Die Anderen III_ Das Siegel des Gaap: Gay Mystic Fantasyroman (German Edition)
hinweg, starrte den Barden an, als ob dieser etwas sehr Unanständiges gesagt hätte. Was er wohl irgendwie auch getan hatte. Zumindest in Rogers Vorstellung, der nicht so genau darüber nachdenken wollte, dass Finn mit irgendwem anders Sex gehabt hatte.
„Verliebt? Ein Dämon? Unmöglich“, schüttelte Michael entschlossen den Kopf. Roger hingegen beschlichen Zweifel. Er erinnerte sich sehr genau an den Ausdruck auf dessen Gesicht, als sie in die Wohnung gekommen waren. Konnte es doch sein, dass ein Dämon zu Gefühlen fähig war?
„Er ist ein Incubus. Das einzige, was diese Dämonen interessiert, ist ihre Nahrung. Ich denke eher, dass er Finn deshalb behalten hat. Weil er noch hungrig war. Immerhin hat er ja zwischendurch auch versucht, ihn zu töten. Finn hat es mir erzählt. Als er gegen ihn gekämpft hat und ihn mit dem Siegel geschlagen hat, da hat er versucht, ihn zu töten. Obwohl ...“ Michael schwieg, zog die Stirn in Falten und ergänzte nachdenklich: „Stimmt. Finn hat berichtet, dass er ihn angegriffen hat und ihn töten wollte, aber irgendwie doch nicht. Der Dämon schien sich selbst nicht sicher zu sein. Aber dass er wirklich verliebt ist, kann ich mir nicht vorstellen.
Diese Wesen sind nur auf Nahrung aus und sie töten Menschen genau aus diesem Grund, um sich von ihnen zu ernähren. Sie können keine echten menschlichen Gefühle entwickeln. Unmöglich!“ Er klang sehr überzeugt. Roger nahm mehrere tiefe Schlucke seines Tees und betrachtete intensiv das Muster aus Schnitten und Kratzern auf dem alten Küchentisch.
„Doch“, erklärte er langsam und erst mit den einzelnen Worten sicherer werden. „Ich glaube Max hat recht. So wie dieser Dave Duncan reagiert hat ... Er hat gesagt, dass er ihn liebt und alles tun würde, um ihn zu retten. Als Mensch. Und dann dieses Telefonat ... Er hat geschworen, den anderen zu töten.
Mann, bei seinen Worten ist mir ganz anders geworden! Diese Drohung war absolut ernst gemeint. Ich glaube wirklich, er hat sich in Finn verliebt.“
„Na, klasse“, seufzte Max und verdrehte die Augen. „Da draußen läuft also jetzt ein gefährlicher, verliebter, wütender Dämon Amok, weil andere Dämonen seinen süßen Lover entführt haben. Irgendwie glaube ich nicht wirklich, dass das für uns Menschen von Vorteil ist. Und mal ehrlich: Wer ist - verdammt noch einmal - eigentlich hier noch nicht in Finn verknallt?“ Die beiden anderen Männer sahen ihn überrascht an und mussten unwillkürlich grinsen. In dem Moment kam Angelika zurück.
„Ich habe alles“, verkündete sie zuversichtlich. „Es kann losgehen.“
Die halbe Stunde war beinahe um und Russell fühlte sich nahezu wohl.
Die geringe Strahlung der Sonne hatte ihn tatsächlich wenigstens ein wenig erwärmen können. Wenn er erst im Zug saß, würde ihm wohl wirklich wieder warm genug werden. Seine schwache menschliche Seite lechzte nach Wärme und trockener Kleidung, und er schämte sich für seine Schwäche. Wenn er nur diesen so menschlichen Teil in sich verlieren und ganz Dämon sein könnte, so wie Dave. Dieser wäre bestimmt nie in eine solche Situation gekommen.
Das dämonische Erbe in Russell knurrte leise und er beschloss bereits in Gedanken, in Hamburg erstmal auf die Jagd zu gehen, um seinen Hunger zu stillen. Bei der Jagd war er immer ganz Dämon. Es gab nichts Schöneres, als sich zu verwandeln. Es war ein erhebendes Gefühl, wenn die Stärke, Wildheit und Kraft des Dämons den schwachen menschlichen Teil in ihm komplett überlagerte. Ja, er würde erstmal jagen und erst danach würde er aus Hamburg verschwinden, wie er es Dave versprochen hatte. Irgendwo hin, wo es wärmer war, besseres Wetter und es vor allem eins nicht gab: Jäger.
Schaudernd erinnerte Russell sich an seine zwei Begegnungen. Nein, er brauchte keine weiteren. Er würde sich künftig weit von ihnen entfernt aufhalten. Allerdings erschien ihm der alte Dämon wirklich zu übervorsichtig. So schwer war es letztlich nicht gewesen, ihnen heute zu entkommen. Schließlich waren es ja auch nur Menschen. Und Menschen waren eben schwach und verloren schnell die Geduld. Mit ihren primitiven Sinnen würden sie ihn nicht erneut aufspüren, das schwor er sich. Vielleicht würde er sich auch erstmal in Ruhe nach einem neuen Revier umsehen können.
Allerdings, wenn Dave noch am Leben war, dann wollte er ihm gewiss nicht mehr begegnen. Seine Angst vor Dave war womöglich größer als die vor den Jägern. In seinem menschlichen Erbe
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