Die Anderen III_ Das Siegel des Gaap: Gay Mystic Fantasyroman (German Edition)
sich mit seiner Freundin stundenlang direkt vor dem Eingang geküsst. Verstehen Sie: auf offener Straße, wo jeder es sehen konnte. So etwas gehört sich doch einfach nicht. Zu meiner Zeit hätte man so etwas nicht gemacht. Nein, da war ich doch sehr froh um den jungen Herrn Gordon. Der war immer ruhig und still, ist mir auch mal mit den Einkäufen zur Hand gegangen und er mag meinen Kuchen gerne. Aber in letzter Zeit, also wissen Sie ...“ Sie unterbrach ihren Redeschwall und beugte sich verschwörerisch vor.
„Offenbar hat er jetzt öfter Frauenbesuch, auch wenn ich noch nie eine hier gesehen habe, aber die Geräusche letzte Nacht waren kaum noch zu überhören. Ich will ja nichts sagen, wir waren alle einmal jung. Allerdings hätte ich ihn gar nicht so eingeschätzt. So ein ordentlicher, junger Mann dachte ich mir, da kannst du nichts falsch machen, habe ich mir gesagt. Aber so langsam zweifle ich ...“
Thubal starrte sie sekundenlang verblüfft an, versuchte wahrhaftig ihren wirren Worten zu folgen. Er verstand nicht wirklich, was die alte Frau da erzählte und es interessiert ihn auch nicht. Abrupt wandte er sich um und ließ die Frau stehen, die sich warm geredet hatte und gar nicht bemerkte, dass die drei Männer bereits gingen. Der alte Dämon schüttelte ärgerlich den Kopf.
Menschen! Er wusste schon, warum er den Kontakt mit ihnen auf das Nötigste, nämlich die Nahrungsaufnahme, beschränkte.
Er trat an die Tür heran und studierte das Namensschild. „Finnegan Gordon“ stand in einer geschwungenen Schrift auf dem handgeschriebenen Schild. Thubal hob die Hand und besah sich kritisch seine dicken Finger. Er zögerte, weil er erst überlegen musste, mit welchem davon er am besten auf den winzigen Klingelknopf drücken sollte.
„Diese Frau da ist schwieriger als ich dachte. Ich kann den Nebel nicht ewig aufrecht erhalten. Ihre Gedanken sind zu verwirrend“, schnaubte Petral. „Sie konzentriert sich auf alles gleichzeitig, dadurch schlüpft sie mir durch den Nebel. Wir sollten schnell handeln.“
Thubal brummte zustimmend und hielt probeweise seinen kleinen Finger an den Klingelknopf. Selbst der war eigentlich zu breit dafür. Misstrauisch legte er den Kopf schief und sah zu der alten Frau hin, die ihre Arbeit erneut aufgenommen hatte, ihnen jedoch immer wieder Blicke zuwarf.
„Mit ein bisschen Glück wird sie uns ganz von alleine vergessen“, zischte Petral mit einer Stimme, die aus einem Bereich hinter dem Zuhörer zu kommen schien. Thubal verzog missmutig den Mund. Er wusste nicht, wie der dürre Dämon das machte, aber selbst ihm war es unheimlich. Es war irritierend, mit jemandem von Angesicht zu Angesicht zu reden, seine Stimme aber hinter sich zu hören.
Insgeheim nannte er Petral nur Angstschleicher, weil er sich stets im Verborgenen an seine Beute heranschlich. Er erzeugte Furcht, indem er im Hintergrund blieb und sein Opfer verwirrte, bis es panisch wurde. Er griff nur aus dem Hinterhalt an. Thubal hatte für diese Art der Jagd wenig übrig. Allerdings hatte eben jeder Dämon seine spezielle Art und der Szarlem war nützlich und ihm zudem absolut treu ergeben.
Entschlossen drückte er den winzigen Klingelknopf mit dem kleinen Finger und bereitete sich auf die Begegnung mit dem Mirjahn vor. Sein Herz schlug schneller und er musste an sich halten, sich nicht jetzt schon zu verwandeln. In seiner menschlichen Erscheinung kam er sich ungleich schwächer vor. Hoffentlich lenkte der Nebel des Szarlem den Mirjahn lange genug von ihrer wahren Gestalt ab, damit sie ihm nahe genug kamen. Thubal verzog den Mund zu einem hämischen Grinsen. Wie er den alten Dämon kannte, dürfte der Mirjahn eine recht erschöpfende Nacht hinter sich haben und war, wenn sie Glück hatten, noch etwas mitgenommen.
***
Finn schreckte aus tiefem Schlaf hoch, als die Türklingel ihn unsanft und schrill weckte. Irritiert sah er sich um und brauchte eine Weile, bis auch sein Verstand sich den Schlaf aus den Augen gerieben hatte. Finn selbst fühlte sich eigenartig benebelt, als ob seine Gedanken sich andauernd verwirren würden.
Er war alleine. Dave war nicht mehr da und seine Kleider auch nicht.
Er ist schon wieder gegangen, gähnte sein Verstand noch etwas schlaftrunken. Finn verspürte scharfe Stiche in der Brust, bei dem Gedanken daran, dass Dave womöglich die Flucht ergriffen hatte.
Ganz bestimmt musste er nur noch was Wichtiges erledigen, bemerkte seine innere Stimme tröstend. Er hat doch gesagt,
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