Die Anderen III_ Das Siegel des Gaap: Gay Mystic Fantasyroman (German Edition)
diesen großen, schlaksigen Typ verlieben, der sich jetzt auch noch in so einen hinreißenden Mann verwandelt hat. An den alten Finn erinnerte praktisch nichts mehr. Dieser hier war Rogers ganz persönlicher Traumtyp.
Figur, Ausstrahlung, alles an ihm war für ihn unglaublich begehrenswert geworden und doch wusste er, dass er sein Herz nie haben konnte.
Sie wurden beide gleichzeitig ernst.
„Glaubst du“, begann Roger vorsichtig, „dass Dave vielleicht zurückkommen wird?“ Er ließ seine Stimme ruhig, sanft und neutral klingen. Es tat ihm weh, Finn so zu sehen, zu beobachten, wie er sich von Tag zu Tag mehr verzehrte. Er hatte es deutlich erkannt und hätte Angelikas entsprechende Bemerkungen dazu gar nicht gebraucht. Finn vermisste Dave ganz offensichtlich und es war seit dem Treyben nicht besser, sondern eher schlechter geworden. Sein Blick war oft sehnsüchtig in die Ferne gerichtet und hinter seinem unverbindlichen Lächeln lauerte die Trauer und Verzweiflung. Roger konnte es genau sehen. Für ihn war Finns Gesicht zu einem offenen Buch geworden, so vertraut fühlte er sich mit ihm, so nahe. Aber eben nicht nahe genug.
Finn zuckte zusammen und schloss für einen kurzen Moment die Augen.
Die Wasserschutzdämme werden bereits routinemäßig hochgezogen, bemerkte seine innere Stimme sarkastisch, als er gegen das Brennen in den Augen ankämpfte.
Langsam hast du den Dreh ganz gut raus, meinte auch der Verstand trocken. Du übst ja auch oft genug.
„Ich weiß es nicht“, flüsterte Finn tonlos, das Gesicht eine starre Maske. „Ich wünsche es mir so sehr!“ Roger spürte seinen Schmerz wie seinen eigenen und konnte doch so wenig für ihn tun.
„Ich weiß ja nicht einmal, was ich getan habe oder warum er überhaupt gegangen ist!“, presste Finn verzweifelt hervor. „Aber ich werde verrückt vor Sehnsucht, wenn ich nur an ihn denke. Und es wird immer schlimmer!“ Seine Schultern sackten nach vorne und Roger fühlte sich prompt an den Finn erinnert, den er am Anfang kennengelernt hatte.
„Ich meine ihn beinahe spüren zu können“, fuhr dieser fort. „Wenn ich die Hand ausstrecke, meine ich ihn zu fühlen, seine Präsenz, alles, was er ist. Ich glaube sogar, seinen Duft zu riechen, direkt vor mir. Oh Mann!“ Finn warf den Kopf in den Nacken und blinzelte die Tränen fort.
Geschickte Taktik, bestätigte sein Verstand anerkennend, nur ob ausgerechnet Roger darauf hereinfällt? Der kann dich mittlerweile so gut lesen, dass du vor ihm nichts verbergen kannst.
Der Schmied bewies diese Vermutung augenblicklich, trat vor und ergriff spontan seine Hand. Die feste, warme Berührung tat diesem gut.
Gar nicht gut, warnte seine innere Stimme, die Dämme halten dem nicht lange stand.
Ermutige ihn bloß nicht weiter, ermahnte ihn auch sein Verstand, im Moment war es allerdings einfach zu schön, diese menschliche Nähe zu fühlen. Finns Kopf sackte herab und er schaute Roger mit tränenverschleiertem Blick an.
„Ich kann ihn einfach nicht vergessen!“, würgte er hervor und der erste Damm brach, egal, wie viele freiwillige Helfer Sandsäcke drauf stapelten. Die erste Träne bahnte sich unerbittlich ihren Weg über seine Wange.
Rogers Herz schmerzte, als er den ersten glitzernden Tropfen auf Finns Gesicht bemerkte. Dieses feine, begehrenswerte Gesicht mit den markanten Linien war vor Trauer und Verzweiflung schmerzverzerrt. Er wollte sich zurückhalten, wusste, dass er sich selbst nur noch mehr Leid zufügen würde. Dennoch konnte er nicht anders und zog Finn an sich heran, zog seinen Kopf an seine Halsbeuge hinunter, schlang seine Arme um ihn und hielt ihn einfach fest wie ein Kind, welches Trost braucht.
Finn war wie paralysiert, registrierte zwar, was Roger tat, konnte sich jedoch nicht dagegen wehren. Sein Verstand murmelte warnend: Nicht gut! Gar nicht gut! Mach es nicht. Die innere Stimme hingegen reagierte mit wohligem Seufzen auf die Nähe und den Trost, die Roger offerierte. Für den Moment ergab sich Finn und die sorgfältig hochgezogenen Dämme brachen endgültig unter der Flut zusammen. Er schluchzte und schämte sich für diesen schwachen Moment nur solange, bis sein Verstand von den Fluten hinweggefegt wurde und gurgelnd unterging.
Roger schloss die Augen und atmete tief Finns Geruch ein, strich ihm beruhigend über das weiche Haar. Diesen Augenblick würde er sich bewahren, ihn in seinem Herzen verschließen und nie vergessen.
„Es ist gut“, murmelte er und meinte es genau
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