Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken
angetan.“
„Aber ich habe es auch nicht verhindert. Ich wusste, dass er zu viel trinkt und eine Wut auf die ganze Welt mit sich herumschleppt. Aber ich habe nie erwartet … Mord? Ich kann es immer noch nicht glauben.“
„Vielleicht ist er ja doch unschuldig. Vielleicht ist alles ein großer Irrtum und …“
„Sie hatten genügend Beweis, um ihn festzunehmen, Anna“, erwiderte er barscher als gewollt und beherrschte sich. „Eine Anklage ist ziemlich sicher.“
„Gibt es viele Beweise?“ Er hörte den Zweifel heraus und die Hoffnung. Beides tat wohl.
„Ja, sie haben eine ganze Ladung Beweise.“
Sie seufzte leise, trotz allem erleichtert, dass der Fall fast aufgeklärt war. „Und was jetzt?“
„Wir warten auf die Ergebnisse vom kriminaltechnischen Labor. Und wir suchen nach Verbindungen zu den anderen beiden Morden.“
„Und zu mir.“
„Ja.“ Er blickte schweigend an die Decke.
„Warum ich, Quentin?“ fragte sie nach einer Weile. „Warum hasst er mich so sehr?“
„Ich weiß es nicht. Er sagt nichts, also müssen wir nachforschen.“
„Aber was, wenn …“ Sie verstummte, als wisse sie nicht recht, wie sie es sagen sollte. „Und wenn er nun nicht der ist, der die Videoaufnahmen gemacht und die Botschaften an meine Freunde geschickt hat? Was, wenn er nicht hinter Minnies Briefen und Jayes Verschwinden steckt?“
Er sah sie wieder an. „Wir glauben, dass er es ist, Anna. Denk nach. Terry ist die Verbindung zwischen dir und Ben Walker. Ben war immer der Joker in diesem Spiel. Er kannte dich nicht. Also, warum erhielt er das Buch und den Hinweis, die Sendung einzuschalten? Eine dritte Person zog ihn, vermutlich wegen seines Fachgebietes, in die Sache hinein. Ben hat immer geglaubt, einer seiner Patienten stecke dahinter. Er hatte Recht.“
„Aber warum?“
„Das weiß nur Terry. Aber wir wissen es bald auch. Es braucht Zeit.“
Sie sah ihn verzweifelt an. „Doch wo ist Jaye, Quentin? Ich fürchte, wir haben keine Zeit. Wir müssen sie finden!“
„Wir suchen ja.“ Noch während er das sagte, war ihm klar, dass ihre bisherigen Anstrengungen nicht genügten. „Wir finden sie bestimmt.“
„Aber wie? Wie wollt ihr mit den Ermittlungen weiterkommen, wenn Terry nicht aussagt? Was, wenn sie davon abhängig ist, dass er ihr zu essen und zu trinken bringt? Was, wenn die Tage vergehen …“
„Wir durchkämmen seine Wohnung, sein Auto und seine Vergangenheit. Wir finden sie.“ Er rollte sich auf die Seite und fuhr ihr mit einem Finger über die Wange. „Ich bin froh, dass du nicht mehr bedroht bist, Anna. Ich bin froh, dass es für dich vorbei ist.“
„Ist es das?“ flüsterte sie. „Wie kann es für mich vorbei sein, solange Jaye Gott weiß wo steckt, allein und ausgeliefert? Wie soll ich mich da erleichtert fühlen?“
Er hatte darauf keine Antwort. „Was wirst du jetzt tun?“ Er fuhr mit dem Daumen ihre Kinnlinie entlang.
„Ich versuche, einen neuen Verleger und einen neuen Agenten zu finden.“ Sie lachte freudlos. „Und dann versuche ich wieder zu schreiben.“
„Tut mir Leid, dass Terry dir das angetan hat.“
„War nicht deine Schuld.“
„Er war mein Freund.“
„Trotzdem nicht.“ Sie nahm seine Hand und verschränkte ihre Finger mit seinen. „Geht es dir gut?“
„Mir geht es immer gut.“
„Lügner.“
Er führte ihre Hand an die Lippen und küsste sie. „Weißt du denn nicht, Cher, dass für Quentin Malone, den Charmeur und Herzensbrecher, das Leben eine einzige große Party ist?“
„Du hast mehr zu bieten als Charme“, erklärte sie mit leichtem Vorwurf in der Stimme wegen seines Sarkasmus.
Unter ihrem intensiven Blick fühlte er sich klein und verletzlich. Das missfiel ihm. Er küsste ihr noch einmal die Hand, stand auf und begann sich anzuziehen.
„Habe ich einen empfindlichen Nerv getroffen?“
„Das ist es nicht. Ich muss zurück. Die Arbeit ruft.“
„Ich setze auf dich, Quentin.“
Er sah sie nicht an, zog sein Polohemd über und nahm Waffe und Schulterholster. „Ich hoffe, du bist keine leidenschaftlicher Spielerin, sonst stirbst du verarmt.“
Er hörte das Rascheln des Bettzeugs, dann das Geräusch nackter Sohlen bei jedem Schritt. Anna hatte sich einen Morgenmantel übergeworfen und schlang Quentin von hinten die Arme um die Taille. „Ich glaube an dich. Rede mit mir, sag mir, was du denkst.“
Der Verdacht, dass sie ihn auf ein Podest stellte, machte ihn gereizt. Er drehte sich in ihren Armen und wollte nur
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