Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition)
unterhalten. Menschen eben, mit ihren banalen Sorgen.
Er hatte nur verächtlich die Schultern gezuckt.
Seit Stunden war er nun hier und Russell begann, sich zu langweilen. Es würde noch dauern, bis das Licht abnahm und ihm eine vollständige Verwandlung gelingen würde. Bis dahin steckte er noch hier fest und konnte sich nicht einmal stärker mit der Furcht der Menschen amüsieren, denn damit würde er vielleicht die Aufmerksamkeit des Mirjahns auf sich ziehen.
Gefrustet verstärkte er seine Aura, aber selbst das kurz schneller schlagende Herz eines harmlosen Mannes, der zu dicht an ihm vorbei ging und sich vor der plötzlichen Kälte erschrak, die ihn streifte, vermochte Russell nicht aufzuheitern. Er war noch nie besonders geduldig gewesen, weder die menschliche, noch die dämonische Seite.
Ein leichtes Kribbeln in der Magengegend warnte ihn, bevor die Gestalten am Eingang des Treybens auftauchten. Er erkannte sie sofort. Schwarze Jäger!
Diese waren in lange, schwarze Mäntel gekleidet. Dafür hatten Menschen irgendwie eine Vorliebe. Die Jäger waren da keine Ausnahme.
Russell bewegte sich unauffällig rückwärts, bemüht, einen möglichst großen Abstand zwischen sich und die gefürchteten Jäger zu bringen. Halbdämonen waren selbst für erfahrene Jäger in ihrer menschlichen Form schwerer zu entdecken, dennoch wollte Russell nichts riskieren.
Acht Jäger. Und der Mann, der vor ihnen herging, sah durchaus so aus, als ob er wusste, was er tat. Sie durchpflügten die Menschen wie Kampfschiffe, denen alle respektvoll auswichen. Mehr als ein erstaunter Blick traf die Männer, die so gar nicht zu dem Mittelalter drumherum zu passen schienen.
Russell lief ein kalter Schauer über seinen menschlichen Rücken. Der Mann, offensichtlich der Anführer der Schwarzen Jäger, brachte etwas in ihm zum Vibrieren, das sich wie ein kleines Tier entsetzt in eine dunkle Höhle flüchtete. Rasch trat er hinter einen Stand und beobachtete aus den Schatten die Ankunft der Schwarzen Jäger.
Sie gingen schnurstracks zu den weißen Zelten, wo sich auch der Mirjahn befand und Russell krauste überrascht die Stirn.
Was konnten sie dort wollen? War das noch ein Zufall? Dave hatte zwar gesagt, der Mensch sei sich seines Erbes nicht bewusst, doch was hatte er mit den Jägern zu schaffen?
Russell verfluchte sein schlechtes menschliches Gehör und kurz entschlossen schob er sich durch die Menschenmenge näher heran. Er musste wissen, was da vor sich ging. Wenn der Mirjahn doch zu den Jägern gehörte, würden die Anderen seine Informationen sehr ernst nehmen müssen. Je mehr er wusste, umso besser.
Schräg gegenüber dem Lager von Wotans Krähen verschmolz Russell unauffällig mit den Schatten eines Verkaufsstandes für Gewänder. Es war zwar schwer, aber er konnte wenigstens ein paar Worte verstehen, wenn er sich sehr genau konzentrierte.
Der finstere Anführer der Schwarzen Jäger war kurz stehen geblieben und hatte sich dann den jungen Mirjahn geschnappt, drückte ihn rückwärts auf den Tisch. Er schien erbost zu sein und Russell schluckte, als er seine gewalttätige Ausstrahlung wahrnahm. Was für eine Aura! Viel mehr als bei gewöhnlichen Menschen. Absolut ungewöhnlich. Widerwillig war Russell beeindruckt. Dieser Mann war ein echter Killer!
Einige der anderen Menschen waren anscheinend mit seinem Vorgehen nicht einverstanden und versuchten vehement, die Schwarzen Jäger von dem Mirjahn fortzuziehen. Es gab ein wildes Handgemenge und sie schrien sich gegenseitig an.
Russell lauschte gespannt, mehr als ein paar Sätze und Wortfetzen konnte er jedoch nicht aufschnappen. Das ergab alles keinen Sinn. Warum griff der Schwarze Jäger einen Mirjahn an?
Vorsichtig wagte Russell sich aus dem Schatten weiter vor und verstärkte seine Bemühungen, mehr zu verstehen. Einer der Männer brüllte plötzlich auf und hatte nun ein Schwert in der Hand, mit dem er drohend auf den Jäger zu trat.
„Du lässt ihn jetzt sofort los, oder ich mache Ernst!“, verstand Russell.
Was ging da nur vor sich?
Er vergaß seine Deckung und schob sich vor. Abrupt verharrte er. Der Anführer der Schwarzen Jäger hatte den Kopf gewandt. Er schnupperte. Sein Kopf ruckte herum und sein Blick bohrte sich zielsicher in Russells Augen, die sich prompt vor ungläubigem Schrecken weiteten.
Hölle! Der Jäger hatte ihn entdeckt!
Eine kalte, harte Stimme, voll unversöhnlichem Hass hallte in Russells Kopf wieder: „Du bist so was von tot!“
Russell
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