Die Anderen III_ Das Siegel des Gaap: Gay Mystic Fantasyroman (German Edition)
feststellen musste, gehörte nach wie vor weder Telepathie noch das Sprechen mit Geistern zu seinen neuen Fähigkeiten. Auch Beschwörungen bekam er anscheinend nicht hin.
Finn seufzte, lehnte den Kopf an die kalte Scheibe und presste seine Stirn gegen das Glas. Er war sogar schon so weit gegangen, die Nummer von Daves Firma in Hamburg herauszusuchen und dort anzurufen. Mit wild schlagendem Herzen hatte er dabei auf dem Fußboden im Flur gesessen, den Rücken an die harte Wand gelehnt und einerseits gebetet, dass er mit Dave sprechen konnte und andererseits nichts mehr gefürchtet als eben das. Oder dass Dave auflegen würde, sobald er sich meldete. Nur einmal wieder seine Stimme hören … Keine Erklärung, keine Entschuldigung, nur ihn noch einmal hören dürfen.
Jedes Szenario dieser Art wurde gleich von der Auskunft der Sekretärin zunichtegemacht, die kühl erklärte, dass Herr Duncan nicht da sei und nicht bekannt sei, wann er von einer Geschäftsreise zurückkommen würde. Sie könne ihm aber gerne eine Nachricht übermitteln. Finn hatte sich sogar getraut, um einen Rückruf zu bitten.
Das war gestern gewesen und Dave hatte bisher nicht zurückgerufen.
Natürlich nicht. Hast du etwa schon vergessen, wie er dich bedroht hat und dass er gegangen ist?, erinnerte ihn sein Verstand. Der will unter gar keinen Umständen noch was mit dir zu tun haben, du verliebter Idiot. Du vergehst vor Sehnsucht nach einem Mann, der dich nicht begehrt, den du nie haben wirst. Das hat er dir doch deutlich gezeigt, oder? Begreife es endlich und hör auf, ihn herbeizusehnen. Erinnere dich, was das letzte Mal passiert ist .
Oh ja, Finn erinnerte sich an den harten Griff an seine Kehle. Kurz und kräftig, als ob er ihn wahrhaftig töten wollte. Der Dämon hatte ihn später bei ihrem Kampf ganz genauso gepackt. Beide hatten sie ihn losgelassen, als ob sie sich die Finger verbrannt hätten. Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr fielen ihm gewisse Ähnlichkeiten auf. Der Dämon hatte tatsächlich schon ein paar Mal auf ihn wie Dave gewirkt. In der einen oder anderen Hinsicht.
Stirnrunzelnd verflocht Finn seine Finger ineinander.
Wenn es stimmte, wie Thomas behauptet hatte, dass Finn den Incubus anlockte, weil er sich so sehr den Sex gewünscht hatte, dann war es vielleicht kein Zufall, dass der Dämon ein paar von Daves Wesenszügen und sogar Verhaltensweisen aufwies, oder? Immerhin war es ja haargenau jene Züge, die Finn an Dave so gefielen.
Kopfschüttelnd erkannte er allerdings rasch den Logikfehler in seinen Überlegungen. Der Dämon war bereits aufgetaucht, bevor er Dave kennengelernt hatte. Und bevor Finn Dave kennengelernt hatte, war er sich nicht sicher gewesen, wie sein Traummann aussehen sollte. Erst als er Dave gesehen hatte, war es ihm mit absoluter Gewissheit klar geworden. Der Mann aus dem Bestellkatalog „Der perfekte Wunschmann.“ Wieso ein hässlicher, gefährlicher Dämon die gleiche Wirkung auf ihn gehabt hatte, konnte er sich hingegen nicht erklären. Dave war der Mann seiner ungeträumten Träume.
Im Moment allerdings eher der Albträume, denn er kam von ihm einfach nicht los, auch wenn es jetzt schon über eine Woche her war. Zeit heilt alle Wunden? Finn lachte spöttisch auf. Der Schmerz, verlassen worden zu sein, war tatsächlich etwas abgeebbt oder von den letzten Ereignissen einfach überrollt worden, Leidenschaft und Sehnsucht schienen hingegen stündlich zu wachsen, nahmen schmerzhafte Formen an, die Finns Verstand mehr als einmal vernebelten.
Die jede Nacht stärker zunehmenden sexuellen Fantasien trieben ihm oftmals im Wachzustand die Schamröte ins Gesicht. Wahrscheinlich wäre Laufen als sportliche Aktivität doch derzeit eine gute Alternative. Zum Abbauen von zu viel Hormonen und unliebsamen Erregungszuständen bestimmt.
Finn seufzte und setzte sich zum wiederholten Mal an seinen Schreibstich und las den Anfang seiner Semesterarbeit über Arbeiten von Tolkien durch. Er war nicht wirklich gelungen und er machte sich zähneknirschend daran, einen neuen Anfang zu finden, um sich von den Gedanken an Dave und was sie zwei zusammen machen würden, abzulenken. Eine Stunde lang gelang es ihm sogar ganz passabel.
Wann immer er ins Stocken geriet und die Gedanken zu Dave wanderten, öffnete er eins der sinnlosen PC-Spiele und versuchte sich darin zu verlieren. Es half nicht so recht. Aber wie sollte er sich anders von seinem Verlangen nach Dave ablenken, wenn seine Gedanken sich zwangsläufig in
Weitere Kostenlose Bücher