Die Angst spielt mit
wissen, was gut für uns ist, hören wir auf, Plattfuß zu spielen.”
“Ein Baby wurde entführt, Kevin. Ein Unschuldiger kam ins Gefängnis. Und der Schuldige ist noch immer auf freiem Fuß.”
“Indizien. Wir haben keinen einzigen Beweis.”
“Du hast recht, Kevin. Wir haben keinen Beweis. Noch nicht.”
“Hat dir dieser Anruf nicht genug Angst gemacht?”, fragte er mit sorgenvoll gerunzelter Stirn.
“Dieser Anruf beweist nur, dass wir einer Sache auf der Spur sind. Irgendjemand will mir Angst machen, damit ich aufhöre herumzuschnüffeln. Wer? Und warum?”
“Nun”, überlegte Kevin, “vielleicht ist es jemand, der Angst hat, du könntest andere hässliche Geheimnisse aus der Vergangenheit aufdecken – mal angenommen, es ist nicht der Kidnapper. Oder es wäre auch möglich, dass es ein Verwandter des Kidnappers ist – jemand, der nicht will, dass die Wahrheit über diesen oder sonst jemanden enthüllt wird.”
Maggies Augen weiteten sich. “Kevin, mir ist soeben etwas eingefallen!”
Genau das fürchtete er. “Was?”, fragte er automatisch.
“Was ist, wenn Baby Julianna nicht nur überlebt hat, sondern auch nach Thornhill zurückgekommen ist und sich rächen will? Wenn sie uns aus dem Weg haben will, damit sie zu ihren eigenen Bedingungen mit dem Kidnapper fertig werden kann?”
“Woher sollte sie wissen, wer der Kidnapper ist? Woher sollte sie überhaupt wissen, dass sie als Kind entführt worden war?”
“Parker Anderson. Er hat nie aufgegeben, Kevin. Was ist, wenn er nach all diesen Jahren endlich die Wahrheit herausgefunden hat? Wenn Anderson endlich einen handfesten Beweis gefunden hat? Und dafür mit seinem Leben bezahlt hat?”
“Was für einen Beweis? Wo ist der Beweis? Und was ist damit denn passiert?”
“Ich weiß es nicht. Vielleicht ist er noch immer vorhanden, und wir können ihn einfach nicht erkennen. Oder …” Sie blinzelte. “Warte einen Moment, Kevin! Ich habe eine Theorie. Was ist, wenn der Kidnapper mit Anderson einen Handel abgeschlossen hat?”
“Was für einen Handel?”
Maggies Augen funkelten. “Wenn Anderson den Beweis zerstörte, würde der Kidnapper den Aufenthaltsort von Julianna Merrill enthüllen.” Sie hielt das für eine brillante Theorie und sah Kevin Beifall heischend an. Doch Kevin wirkte alles andere als erfreut.
Betroffen
passte als Beschreibung sicher besser.
“Maggie, denk doch nach. Du servierst eine wilde Theorie nach der anderen, und jede beruht nur auf reinem Raten.”
“Ich sage dir, woran ich denke, Kevin. Ich denke an die arme Arlene Merrill.” Sie stockte und richtete den Blick auf Kevin.
“Arlene Merrill”, wiederholte sie. “Was wurde aus ihr? Wohin ist sie gegangen? Lebt sie noch?” Sie hielt ihre Fragen für rein rhetorisch, bis Kevin die Antworten lieferte. Zögernd.
“Nein. Sie ist tot.”
Maggie sah ihn verblüfft an. “Woher weißt du das?”
“Ich … habe Daisy dazu gebracht, Ernie Novak ein paar Dinge zu entlocken.”
“Hast du nicht gesagt …”
“Novak gab Daisy eine kurze Schilderung, und dann sagte er: ‘Schluss damit!’ Und Daisy sagt, dass er es ernst meint. Es ist einfach zu schmerzlich für ihn.”
“Na schön, was hat er ihr erzählt?”, fragte Maggie begierig.
Kevin ließ sich mit der Antwort ein paar Sekunden Zeit.
“Die Merrills zogen ungefähr sechs Monate nach der Entführung aus Thornhill weg.”
“Zusammen? Haben sie wieder zueinandergefunden?”
“Nein. Die Entführung war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Er kehrte zurück in den Mittleren Westen, und sie …”
“Zog nach Boston? Um bei Parker zu sein? Damals muss sie ihm dieses Buch mit den Browning-Gedichten gekauft haben.”
“Sie ging tatsächlich für eine Weile nach Boston”, bestätigte Kevin. “Aber ich schätze, es hat nicht funktioniert. Novak sagte, Arlene wäre letztlich nach San Diego zurückgekehrt, wo sie Angehörige hatte.”
“Und sie starb in San Diego?”
Kevin nickte und vermied es, Maggie in die Augen zu sehen.
“Wann?”
“Wann?”, echote er und täuschte Begriffsstutzigkeit vor.
“Kevin, wann starb sie?”
Er rieb sich den Nacken. Seine Muskeln waren steif. “Sie starb ein paar Monate, nachdem sie nach San Diego zurückgekehrt war.”
Maggie betrachtete ihn eingehend. Irgendetwas gab es, das er ihr brennend gern nicht mitteilen wollte. “Wie ist sie gestorben, Kevin?” Sie bekam eine Gänsehaut. “Mord?”
Er ließ sich mit der Antwort Zeit. “Sie
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