Die Angst spielt mit
war schon tot.
Der Kessel floss über. Maggie war erstarrt. Kevin kam zu ihr und drehte den Wasserhahn ab. Maggie hielt noch immer den Hörer. Den toten Hörer.
Kevin nahm ihn ihr ab und legte auf. “Wer war das?”, fragte er besorgt.
Maggie hörte nicht einmal seine Frage. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Sie schauderte. Kevin zog sie sofort in die Arme.
Es dauerte eine Weile, bis sie die erschreckende Botschaft hervorbrachte.
Kevin starrte sie sprachlos an. Dieser Anruf konnte nicht als Streich abgetan werden. Das war eine direkte Drohung, die etwas mit dem Merrill-Kidnapping zu tun haben musste.
“Maggie”, sagte er fest. “Du wirst heute Nacht nicht hierbleiben. Wenn dieser Kerl wieder anruft, wirst du nicht hier sein.”
Sie sah Kevin eine Weile an. “Ich bin nicht sicher, dass es ein Er war. Die Stimme klang so dumpf.”
“Wer immer es auch war, du wirst dir heute Nacht keine Drohungen mehr anhören. Und morgen verschaffst du dir eine Geheimnummer und Sicherheitsschlösser.”
Maggie nickte gehorsam. Sie ließ sich nicht leicht einschüchtern, aber sie war auch nicht närrisch. Nein, dachte sie, sie war schlau.
Eine schlaue Puppe.
“Kevin!”, sagte sie und packte seinen Ärmel. “Er hat mich eine Puppe genannt.”
“Was?”
“Puppe. Niemand verwendet mehr diesen Ausdruck. Er ist altmodisch.”
“Unser Kidnapper”, sagte Kevin. “Der könnte altmodische Ausdrücke verwenden. Wir sollten deinen Vater anrufen.”
In diesem Moment klingelte das Telefon erneut. Maggie zuckte zusammen.
Kevin packte sie am Arm. “Schnapp dir deine Handtasche und lass uns von hier verschwinden.”
Maggie griff nach ihrem Notizbuch und Parker Andersons Gedichtband. Sobald sie Gelegenheit hatte, wollte sie ihn sorgfältiger durchgehen. Sie vergaßen beide den Anruf bei der Polizei.
Darauf zu bestehen, dass Maggie nicht über Nacht zu Hause blieb, war eine Sache. Was Kevin mit ihr machen sollte, war eine andere. Sie musste die Nacht bei ihm verbringen.
“Du könntest mich für die Nacht zu Paula Dubois bringen”, schlug sie vor. Paula war eine junge Frau, die Mildred Mead unter ihre Fittiche genommen hatte, als Maggie am College war. Paula war damals noch ein Teenager gewesen. Ein schwangerer Teenager, der aus dem Elternhaus geworfen worden war. Mildred hatte sie bei sich aufgenommen, war Patin ihrer Tochter Jessica geworden und hatte Paula geholfen, ein erfolgreiches Geschäft mit Apfelkuchen zu starten.
“Es ist schrecklich spät, um jetzt noch bei jemandem aufzutauchen”, sagte Kevin. “Du würdest Paula wecken.”
“Das stimmt.” Sie zögerte. “Ich könnte mir ein Zimmer im Hotel nehmen.”
“Und morgen früh fragt die halbe Stadt, warum!” Kevin räusperte sich. “Wir wollen doch nicht, dass sich herumspricht, was alles passiert ist, Maggie, zumindest bis wir morgen mit deinem Vater gesprochen haben.”
“Du hast wahrscheinlich recht.”
“Du bleibst bei mir”, sagte er. “Ich nehme die Couch …”
“Oh nein, ich nehme die Couch.”
“Wie auch immer”, murmelte Kevin.
Befangenes Schweigen trat ein.
Eine Minute später betätigte Kevin die Fernsteuerung für sein Garagentor. Er fuhr den Wagen selten in die Garage, aber jetzt tat er es, damit keine neugierigen Nachbarn seinen Schlafgast sahen. Anders als Maggie hielt Kevin die Tür zwischen Garage und Küche verschlossen. Als sie neben ihm stand, fummelte er mit dem Schlüssel und stellte entnervt fest, dass seine Hand zitterte.
Maggie fühlte sich ihrerseits ebenfalls ziemlich unbehaglich. Es war lange, lange her, seit sie eine heimliche Nacht in der Wohnung eines Mannes verbracht hatte. Rasch tadelte sie sich dafür, dass sie dem Anlass zu viel romantische Bedeutung beimaß.
Als Kevin endlich das Schloss schaffte und die Küchentür öffnete, begann sein Telefon zu klingeln. Maggie packte hart seinen Arm.
“Und wenn er das ist?”, flüsterte sie, als könne der Anrufer ihre Stimme hören.
Zweites Klingeln.
“Oder sie?”, flüsterte Kevin zurück.
Drittes Klingeln.
“Wenn wir nun verfolgt wurden?” Ihr Griff an seinem Ärmel verstärkte sich.
“Oder vielleicht soll jetzt ich gewarnt werden.”
Viertes Klingeln.
“Geh nicht ran, Kevin.”
“Und wenn es nicht der Kidnapper ist?”
Fünftes Klingeln.
“Wenn er es doch ist?”
Kevin presste die Lippen aufeinander und überlegte die Frage. Er brauchte nicht allzu lange zu überlegen.
Es gab kein sechstes Klingeln.
6. KAPITEL
“M aggie, wenn wir
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