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Die Angst der Boesen

Die Angst der Boesen

Titel: Die Angst der Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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Mann schwieg.
    »Ey, rede! Was wollen Sie?« Ilkay merkte, wie sein Herzschlag sich beschleunigte. Er sah seine Freunde, die neugierig näher kamen; er wusste, sie wollten ihm helfen, aber er spürte gleichzeitig, dass sie das diesmal vielleicht nicht konnten. Er hob die Hand, damit sie zurückblieben, wollte trotz des Umgebungslärms genau verstehen, was der Unbekannte sagte.
    »Ilkay«, sagte er, »was meinst du: Wirst du der Nächste sein?«
    »Was?«, fragte Ilkay erschrocken. Augenblicklich dachte er an den Drohanruf, von dem Sven ihm vor einiger Zeit erzählt hatte. Sven hatte deswegen richtig Schiss gehabt, was extrem ungewöhnlich war.
    »Was?«, wiederholte er lauter, zwei-, drei-, viermal, er wiederholte es noch, als der Mann längst aufgelegt hatte.
    »Wer war das?«, fragten die anderen. »Was ist los mit dir? Du bist ja ganz blass. Trink noch was! Das Spiel geht gleich weiter.«
    Ilkay nickte und trank. Er war froh, während des Schluckens nicht sprechen, nicht antworten zu müssen. So einen unheimlichen Anruf hatte er noch nie bekommen.
    Sven vermutete, dass der Kerl, der ihn auf dem Pennerhandy angerufen hatte, der gleiche war, der sich auch schon auf dem Friedhof gemeldet hatte. Der Ohrenzeuge also. Aber woher sollte der jetzt Ilkays Nummer haben?
    Bestimmt steckte etwas anderes dahinter. Der Mann hatte schließlich mehrere Namen aus seiner Klasse genannt.
    Der Trainer rief sie zusammen: Lagebesprechung. Ilkayhörte kaum zu. Der Hinweis, dass die Gegner ausdauernd und besonders in der zweiten Halbzeit stark waren, interessierte ihn momentan wenig. Er hatte jetzt seinen eigenen, persönlichen Gegner.
    Wirst du der Nächste sein? , hatte der gefragt. Wobei der Nächste? Wollte er ihn fertigmachen?
    Sven hatte von einer Morddrohung gesprochen. Aber das war ja lächerlich. Das sagte man so, ohne es wirklich zu meinen. Trotzdem: Nach dem Spiel musste er sofort Sven anrufen und sich mit ihm besprechen.
    Die Mannschaften betraten das Feld zur zweiten Halbzeit. Ilkay zitterten die Knie. Er trug wie immer die Nummer vier und war einer der Größten seines Teams. Extrem leicht zu erkennen.Misstrauisch ließ er den Blick über die Menge gleiten. Wenn der Kerl hier war, wo stand er? Hatte er schon gemerkt, dass er Ilkay verunsichert hatte?
    Keine Chance, jemanden zu entdecken, von dem man nicht weiß, wie er aussieht. So viele Leute standen um den Platz, die meisten von ihnen Männer. Selbst die Bewohner der nahen Mehrfamilienhäuser lehnten sich zum Teil über ihre Balkonbrüstungen. Es konnte jeder sein.
    »Alles fit, Ilkay?«, fragte sein Mannschaftsführer.
    Er nickte automatisch. Wenn er fair wäre und das Beste für seine Mannschaft wollte, müsste er sich auswechseln lassen.
    Aber das kam nicht infrage. Was sollte ihm der Pennerfreund schon tun?
23
    Paul lenkte sich mit Chatten ab. Wenn eine gewisse Person online war, vergaß er alles um sich herum. Am liebsten hätte er seine Internetbekanntschaft einmal zu sich eingeladen,traute sich aber nicht. Selbst hinzufahren war auch keine gute Idee. Nico kam aus einer Großfamilie mit vier jüngeren Geschwistern und wohnte 157 Kilometer entfernt, in einem Haus, das Paul sich oft auf Google Earth angesehen hatte.
    Wie lange willst du denn noch warten? , schrieb Nico gerade. Irgendwann bin ich auch mal weg.
    Gib mir noch eineinhalb Wochen, acht Schultage, antwortete Paul.
    Er tippte schnell und seine schwitzenden Finger hinterließen feuchte Abdrücke auf der Tastatur.
    Ich wünschte mir, du hättest den Mut, jetzt schon zu dir selbst zu stehen , kam die ernüchternde Antwort.
    »Ja, hast du noch so ’nen tollen Rat?«, rief Paul und schlug mit der Hand so fest auf die Schreibtischplatte, dass das Glas mit den Stiften umfiel.
    Keine zwei Sekunden später klopfte seine Mutter an die Tür. »Was machst du denn die ganze Zeit? Hast du keinen Hunger?«
    »Gleich.«
    »So ein Computer macht einsam.«
    Einsam machen Menschen, die einen nicht so sein lassen, wie man ist, dachte Paul, aber er schwieg.
    Wie oft hatte er schon überlegt, es seinen Eltern zu sagen. Wie oft war er aus seinem Zimmer getreten, mit dem festen Vorsatz, es endlich hinter sich zu bringen. Wie oft hatte er sich schon überlegt, wie er es am besten anstellen könnte: Zuerst würde er sagen, dass er vielleicht verliebt sei. Und dann bei der Frage »In wen?« allen Mut zusammennehmen und locker einen Jungennamen nennen. Abwarten, dass der Groschen fiel, die Bombe platzte.
    So wollte er es machen. Doch

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