Die Anderen III_ Das Siegel des Gaap: Gay Mystic Fantasyroman (German Edition)
war ein leises Gefühl von Bedauern, den Freund verloren zu haben. Nach dem, was er getan hatte, würde Dave ihm hingegen nicht verzeihen können, da war sich Russell sehr sicher.
Was wohl damals zwischen Dave und Thubal abgelaufen war? Der andere Dämon war bestimmt nicht Daves Freund, soviel hatte Russell auch mitbekommen. Zwischen ihnen lief eine alte Fehde oder größere Unstimmigkeiten. Das zog sich schon über mehrere Jahrtausende hin.
Obwohl Dave die Sache mit Thubal nie erwähnt hatte, konnte Russell aus Thubals Reaktionen ablesen, dass er Dave sowohl fürchtete als auch hasste. Beide Dämonen waren alt, sehr alt und gehörten zu den ersten Dämonen in dieser Welt. Ob sie deshalb so wenig miteinander auskamen? Immerhin war der alte Dämon bereit gewesen zu handeln, als Russell ihm von dem Bann erzählt hatte, unter den Dave gezwungen worden war. Und Thubal war immer schon der grausamste Jäger der verfluchten Mirjahns gewesen.
Russell schüttelte die Gedanken ab, die ihn gefangen hielten und konzentrierte sich auf die Zeitung. Die dicke Frau mit den vielen Koffern war bereits vor zwanzig Minuten ächzend und schwitzend in einen Zug gestiegen. Seither hatte sich auch kein anderer zu ihm gesetzt, sodass er völlig ungestört blieb. Zufrieden faltete Russell schließlich die Zeitung zusammen, in die er sich wirklich vertieft hatte. Er legte sie neben sich und ließ den Blick über die anderen Menschen schweifen. Ein merkwürdiges Gefühl in seinem Rücken ließ ihn sich plötzlich versteifen. Es war, als ob er etwas hinter sich fühlte. Wie ein kalter Windhauch. Er wollte sich rasch umdrehen, zuckte plötzlich zusammen, als etwas Scharfes seinen Hals berührte und er erstarrte.
Erschrocken sog Russell die Luft ein und verfluchte seinen Leichtsinn. Die Klinge brannte wie ätzende Säure an seiner Haut. Das war definitiv ein besprochenes Messer. Im gleichen Moment wurde ihm die starke Präsenz bewusst. Wie hatte er nur so unvorsichtig sein können? Er war ganz in die Zeitung und seine Gedanken vertieft gewesen, hatte sich sicher gefühlt, sodass er den Jäger wirklich nicht bemerkt hatte. Er war genau hier, hinter ihm.
„Ich war mir sicher, dass wir uns wiedersehen würden, Dämon“, zischte eine leise Stimme hinter ihm. „Steh jetzt ganz langsam auf.“
Der Druck des Messers verstärkte sich und Russell bemühte sich, sein rasendes Herz zu kontrollieren und gleichzeitig ganz flach zu atmen, um das Messer nicht in seine Haut eindringen zu lassen.
Seine menschliche Hälfte schüttete Adrenalin aus und ihm wurde abwechselnd heiß und kalt. Er roch selbst seinen eigenen Angstschweiß. Wenn er nur ein ganzer Dämon wäre, könnte es ihm eventuell gelingen, schneller als der Mensch hinter ihm zu sein. Wenn er sich verwandeln könnte ... Aber es war noch viel zu hell dafür.
Er erhob sich langsam. Der andere erhob sich mit ihm. Hecktisch suchten Russells Augen nach einer Fluchtmöglichkeit, aber der Bahnsteig war dafür denkbar ungeeignet. In jeder Richtung waren viel zu viele Menschen mit Koffern und Rucksäcken, standen auf dem Bahnsteig herum und warteten auf den nächsten Zug.
Keiner von ihnen sah zu den beiden Männern hinüber. Keiner von ihnen bemerkte, dass der Mann in dem langen, schwarzen, zerrissenen Mantel dem anderen ein Messer an die Kehle hielt. Sie schienen unsichtbar zu sein und Russell fluchte in Gedanken, als ihm klar wurde, was das bedeutete.
Diesmal ging die Täuschung nicht von ihm aus. Im Gegenteil. Gerade jetzt wäre es ihm durchaus lieb, wenn diese Menschen ihn und vor allem den anderen Mann mit dem Messer bemerken würden. Warum reagierten sie nicht wie sonst? Keiner schrie auf. Keiner sah zu ihnen herüber. Russell wurde es plötzlich sehr kalt, als er langsam begriff.
Der Jäger war keiner von diesen schwachen, unbedeutenden Menschen. Dafür bewegte er sich zu schnell. Der andere war überhaupt gar kein Mensch. Russell spürte es jetzt genau, wo er so dicht hinter ihm war, dass er seinen Geruch und seine Präsenz voll wahrnahm. Kein Mensch hätte sie vor den Blicken der anderen verstecken können. Kein Mensch hätte sich ihm unbemerkt so nähern können. Kein Mensch vermochte so etwas. Nur ein Dämon.
Der Schwarze Jäger musste ein Dämon sein! Ein Dämon, der wie ein Mensch roch und handelte. Der eine menschliche Aura hatte und die Präsenz eines Dämons.
Aber wenn er selbst ein Dämon war, warum jagte er ihn dann? Sie waren von der gleichen Art. Sollte sie das nicht
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