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Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)

Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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sofort auffiel. Durch seine Größe, verbunden mit einer gewissen Schlaksigkeit und Schüchternheit, wirkte er oft unbeholfen und auf jeden Fall eher unauffällig. Doch war er Dave aufgefallen. Was war an Finn anders?
    Nachdenklich strich Dave dem Schlafenden über das Kinn und die Wangen, genoss die Berührung der weichen Haut unter den Fingerspitzen. Nie hätte er geglaubt, dass er einen Menschen derart berühren und es genießen würde, Zärtlichkeiten zu geben. Tief in ihm war noch immer das Verlangen nach dem süßen Fleisch und Blut des Menschen. Auch die Gier nach seiner köstlichen Energie kreiste in seinen Adern. Daneben gab es allerdings jene Momente, in denen er nur den Anblick des Menschen genoss, den Körper ertasten wollte und den Geruch tief einatmen.
    Ein Mirjahn. Ausgerechnet ein Mirjahn.
    Sein Feind. Von all den Milliarden Menschen auf dieser Erde verliebte er sich ausgerechnet in denjenigen, der ihn zwangsläufig töten würde.
    Wenn er ihn nicht selbst vorher töten würde. Dave gab sich keinen Illusionen hin. Er hatte abermals die Kontrolle über den Dämon in sich verloren. Die Gier nach Finns Energie war viel zu groß, als dass er sie auf Dauer unterdrücken konnte, egal, wie sehr er diesen Menschen liebte.
    Beinahe menschlich seufzte er auf. Es gab keine Zukunft für sie beide, egal, wie sehr er sich das wünschen würde. Einer von ihnen würde den Anderen töten. Irgendwann. Es war unausweichlich.
    Dave verzog das Gesicht zu einem Lächeln. Ihre Zeit war limitiert, er wusste es. Gerade deshalb würde er jeden Moment davon voll auskosten.
    Er beugte sich vor, strich Finn ein paar Haarsträhnen aus der Stirn und fuhr mit dem Finger die Konturen seines Gesichtes nach, hauchte einen sanften Kuss auf die, sich leicht bewegenden Lippen. Er würde Finn vorerst nicht wecken. Wenn er ihn im Schlaf hielt, erholte er sich am besten davon, dass er ihm erneut seine Energie geraubt hatte.
    Diesmal war es nur wenig gewesen. Viel zu wenig. Nicht genug, um den Dämon zu sättigen, leider jedoch genug, um ihn gierig auf mehr zu machen. Hungrig genug war er, sich mehr zu wünschen. Er leckte sich unwillkürlich die Lippen und spürte den Dämon in sich hungrig knurren.
    Erneut seufzte Dave und sein Blick glitt über Finns nackten Körper. Die Schulter, wo Thubals Krallen tiefe Wunden hinterlassen hatten, war die einzig ernsthaftere Verletzung gewesen. Sie hatte sich geschlossen, aber man sah sie noch. Der Körper war übersät mit verheilenden blauen Flecken und Schürfwunden.

Der vertraute Geruch des Blutes stieg Dave in die Nase und er sog ihn gierig in sich auf, spürte erneut sein Verlangen steigen. Er beugte sich vor, leckte über eine halb verheilte Schramme an Finns Brust, zog sich allerdings sofort zurück, als Finn sich schläfrig bewegte.
    Dave richtete sich auf. Er würde ihm nicht wehtun. Niemand durfte das.
    Verfluchter Thubal. Wie hatte er es wagen können, Finn etwas anzutun? Unter dem Kalkberg hatte es sie zwei erneut zusammengeführt. Dieses Mal hatte Thubal allerdings den Einsatz erhöht, indem er Finn entführt hatte. Hatte er wirklich geglaubt, Dave auf seine Seite ziehen zu können, indem er Finn als Druckmittel benutzte und ihn töten wollte? Dave schüttelte missmutig den Kopf. Thubal war wirklich dumm.
    Andererseits hatte er zum ersten Mal etwas gefunden, mit dem er Dave wirklich treffen konnte. Dieser junge Mann war schließlich nur deshalb zum Opfer geworden, weil Dave etwas für ihn empfand. Damit war er angreifbar geworden, lenkbar, verletzlich.
    Dave knurrte leise. Der alte Dämon hatte eine Schwäche, war verletzbar, durch einen Menschen, seinen menschlichen Geliebten und seinen gleichzeitigen Todfeind. Durch einen Mirjahn.
    Oh, ja. Finn war einer. Dave hatte das erwachte Erbe während des Kampfes deutlich gespürt, ebenso wie alle anderen Dämonen. Zudem hatte Dave kaum die Augen von Finns kämpfender Gestalt nehmen können. Es war erregend genug gewesen, ihn an seiner Seite kämpfen zu sehen. Gewiss nicht nur deshalb, weil Finn nackt gewesen war.
    Noch einmal strich Dave über Finns Gesicht. Er liebte den Kampf, das Risiko, die Schnelligkeit des Augenblicks, die fließenden Bewegungen und die Tödlichkeit. So war es schon gewesen, als er vor vielen Jahren als Söldner unter den Menschen gelebt und seine Gruppe, die gefürchteten Schwarzen Vier in den Kampf geführt hatte.
    Damals. Hier. Als sie Bardowick dem Erdboden gleichgemacht hatten.
    Dave zog sich zurück, setzte sich an

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