Die Angst spielt mit
Jeanne schluchzte herzzerreißend. “Er sagte … so schreckliche … Dinge. Und … und er verbietet mir …”
Kevin erinnerte sich daran, dass sie ihrem puritanischen Vater verschwiegen hatte, im Theater, einem Ort der Sünde, zu arbeiten. “Ihr Vater?”, tippte er. “Was hat er herausgefunden?”
“Alles … über das Stück. Ich kann nicht … kann es nicht machen. Es tut mir … leid.”
“Aber, Miss Squires …”
“Sie werden … sensationell sein als … Sam, Kevin”, sagte sie und legte auf.
Kevin starrte ungläubig auf den Hörer.
Es klingelte an der Tür. Kaum hatte er sie geöffnet, als Maggie auch schon wie ein Sturmwind hereinfegte, schwer beladen mit Fotokopien des
Tab.
Sie schoss dem ultraordentlichen Schreibtisch einen schnellen Blick zu und warf die Blätter auf den Teppich vor dem Kamin.
“Das ist unglaublich”, murmelte sie, während sie die Blätter auf dem ganzen Teppich ausbreitete. “Stehen Sie nicht einfach so da!” Sie setzte sich mit gekreuzten Beinen auf den Teppich.
Kevin kauerte sich zögernd neben sie. Sie zog ihn am Arm, sodass er sich auf die Knie sinken lassen musste. Das passte ihr auch noch nicht. Sie versetzte ihm noch einen Stoß, bis er richtig saß.
“Was soll das?”, fragte er, während sie weiterwühlte.
“Warten Sie! Lassen Sie es mich ein wenig ordnen. Es ist fantastisch … Sam … echt!”
“Sam?”
Sie sah ihn verständnislos an.
“Sie haben mich soeben Sam genannt.”
“Nein, ich sagte, Sam ist echt.”
Jetzt sah Kevin sie verständnislos an.
“Die ganze Sache, Kevin. Alles echt! Parker Anderson hat es nicht erfunden. Er hat lediglich die Namen geändert, um die Unschuldigen zu schützen. Oder …” Sie stockte. “ … die Schuldigen.”
“Was?” Kevin griff nach dem ersten Blatt – einer Fotokopie eines Artikels im
Thornhill Tab
vom 6. Juli 1947. Er las die Schlagzeile. “Merrill-Baby entführt. Hunderttausend Dollar Lösegeld.” Kevin las den ganzen Artikel. Zweimal. Dann griff er nach dem nächsten Blatt, das Maggie ihm reichte. “Lösegeld bezahlt. Baby noch immer vermisst.”
“Die Polizei hat das kleine Mädchen nie gefunden. Der Kidnapper behielt das Geld und gab Julianna Merrill nicht zurück”, sagte Maggie, während Kevin sie anstarrte. Sie griff nach einer weiteren Fotokopie und fasste zusammen: “Ein Farmer namens Higgins aus Robin’s Creek wurde des Verbrechens angeklagt und verurteilt. Alle glaubten, er habe das Baby getötet und die Leiche versteckt. Alle ausgenommen Arlene Merrill, die Mutter des Babys.”
“Und Parker Anderson?”, fragte Kevin. “Wie passt er dazu?” Maggie zuckte mit den Schultern. “Er wird nicht erwähnt. Aber es würde passen, wenn man gemäß seines Stückes in Betracht zieht, dass er im wahren Leben ein Schnüffler war, der von Arlene Merrill engagiert wurde, um ihr Baby zu suchen.”
“Sie denken … der Rest ist wahr?”, fragte er.
“Dass er und Arlene Merrill … sich verliebten?”
Kevin wurde rot. “Nein … ich meinte … die Verdächtigen. Ob die Verdächtigen in dem Stück …”
“Ob sie im wahren Leben Verdächtige waren?”, beendete Maggie den Satz. “Ja. Ja, ich bin ganz sicher. Ich weiß sogar, wer einer von ihnen ist. Oder ich bin zumindest sehr sicher.”
“Wer?” Doch bevor sie antwortete, nickte er. “Der Buchhalter Rodney Upton.” Sein schmales, attraktives Gesicht begann zu leuchten. “Ernie Novak.”
Impulsiv umarmte sie ihn kurz als Belohnung für sein schnelles Begreifen.
Ihre kurze Berührung brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Er griff hastig nach einem anderen fotokopierten Artikel.
Maggie zog sich zurück. Sie hatte in den letzten vierundzwanzig Stunden doch ein wenig zu viel an Kevin Payne denken müssen.
“Also, was meinen Sie?”, fragte Maggie.
Kevin antwortete nicht sofort. “Ich bin verwirrt”, sagte er schließlich. Es war in vielerlei Hinsicht eine Untertreibung.
“Ja”, murmelte Maggie. “Ich auch.” Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Artikel.
Eine Frage tauchte in Maggies Gedanken auf. Reagierte sie so auf Kevin oder auf diese Person, die so unerwartet auf der Bühne zum Vorschein gekommen war? Und dann kam ihr noch ein weiterer beunruhigender Gedanke. Hatte sie ihn vorhin wirklich Sam genannt? Begannen sich die Grenzen zu verwischen?
Kevin, der sonst stets nach Worten suchte, überraschte sich selbst, als ihm einige richtige Worte einfielen. “Haben Sie schon zu Mittag gegessen?”
“Also …
Weitere Kostenlose Bücher