Die Anderen III_ Das Siegel des Gaap: Gay Mystic Fantasyroman (German Edition)
so.
Gut war gar nichts. Finn wanderte ruhelos durch seine Wohnung. Es war schrecklich einsam. Jedes Geräusch hallte laut von den Wänden wieder. Ohne seine neuen Freunde, ohne dass irgendwo jemand redete, Max summend probte oder Sprüche machte, ohne die Geräusche, die aus der Schmiede erklangen, ohne Angelikas Gemurmel, wenn sie ihre Kräuter besprach, oder hinter einem ihrer „Beißerromane“ verschwand und die Aktionen ihres Helden seufzend kommentierte, war es unheimlich still ringsum. Komisch, bislang hatte er sich eigentlich nie wirklich einsam gefühlt. Bis jetzt. Nun fehlte ihm die Gesellschaft.
Seit er zu Hause war, drückte ihm das Alleinsein aufs Gemüt. Er war nie der gesellige Typ gewesen, umso mehr erstaunte es ihn, dass er die Gesellschaft seiner neuen Freunde so sehr vermisste. Zwar hatte er fast täglich mit einem von ihnen telefoniert und auch Robert rief ihn nun regelmäßig an, nur ihre Stimmen zu hören, war kein wirklicher Ersatz für einen viel tiefer gehenden Verlust. Die Einsamkeit steigerte zudem Finns Sehnsucht nach Dave von Tag zu Tag.
Seufzend blickte er aus dem Fenster, nahm das Freundschaftssiegel in die Hand, wie ungefähr fünfzig Mal allein in der letzten Stunde und betrachtete nachdenklich die harmlose Scheibe, die sich als so wirkungsvolle Waffe erwiesen hatte. Roger hatte ihm bestätigt, dass das Siegel im Grunde nichts Besonderes war. Nur ein Symbol für Freundschaft.
Und seine Liebe, ergänzte Finns innere Stimme und ließ damit sein schlechtes Gewissen wieder frei, welches er, nachdem er nach Hause gekommen war, so sorgfältig eingesperrt hatte. Er erinnerte sich nur zu gut daran, wie Roger ihn gehalten hatte. Es war wirklich der Trost gewesen, den er gebraucht hatte. Es war dem Schmied sichtlich schwergefallen, ihn aus seinen Armen und ihn letztlich sogar nach Hause gehen zu lassen. Freunde. Nur Freunde.
Finn konnte nur hoffen, dass Roger es so akzeptieren konnte, denn sein Herz war noch immer verloren, für immer vergeben an den Mann seiner Träume. Obwohl ihn dieser verlassen hatte, fühlte Finn sich ihm noch immer extrem stark verbunden. Stärker noch als am Anfang, viel stärker. Der Wunsch, ihn wiederzusehen, wurde immer mächtiger. Er konnte einfach nicht länger hinnehmen, dass Dave ohne eine echte Erklärung gegangen war. Er vermisste ihn so sehr.
Finn legte das Siegel auf den hölzernen Couchtisch und trat ans Fenster, um in das graue, herbstliche Nieselwetter hinaus zu blicken. Er wäre gerne Laufen gegangen, das schlechte Wetter schreckte ihn jedoch ab. Es gab kaum etwas Ungemütlicheres, als nasse Turnschuhe, klebrige, feuchte Socken und Wasser, welches einem ständig von der Nase tropfte. Also blieb er drinnen und wanderte ruhelos durch die Wohnung, konnte sich nicht entschließen, sich an seine Arbeiten für die Uni zu machen oder einer eher sinnlosen Beschäftigung, wie zum Beispiel Fernsehen, nachzugehen.
Wenn nur Dave jetzt hier wäre ...
Dessen Geruch begleitete ihn auf Schritt und Tritt. Er hatte beständig das Gefühl, er würde im Zimmer nebenan stehen und gleich die Tür öffnen. Er fühlte seine Präsenz, als ob er neben ihm stehen würde und sehnte ihn mehr als alles andere herbei. Finns Unterleib zog sich lust- und schmerzhaft zusammen. Er konnte nicht verhindern, dass jeder Gedanke an Dave ihn erneut erregte.
Finn schluckte hart, denn der Gedanke, Dave zu nehmen, war ihm zuvor nie gekommen. In dieser Rolle hatte er sich nie gesehen. Er war der unerfahrene, schüchterne Mann gewesen. Wenn er sich nun ihr Zusammentreffen ausmalte, dann war er es, der die Kontrolle hatte, so verrückt es ihm erschien.
Er stellte sich sein Gesicht vor, wie er es mit den Händen umklammern, seine Finger in Daves Haare wühlen, ihn küssen, mit den Fingerspitzen seine Lippen nachzeichnen würde. Vor seinen Augen hatte er das Bild des kräftigen Oberkörpers mit den klaren Linien der Muskulatur. Er wollte sie anfassen, ihre Festigkeit unter seinen Händen spüren, hören, wie er unter dem schmerzhaft harten Griff stöhnte. Heiße Haut unter ihm, ein sich windender Körper. Es war fast real.
Wenn er die Augen schloss, war es, als ob Dave neben ihm stehen würde. Wenn er sie öffnete, blieb nur das Gefühl seiner immensen Präsenz. Wie ein Geist, dachte Finn, den ich spüren, aber nicht berühren kann, der da ist, nur weit weg und unnahbar.
Dave, ich vermisse dich, flüsterte er diesem Geist zu. Komm zurück zu mir. Bitte komm zurück. Wie er
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