Die Anderen III_ Das Siegel des Gaap: Gay Mystic Fantasyroman (German Edition)
Blick rasch zu Angelika.
„Ach, interessant! Aber „dick“ lässt du stehen?“, schniefte Max leise. Michael brummte nur, verdrehte die Augen und versteckte sich hinter seiner Tasse.
„Könnt ihr mal still sein“, ermahnte Roger sie, dessen Aufmerksamkeit ganz Angelika galt, die nun Worte aus dem Buch murmelte und mit der Hand den Rauch des Kohlebeckens weiträumig verteilte. Entschlossen klappte sie das Buch zu, schaute zu den Männern hin und holte tief Luft.
„Egal, was jetzt passiert, haltet euch ab jetzt da raus. Keiner von euch betritt diesen Kreidekreis, ist das klar?“, erklärte sie mit ernster Stimme. Die Männer starrten sie betroffen an. Schlagartig wurde ihnen die Ernsthaftigkeit der Situation bewusst und sie nickten. Roger stellte seine Tasse ab und wischte sich seine feucht gewordenen Hände an der Jeans ab. Nervös leckte er sich über die Lippen. Er spürte Angelikas Nervosität. Dies hier war keine einfache Beschwörung, auch sie hatte Angst davor.
„Egal, was ihr sehr, egal was ihr hört, bleibt außerhalb des Kreises!“, ermahnte Angelika erneut. Dann schluckte sie jede Unsicherheit hinunter, legte das Buch zur Seite und trat an das Kohlebecken heran, in dem die Kohle düster und orangerot leuchtete. Sie schloss die Augen und strich sich das Haar aus der Stirn.
In dem geringen Licht, welches von der glühenden Kohle ausging, sah sie plötzlich merkwürdig anders aus. Ihr Gesicht schien älter, faltiger und wirkte fremd und geheimnisvoll. Ihre Haare schimmerten im Schein der Kohlen, glommen in ihrem eigenen Feuer. Unmenschlich, entrückt wirkte sie, nur ihre bunte Kleidung, die man im Dunkeln lediglich erahnen konnte, erinnerte noch an Angelika.
Roger schluckte hart. Dies schien jemand anderes zu sein, viel älter, viel unheimlicher und auch gefährlicher. Von der Frau in der Mitte des Raumes ging eine geheimnisvolle, bedrohliche Aura aus. Sie streckte die Hände über das Becken, murmelte fremde Worte und Rauch stieg aus der Kohle und den darin knisternden Kräuter auf. Der weiße Rauch wandelte sich, wurde bläulich, schimmerte wie unter einem inneren Licht.
Neben Roger rutschte Max unruhig auf der Kante des Sofas hin und her. Angelikas Hände wanderten durch den blauen Rauch, schöpften ihn wie Wasser und versuchten ihn zu formen. Fragile Gebilde entstanden und flossen sofort wieder auseinander. Etwas schien darin Form annehmen zu wollen, doch die Rauchschwaden drifteten abermals auseinander. Angelikas murmelnde Stimme wurde fordernder, die fremden Worte kamen härter über ihre Lippen. Der Duft der Kräuter wurde plötzlich intensiver, drang gewalttätig in ihre Nasen ein, drohte ihre Lunge zu füllen, sie zu ersticken. Max würgte erschrocken und auch Michael hustete zweimal. Roger rang nach Luft, ein eigenartiger Druck lastete auf seiner Brust und er atmete unwillkürlich flacher und schneller. Schweiß brach ihm aus, klebte sein Hemd unangenehm an seinen Rücken.
Der Rauch flackerte und verwandelte sich kurzfristig in ein Bild und zerfaserte erneut. Rogers Hände krallten sich fest in den Stoff des Sessels. War das etwa Finns Gesicht in den wabernden Rauchschwaden gewesen? Er vermeinte, seine Augen gesehen zu haben. Der Moment war viel zu kurz gewesen, um wirklich etwas zu erkennen.
Die Kohle zischte. Angelika griff in eine ihrer vielen Taschen und warf erneut ein paar Kräuter auf die Glut, murmelte wiederholt die gleichen Worte. Der Rauch wallte plötzlich stärker hoch, ballte sich zusammen und nun erkannten alle wahrhaftig ein menschliches Gesicht im blauen Rauch. Das Antlitz eines jungen Mannes erschien. Seine Augen waren geschlossen, die Züge verzerrt und trotz des flackernden Lichtes in dem merkwürdigen Rauch konnte Roger deutlich eine dünne, rötliche Spur auf der linken Wange ausmachen.
Finn! Das war eindeutig sein Gesicht. Roger musste an sich halten, um nicht aufzuspringen und entgegen Angelikas Warnung in den Kreis zu treten. Neben ihm holten die anderen scharf Luft. Max' Augen schienen beinahe aus den Höhlen zu fallen. Er war ganz an die Kante des Sofas gerutscht und klammerte sich fest daran, als würde er Angst haben, abzustürzen. Michael hingegen starrte mit zusammengepresstem Kiefer auf den Rauch. Sein Gesicht war eine starre Maske, spiegelte keine Emotionen wieder, zeugte nur von seiner enormen Anspannung. Roger zwang sein Herz dazu, langsamer zu schlagen, bemühte sich, seinen rasenden Puls zu kontrollieren, ebenso wie das Zittern seiner Hände.
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