Die Anderen III_ Das Siegel des Gaap: Gay Mystic Fantasyroman (German Edition)
hören, ihn nahezu riechen, fühlen.
Nur wenige Stunden nach dem Kampf hatte er diese starke Präsenz zum ersten Mal wahrgenommen und gleichzeitig einen vagen Hauch von Finns Gefühlen erlebt. Angst, Scham und Schmerz. Es waren nur Andeutungen gewesen, dennoch wusste Dave genau, dass es Finn war, der diese Gefühle durchlebte.
Etwas hatte ihn bedroht, der Dämon war jedoch viel zu geschwächt gewesen, um ihm zur Hilfe zu eilen. Auch wenn etwas in ihm regelrecht geschrien hatte, dass Finn sich in Gefahr befand. Er hatte es kaum vermocht, sich zu bewegen, geschweige denn, sein Versteck zu verlassen und sich hilflos wimmernd zusammengekauert.
Später hatte er auch Finns Erleichterung und seine Freude, das Gefühl, in Sicherheit zu sein, gefühlt. Und seine Zweifel.
Diese Gefahr war gebannt worden. Seither hatte die verzehrende Sehnsucht an Stärke zugenommen. Ihm war, als ob auch Finn sich nach ihm sehnte, sein stummer Ruf ihn erreichen würde.
Dave verharrte, als er die schwarze Krawatte band und grübelte über diese merkwürdige Verbundenheit mit Finn.
War es das erwachte Blut, sein Erbe? Es war da, er hatte es gespürt. Der Kampf hatte ganz offensichtlich Finns Erbe endgültig erwachen lassen. War er deshalb in der Lage, ihn zu spüren, als ob sie miteinander auf eine geheimnisvolle Weise verbunden wären?
Seine Gefühle wahrzunehmen war verwirrend, sie waren ihm fremd und unheimlich. Dave schüttelte irritiert den Kopf. Vielleicht lag es auch eher an diesem seltsamen Bann, mit dem ihn Finn belegt hatte. Liebe, so hatte Russell es genannt.
War dieser Bann stark genug, ihn an Finns Gefühlen teilhaben zu lassen? Es schien ihm so, denn noch nie hatte er so viel Empathie für einen Menschen gehabt. War er auch für dieses schmerzhafte Verlangen nach Finn verantwortlich? Er würde keine Antworten finden, wenn er sie sich nicht holte.
Dave seufzte. Er fühlte sich kräftig und sicher, hatte seit Tagen endlich wieder das Gefühl, Kontrolle über sich zu haben und vor allem den Dämon zu kontrollieren. Vielleicht war es wagemutig, aber er würde Finn heute aufsuchen. Natürlich als Dave. Er musste sein Verlangen stillen, wollte seine Augen sehen, ihn küssen, ihn halten, seinen Körper streicheln und seine neue Kraft spüren.
Er wusste sehr wohl, dass er Finn tief verletzt hatte, als er ihn von sich gestoßen hatte. Jetzt konnte er es fühlen, war sich der Tiefe von Finns Gefühlen zu ihm bewusst. Er wusste hingegen nicht, wie dieser darauf reagieren würde, wenn er erneut auftauchen würde.
Dave musste diesem bedrückenden Verlangen nach Nähe unbedingt nachgeben. Es drohte ihn zu zerreißen, kaum weniger heftig als zuvor sein innerer Kampf. Er würde sich heute Finn stellen. Es bestand durchaus die Gefahr, dass dessen erwachtes Erbe ihm den Dämon zeigen würde, der sich hinter Daves Fassade versteckte. Das Risiko bestand fortan zweifelsohne.
Längst war dies jedoch kein Grund mehr, sich ihm nicht zu nähern. Dave hatte irgendwann in den letzten Tagen voll quälender Sehnsucht und Verlangen akzeptiert, dass sein Schicksal untrennbar mit Finn zusammenhing.
Der Mirjahn würde ihn töten. Wenn nicht jetzt sofort, dann später. Es war seine Bestimmung, sein Schicksal. Dave wusste und akzeptierte es mit der Gelassenheit eines Wesens, welches Jahrtausende lebte. Er würde sterben. Zuvor wollte er jedoch jede Stunde, die er mit Finn verbringen durfte, intensiv erleben. Er war zu lange auf der Welt, um sich vor dem Ende zu fürchten. Wenn er von Finns Hand sterben musste, dann würde es so sein.
Dabei könnte ich ihm wenigstens in seine wundervollen braunen Augen blicken, dachte Dave mit einem sarkastischen Lächeln. Einen besseren letzten Anblick konnte man sich doch kaum wünschen, oder? Er rückte die Krawatte noch einmal zurecht und sah sich zufrieden an.
Finn Gordon, was hast du aus mir gemacht, dass ich den Tod und das Hinübergleiten in die schwarze Leere nicht mehr fürchte, wenn ich nur noch einmal dich sehen, dich halten, deine süßen Lippen küssen darf?
Seine Zähne bleckend knurrte Dave sein Spiegelbild an, wandte sich ab und machte sich auf den Weg. Vielleicht seinen letzten.
****
Seit seinem Kampf mit dem Dämon und der Entführung durch Thomas waren fünf lange Tage vergangen und es war erstaunlicherweise nichts, gar nichts weiter passiert. Beinahe war Finn von dem neuen Drehbuch enttäuscht, welches absolut nicht filmgerecht eine langweilige Pause eingebaut hatte.
Nach den letzten
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