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Die Angst der Boesen

Die Angst der Boesen

Titel: Die Angst der Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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heißeste Mädchen der Schule.
    Doch seine Gedanken sausten unwillkürlich zu dem Abend vor etwa drei Wochen und dem Anruf am nächsten Morgen. Nur Ilkay hatte er davon erzählt, denn der war der Vertrauenswürdigste und Verschwiegenste von allen. Wie Sven sich schon gedacht hatte, war Ilkay der gleichen Meinung gewesen wie er selbst: Über so eine Drohung konnte man sich erschrecken, aber tatsächlich bräuchten sie sich keine Gedanken zu machen. Sven hatte das Handy des Opfers, das das einzige Beweisstück und gleichzeitig die einzige Spur zu ihnen war, ja weggeworfen.
    Danach hatten sie kein Wort mehr darüber verloren.
    Auch Tatjana hatte wie vereinbart den Mund gehalten, Paule wahrscheinlich auch, weil er eingeschüchtert war.
    Nur Leon hatte Sven von sich aus ein einziges Mal angehauen und gefragt, ob er wüsste, was aus dem »armen Schwein« geworden sei.
    Sven hatte sich aufgeregt: »Wieso sagst du armes Schwein, Alter? Tut dir der Arsch jetzt leid, oder was?«
    »Nee, Quatsch, das nicht«, hatte Leon gemeint, dann aber doof rumgedruckst. Er wüsste gar nicht mehr genau, was eigentlich passiert wäre, wie schwer der verletzt war, er könnte sich kaum an was erinnern und es würde ihn interessieren, ob der wohl wieder auf die Beine gekommen wäre.
    »Hab nix Gegenteiliges gehört«, hatte Sven geantwortet und das Thema damit beendet. Sie hatten den nicht totgeschlagen, niemals, das hätten sie schließlich gemerkt.
    Sven war gerade dabei, sein Geschäft zu beenden, als er ein Geräusch hörte. Neben dem leisen Singen der Gleise, das weit hinter ihm den nächsten durchfahrenden Zug ankündigte, war da noch etwas. Klang wie das Knirschen kleiner Glasscherben unter einem schweren Stiefel, ganz nah. Überrascht drehte Sven den Kopf, so ruckartig, dass die letzten Tropfen Urin auf seine Turnschuhe fielen. Im nächstenMoment lief ihm ein Schauder durch den Körper. Der Penner stand direkt vor ihm, fast wie an dem Abend vor drei Wochen.
    Er war etwas älter, hatte aber die gleichen rotzigen Klamotten, die gleichen fettigen, rotbraunen Haare, die gleiche krumme Nase. Nur die Augen, die waren wirklich anders, nicht müde und wässrig, sondern berechnend, konzentriert, kalt.
    »Ey, du Arsch, macht’s dir Spaß, mir beim Schiffen zuzugucken?« Svens Stimme sollte polternd und einschüchternd klingen, aber der Einzige, der eingeschüchtert war, war er selbst. Wie lange hatte der andere schon wie ein Gespenst dagestanden und ihn angestarrt?
    Hastig versuchte Sven, sein Ding in die Hose zu packen, doch der plötzliche und unerwartet feste Griff des Penners um sein Handgelenk hinderte ihn daran. Die Stimme war ein böses Zischen: »Wie wär ’s mal mit ’ner milden Gabe für ’nen Obdachlosen?«
    »Was?« Sven riss sich los. Panik blitzte in seinen Augen auf. Er ahnte, dass der Anrufer vor ihm stand, auch wenn er sich nicht erklären konnte, wie der ihn gefunden hatte. Weil er nicht richtig angezogen war, konnte Sven sich aber nicht wehren. »Verschwinde, du Wichser!«, war alles, was er hervorbrachte.
    »Nein. Du wirst verschwinden. Denn ohne dich ist die Welt viel schöner, glaub mir.«
    Sven staunte noch, als er den ersten harten Stoß vor die Brust bekam. So was war ihm noch nie passiert. Dachte der Kerl nicht an die Folgen? Sven war kein Opfer, er war ein Kämpfer, er hatte ein Messer und das würde er gleich ...
    Während seine Hand endlich den Reißverschluss der Jeans hochzog, traf ihn aber schon der zweite Schlag und er stolperte rückwärts, bis ihn der dritte, härteste Stoß runtervom Bahnsteig auf die Gleise beförderte. Sein Handgelenk knackte übel. Schmerz schoss in den Arm und das Steißbein. In seinen Ohren rauschte laut sein Blut. Es rauschte wie das Sirren eines herannahenden Intercitys. Scheiße, der Zug! Ein warnendes Hupen war das Letzte, was Sven hörte, während er sich aufzurappeln versuchte.
21
    Tatjana traute ihren Augen nicht, als sie sah, mit wem ihre Freundin da vorm Haus rumknutschte. War das nicht der Volleyballtrainer? Sie blieb stehen und blickte direkt ins Auto. Mit dem Erfolg, dass der Typ sie bemerkte und sich hastig von Lilly verabschiedete. Die fauchte sie noch im Aussteigen an: »Musste das sein, Tatjana?!«
    »Was denn?«
    »Du verdirbst mir den ganzen Abend.«
    »Bloß weil ich neugierig bin?«
    Lilly schnaubte wütend, aber im nächsten Moment hatte das Auto gewendet, der Fahrer hupte und Lilly sprang vor Freude auf der Stelle und winkte ihm mit beiden Armen hinterher.
    »Ist

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