch mit den Dämonen hier nichts zu tun.“
„Das kann uns Finn bestimmt alles erklären, nicht wahr?“ Thomas leise, drohende Stimme sandte diesem einen kalten Schauer über den Rücken. Nachdrücklich schob Thomas Finn zum Tisch zurück, bis dieser mit dem Hintern daran stieß.
„Was? Ich habe keine Ahnung, was du von mir willst“, meinte Finn empört und versuchte hartnäckig, Thomas' Finger von seinem Hals zu lösen.
„Ist er ein Dämon?“, fragte eine ängstliche Stimme aus dem Hintergrund, die Finn erstaunt als Inges ausmachte.
„Blödsinn!“, schnauften Max und Roger gleichzeitig.
„Jetzt lass ihn endlich los, Thomas“, klang Rogers zunehmend drohende Stimme ergänzend.
Aber Thomas schien sie gar nicht zu hören.
„Du stinkst nach Dämon, Finn“, zischte er, ganz dicht an Finns Gesicht und starrte ihn hasserfüllt an. „Warum hat ein Dämon dich gekennzeichnet? Warum hat er dir nicht das Fleisch von den Knochen gerissen und dich getötet? Warum hat er dich als sein Eigentum gekennzeichnet und laufen lassen? Kein Dämon tut so etwas!“
„Ich weiß es doch nicht!“, würgte Finn hervor.
Verdammt, Thomas würde ihn doch glatt umbringen, wenn er erzählte, dass der Dämon ihn nur ins Bett kriegen wollte. Er hat mich geküsst und gefickt, verdammt! Das werde ich weder dir noch einem anderen erzählen. Ganz bestimmt nicht!
Finn spannte sich an, bereit, sich aus Thomas' Griff zu befreien, ihn von sich zu stoßen. Unerwartet zuckte Thomas zusammen und ließ Finns Kehle los, der sich verblüfft rückwärts auf den Tisch setzte. Thomas legte den Kopf schief, schnupperte wie ein wildes Tier in die Luft. Dann kehrte sein Blick zu Finn zurück und er sah ihn finster funkelnd an.„Es stinkt nach Dämon“, wisperte er. „Du stinkst aus jeder Pore nach Dämon. Er ist nicht weit. Er ist hier. Ich kann ihn riechen.“
Hier? Der Dämon?
Finn zuckte erschrocken zusammen, was Thomas natürlich nicht entging. Abermals griff er blitzschnell zu und drückte Finn auf den Tisch zurück. Die empörten Rufe der anderen Krähen ignorierte Thomas und seine Jäger zogen augenblicklich einen Kreis um ihn und schirmten sie beide ab.
Finn bemerkte aus den Augenwinkeln, wie Roger einen der Jäger angriff und sie rangelnd zu Boden stürzten. Auch Adam und Max versuchten die Jäger fort zu schieben, zu Thomas und Finn durchzukommen. Wütende Stimmen schwirrten durcheinander, Finns Konzentration wurde allerdings erneut von Thomas' Augen gefangen genommen, der sich dicht über ihn gebeugt hatte. Erstarrt vor Angst starrte Finn unsicher in diese harten, kaum menschlich wirkenden Augen.
„Hier sind neuerdings Dämonen, Finn. Dämonen in Lüneburg. Und die waren nicht hier, bis du aufgetaucht bist. Einer ist ganz in der Nähe, schleicht just hier herum. Das ist kein Zufall mehr. Also, was hast du mit ihnen zu schaffen? Besser du sagst es mir, bevor ich dir wirklich wehtun muss“, drohte Thomas und Finn sah ihm genau an, dass er diese Drohung absolut ernst meinte.
Ohne dass er es verhindern konnte, erfasste ihn ein leichtes Beben, während in ihm etwas zunehmend ärgerlicher wurde, auch wenn sein Verstand dieser neuen, unbekannten und leichtsinnigen Stimme noch den Mund zuhielt.
Der Dämon war hier? Sein Dämon? Aber warum? Was wollte er noch von ihm? Verdammt, er wusste doch
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