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Die Angst spielt mit

Die Angst spielt mit

Titel: Die Angst spielt mit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elise Title
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nein.” Sie sah auf ihre Uhr.
    “Erwarten Ihre Kinder Sie?”, fragte er.
    “Oh … nein. Nicht vor fünf. Leif hat Baseballtraining, und Michael trägt den
Tab
aus.” Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. “Es war die Idee meiner Mutter. Sie glaubt, dass Michael sich bessern wird, wenn er Verantwortung übernehmen muss.”
    Befangene Stille.
    “Also”, sagte Maggie endlich. “War das nur eine rhetorische Frage? Oder … haben Sie an etwas Bestimmtes gedacht?”
    Kevin hob verwirrt die Augenbrauen.
    Maggie lächelte. “Mittagessen?”
    “Oh … ja. Mittagessen. Sie … sagten …”
    Maggies Blick glitt über den Stapel Fotokopien in ihren Armen. Ihre Augen leuchteten auf. “Schlagen wir doch zwei Fliegen mit einer Klappe. Ein wenig Mittagessen und ein wenig Detektivarbeit.”
    “Detektivarbeit?”
    Die Cafeteria im Harriet Mitchner Hospital war gar nicht so schlecht für ein Krankenhaus. Außerdem ging es weniger um das Essen als um einen Besuch bei Ernie Novak.
    Maggie sah zu, wie ihr Gegenüber sorgfältig etwa ein Drittel des Päckchens mit Salatdressing über seinen Salat goss. Kevin fing das Lächeln auf, das sie unbewusst zeigte.
    “Schon gut, ich neige zu Zurückhaltung. Und man hat mir schon vorgeworfen, übergenau, überordentlich und übervorsichtig zu sein.”
    Maggie wunderte sich, wer die Vorwürfe ausgesprochen hatte, fragte ihn jedoch nicht danach. Stattdessen sagte sie: “Hat wohl was mit dem Gebiet zu tun.”
    “Welchem Gebiet?”
    “Mathematik.” Sie spritzte den ganzen Senf auf ihr Sandwich. “Ich bewundere Sie, Kevin. Ich beneide Sie sogar.”
    “Wirklich?”
    “Ja. Sie wirken so … ausgeglichen. Sie. Ihr Leben. Sie haben einen Rhythmus, eine Routine, eine Struktur.”
    “Es klingt außerordentlich öde, wenn man es so in Worte fasst.” Er beugte sich auf seinem Stuhl vor und sah sie an. Seine Augen waren sehr blau und sehr ablenkend.
    “Nein, nicht öde. Vernünftig”, behauptete Maggie.
    Kevin spießte sich ein Stückchen Schinken auf seine Gabel und schob es sich langsam in den Mund. “Darf ich Ihnen ein Geständnis machen, Maggie?”
    Maggie nickte und nahm einen Schluck von ihrem Drink.
    “Ich wollte aus dem Stück aussteigen. Ich habe sogar bereits Jeanne Squires angerufen.”
    “Aussteigen? Warum? Sie waren unglaublich gut.”
    Er spielte mit seiner Gabel. “Ich … habe mich da oben wie ein Fremder gefühlt. Als hätte Sam mich beiseitegeschoben und wäre in meine Haut geschlüpft. Es war … beunruhigend.”
    “Mir ging es ähnlich mit Veronica”, gab Maggie ruhig zu. Aber es war auch … erregend.” Ihre Blicke trafen sich. “Und zu wissen, dass es die beiden wirklich gegeben hat, macht es noch faszinierender.” Sie zögerte. “Warum haben Sie beschlossen, doch dabeizubleiben?”
    “Ich habe es eigentlich gar nicht beschlossen. Ich hatte gar keine Gelegenheit dazu.” Er schilderte Maggie kurz sein Telefongespräch mit der verstörten Jeanne Squires.
    Maggie runzelte die Stirn. “Ihr Vater ist ein Tyrann.”
    “Das ist sein Ruf in der Stadt, seit ich mich erinnern kann.”
    “Warten Sie nur, bis meine Mutter hört, dass dieser alte Zuchtmeister Jeanne befohlen hat, aus dem Stück auszusteigen. Sollte mich nicht überraschen, wenn Mom direkt zu ihm marschiert und ihm die Meinung geigt. Was kann er schon dagegen haben?”
    “Maggie, zeigen Sie mir noch einmal diese Zeitungsartikel.” Kevin setzte seine Lesebrille auf und überflog die Blätter. “Hier”, verkündete er dramatisch und deutete auf eine Stelle.
    Maggie ging um ihn herum und spähte ihm über die Schulter. Dann sah sie Kevin an. “Die Adresse der Merrills? Holly Hill Road?”
    “Raten Sie, wo dieser alte Tyrann, Norton Squires, wohnt, Maggie.”
    Ihre Blicke begegneten sich. “Holly Hill Road?”
    Kevin nickte.
    Maggie presste die Hand an ihren Mund. “Tyrone Knight, Veronicas puritanischer Nachbar.”
    Zuerst Novak, jetzt Squires.” Kevins blaue Augen schimmerten. “Die Sache wird heißer.”
    “Gehen wir nach oben zu Novak”, schlug Maggie vor.
    Als sie auf den Ausgang zugingen, hielt Kevin sie am Arm fest. “Wir müssen … behutsam sein, Maggie. Wir wollen dem armen Kerl nicht noch einen Schlaganfall verpassen. Immerhin könnten wir völlig danebenliegen.”
    “Meine Großmutter ist überzeugt, dass Mr. Novak verstört war, als sie ihm von dem Stück erzählte.”
    “Umso mehr ein Grund, nichts zu überstürzen …”
    Sie fasste lächelnd in ihre Tasche und holte eine

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