Die Angst spielt mit
beging Selbstmord.”
Maggie starrte ihn entsetzt an. “Oh Kevin, wie tragisch!”
Kevin nickte langsam.
Sie fühlte Tränen in ihren Augen brennen. “In gewisser Weise war es Mord. Arlene muss endlich überzeugt gewesen sein, dass der Kidnapper Julianna getötet hatte, und damit konnte sie nicht leben. Obwohl sie Parker liebte, war sie so verzweifelt.” Als Mutter verstand Maggie Arlene Merrills Verzweiflung nur zu gut. “Der Kidnapper hätte ihr genauso gut ein Messer ins Herz stechen können.”
Als sie diese letzten Worte aussprach, liefen ihr Tränen über die Wangen. Kevin streckte tröstend die Hand aus, doch Maggie zog sich zurück und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.
“Warum hast du mir das nicht erzählt, als du es herausgefunden hattest?”, fragte sie. “Warum hast du gewartet, bis ich es zur Sprache bringe? Hast du gehofft, ich würde es vergessen? Warum wolltest du es vor mir verschweigen, Kevin?”
Er seufzte. “Weil ich wusste, dass du dann ganz sicher an der Sache festhängen würdest.”
Trotz ihres Mitgefühls und ihrer Trauer um die schon lange verstorbene Arlene Merrill verzog sich Maggies Mund zu einem langsamen Lächeln. “Kevin Payne. Du kannst reden, aber du hängst doch selbst schon an der Sache. Deshalb hast du deine Schwester dazu gedrängt, mit Novak zu sprechen. Du kannst dieser schrecklichen Angelegenheit genauso wenig wie ich den Rücken zuwenden.”
“Nein, das stimmt nicht. Na gut, vielleicht dachte ich kurze Zeit, sehr kurze Zeit, wir könnten …”
Doch Maggie schnitt ihm begeistert das Wort ab. “Es ist, als wären Veronica und Sam zu einem Teil von uns geworden. Wir sind gezwungen zu beenden, was die beiden begannen, besonders jetzt nach dem tragischen Ende der beiden. Siehst du das nicht? Es ist Schicksal, Kevin.”
Er sah das wilde, entschiedene Glitzern in ihren Augen. Oh, diese Augen! Er brauchte seine ganze Willenskraft, um nicht diesen gefährlichen haselnussbraunen Augen zu verfallen. “Es ist verrückt, Maggie. Es ist zu gefährlich. Abgesehen davon glaube ich nicht an Schicksal. Oder an Märchen. Wir sollten aus dieser Sache aussteigen, bevor wir zu tief verstrickt werden.” Er versuchte, entschieden zu klingen. Er versuchte noch angestrengter, das raue Verlangen in sich zu unterdrücken. Er versagte total in beiden Punkten.
“Wüsste einer von uns, was gut für uns ist, wären wir dann überhaupt hier?”, murmelte sie mit einem vollen Vibrato.
Kevin starrte sie an. Wer sprach jetzt? Maggie oder Veronica? Die Grenzen zwischen Realität und Schauspielerei verwischten sich mehr und mehr. “Wir steuern auf großen Ärger zu. Das weißt du”, murmelte er.
Ihre haselnussbraunen Augen wanderten langsam über sein Gesicht. “Ärger scheint die Geschichte meines Lebens zu sein.” Ihre Stimme war tief und atemlos. Eine lose Welle ihres kastanienbraunen Haars fiel ihr in die Augen. Kevin strich sie zurück.
Maggie neigte sich ihm leicht entgegen. Sie standen noch immer in seiner Küche, in das schwache Licht der Straßenlampe vor seinem Fenster getaucht. Sie verspürte eine trunkene Schwäche und warf ihm ein mutwilliges Lächeln zu. Er streichelte ihre Wange und danach zärtlich ihr Haar. Ihr Lächeln schwand, und sie seufzte tief auf. “Wir stecken gemeinsam in dieser Sache, nicht wahr, Kevin?”
Er beugte sich vor und drückte seine Lippen auf die ihren. Maggie verlangte nach mehr, trotz all ihrer Bemühungen zur Selbsterhaltung. Beunruhigende Empfindungen jagten durch ihren Körper. Heftige Anziehung mischte sich mit nervöser Spannung. Sie konnte damit nicht fertig werden, sagte sie sich immer wieder. Sie sollte es gar nicht erst versuchen.
Kevin hatte seinerseits beunruhigende Gedanken. Na schön, vielleicht konnte er wieder in die Rolle des Schnüfflers, des Plattfußes schlüpfen und Maggie an sich ziehen, sie mit heißen, harten Küssen verschlingen, sie auf seine Arme heben und sie zu seinem Bett tragen und sie wild und leidenschaftlich im verwegenen Sam-Reardon-Stil lieben. Doch früher oder später – und bei seinem Glück wahrscheinlich früher – würde die Realität hereinbrechen. Kalte, harte Realität würde ihn daran erinnern, dass er nicht wirklich Sam Reardon war. Er war kein zynischer, raubeiniger, harter Privatdetektiv aus den Vierzigerjahren, der in einer Zeitfalte steckte mit einer heißen kleinen Nummer, die in der Abteilung Aussehen und Unverfrorenheit genug aufzuweisen hatte, dass dem stärksten Mann die Knie
Weitere Kostenlose Bücher