Die Angst spielt mit
schwach wurden.
“Kevin?”
Maggie musste ihn ein wenig anstoßen, um ihn wieder aus seinen Überlegungen aufzuschrecken.
“Tut mir leid”, murmelte er und wischte sich einen Schweißtropfen von der Stirn.
Maggie dachte, dass er sich bloß für den keuschen Kuss auf ihre Lippen entschuldigte. Sie wusste wenig über die stürmischen Gedanken, die ihm durch den Kopf gegangen waren.
“Nennen wir es einen Gutenachtkuss”, sagte Maggie und bemühte sich um Nonchalance.
Kevin lächelte mühsam. “Maggie, ich bin in so etwas einfach nicht gut”, gestand er.
Sie zwang sich zu einem Lächeln. “Ist schon gut.” Etwas Besseres fiel ihr im Moment nicht ein.
“Also … dann sollten wir uns jetzt hinlegen”, sagte er und fürchtete, falls er noch mehr sagte, würde es zu anzüglich klingen, zu sehr wie aus einem Schnüfflerfilm aus den Vierzigerjahren.
“Wenn du ein Kissen und eine Decke übrig hast, rolle ich mich auf deiner Couch zufrieden wie ein Kätzchen zusammen”, erwiderte sie mit falscher Fröhlichkeit und eilte an ihm vorbei ins Wohnzimmer.
Er kam hinter ihr her. Maggie fand, dass Kevins peinlichst saubere Wohnung ihre fehlgeschlagenen Versuche in puncto Ordentlichkeit weit in den Schatten stellte. Andererseits wohnten bei ihm auch keine zwei aktiven Jungen.
“Schlaf bitte in meinem Bett, Maggie.”
Sie wirbelte zu Kevin herum.
“Ich meine … ich nehme … die Couch …”, stammelte er.
Maggie lachte lauf auf. “Wieso fühle ich mich plötzlich wie ein Schulmädchen?”
“Das muss an meinem pubertären Verhalten liegen.” Als wolle er sie überzeugen, zeigte er ein sehr jungenhaftes Lächeln. Ein sehr ansprechendes Lächeln.
Maggie lächelte zurück. Sie war unweigerlich beeindruckt.
“Ich glaube allmählich”, sagte er leise, “wenn wir zusammen sind, ist es für uns das Schwerste, mit uns selbst fertig zu werden.”
Maggie ließ sich seine Bemerkung ein paar Sekunden durch den Kopf gehen. “Vielleicht ist mehr an ‘uns selbst’ dran, als wir erkennen.” Sie zwang ihren Blick zur Couch. “Sieht bequem aus”, stellte sie fest. “Und ich will dich wirklich nicht aus deinem eigenen Bett vertreiben, Kevin.”
Wie sehr er doch in Versuchung geriet zu sagen:
Wir könnten mein Bett teilen
, aber er verschluckte die Worte, weil er wusste, dass er den Vorschlag nicht mit Stil in die Tat umsetzen konnte, wenn er nicht vorgab, ein anderer zu sein. Und wenn er jemals Maggie Mead in sein Bett nahm, wollte er nicht, dass irgendetwas daran nur vorgetäuscht war.
Kevin klopfte an seine Badezimmertür, nachdem die Dusche abgestellt worden war.
“Bin gleich fertig”, rief Maggie.
“Hör mal, morgen ist Waschtag, und darum bin ich … ein wenig knapp … mit Pyjamas. Hoffentlich reicht das.” Genau genommen schlief er für gewöhnlich in seinen Boxershorts und besaß nur einen Pyjama. Daisy hatte ihn vor ein paar Weihnachtsfesten gekauft, und Kevin hatte Schwierigkeiten gehabt, ihn jetzt zu finden. “Du wirst in der Hose versinken, aber …”
Die Tür öffnete sich. Maggie hatte ihren feuchten Körper in ein Veloursbadetuch gewickelt und lächelte ihn verlockend an. “Wir könnten uns den Pyjama teilen. Welche Hälfte willst du? Die obere oder die untere?”, scherzte sie.
Kevin lächelte nicht. Er kapierte den Scherz nicht. Verdammt, er hörte den Scherz nicht einmal. Er war zu sehr damit beschäftigt, von dieser schimmernden Nymphe fasziniert zu sein. Der aus der offenen Tür quellende Dampf schien sich in einer zärtlichen Umarmung um sie beide zu schlingen.
“Na schön, es war nicht so lustig”, sagte Maggie entschuldigend und bemerkte nichts von seiner Reaktion auf ihr Erscheinungsbild nach der Dusche. Sie nahm ihm das Oberteil des Flanellpyjamas aus der Hand und zog es an, knöpfte es bis oben hin zu und ließ das Handtuch darunter zu Boden fallen. Kevin starrte nach unten.
“Du bist an der Reihe.”
Kevins Kopf ruckte hoch, sein Gesicht wurde dunkelrot.
“Mit dem Badezimmer”, sagte Maggie und unterdrückte ein Lächeln.
Es klopfte scharf an der Haustür. Kevin wollte sich soeben ins Bett legen, und Maggie machte es sich gerade auf der Couch bequem.
Alarmiert sprang Maggie hoch, jagte zum Schlafzimmer und prallte mit dem oben herum nackten Kevin in der Tür zusammen.
“Wer kann das sein?”, flüsterte sie besorgt.
“Ich weiß es nicht”, flüsterte er zurück, während noch mehrmals energisch geklopft wurde. Er packte Maggie an den Schultern und schob
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