Die Angst spielt mit
warf ihr einen bekümmerten Blick zu. “Es ist wieder eingebrochen worden.”
“Wollen Sie mit diesem Theater aufhören, Bertie”, murmelte Helen am nächsten Morgen. “Sie haben doch den Arzt gehört. Es geht mir gut. Ich bin nicht nur eine sture alte Frau, sondern auch eine dickköpfige. Es ist eine kleine Beule, mehr nicht.”
Bertie Sanborn schüttelte die Kissen hinter Helen Meads Kopf auf und ignorierte die Befehle ihrer Pflegebefohlenen. “Ich verstehe es nicht”, sagte sie. “Warum hat irgendjemand Ihr Zimmer dermaßen verwüstet?”
“Ich habe es Ihnen doch erklärt. Es muss etwas mit Parker Andersons Hinterlassenschaft zu tun haben. Seine Truhe wurde durchwühlt, nicht wahr?”
“Der Rest des Zimmers ebenfalls”, erinnerte Bertie sie.
“Ja, aber nur, weil ich etwas aus der Truhe genommen und auf ein Regal gestellt haben könnte. Ich habe Ihnen doch erzählt, was Maggie mir heute Morgen sagte, nachdem ich sie erst einmal beruhigt hatte. Mein Urenkel Michael hat genau das gemacht. Er hat ein paar Gegenstände aus der Truhe genommen und sie in sein Zimmer gebracht. Ich werde mich mit diesem Kind darüber unterhalten müssen, dass das Eigentum anderer Leute respektiert werden sollte.”
“Er ist doch noch ein Junge. Und was hat er denn so Wertvolles genommen?”
Helen gab keine Antwort. Sie dachte an etwas anderes. “Ist Ernie Novak noch im Krankenhaus?”
Bertie brachte Helens Schreibpult in Ordnung. “Er kommt heute Nachmittag zurück. Warum? Ist er ein Freund von Ihnen?”
“Um ehrlich zu sein, Bertie, ich habe mir nie viel aus dem Mann gemacht. Aber er könnte mir helfen, dieser Sache auf den Grund zu gehen.”
Bertie warf ihr einen verständnislosen Blick zu. Helen musste sich daran erinnern, dass die Helferin ein wenig langsam im Begreifen war.
“Das Kidnapping, Bertie. Ich habe Ihnen davon erzählt. Das Merrill-Baby. Meine Enkelin ist überzeugt, dass sich alles darum dreht.”
Es klopfte an Helens Tür, und Bertie öffnete.
“Wie geht es ihr?”, fragte Corinne Finn, schob sich an Bertie vorbei und ging direkt zu Helens Bett.
“Es geht ihr sehr gut”, antwortete Helen herablassend.
“Also, ich bin betroffen. Wie konnte so etwas passieren?” Corinne betrachtete den Raum. “Was wurde gestohlen? Du hast doch sicher keine Wertsachen hier. Nein, natürlich nicht. Aber vielleicht etwas von sentimentalem Wert.” Sie presste ihre knochige, geäderte Hand an ihre Brust. “Wenn ich nur an meine schönen Kleider denke! Wie dumm von mir, sie deiner Enkelin für dieses absolut alberne Stück zu leihen.”
“Es war nicht Maggies Schuld, dass deine Kleider verbrannt sind, Corinne. Und woher weißt du, dass es ein albernes Stück ist? Hast du es gelesen?”
“Nein, aber Mildred hat mir den Inhalt geschildert. Um Himmels willen, diese Entführung muss vor über vierzig Jahren stattgefunden haben. Wen interessiert denn so etwas heute noch?”
“Hast du die Merrill-Familie gekannt, Corinne?”, fragte Helen beiläufig.
“Nun … jeder kennt jeden bis zu einem gewissen Grad in einer solchen Kleinstadt”, erwiderte Corinne. “Ich erinnere mich selbstverständlich an die Tragödie und an den Prozess.” Sie schüttelte den Kopf. “Damals war es das Schlimmste, das je in Thornhill passiert ist.”
“Wie gut hast du die Merrills gekannt?”, drängte Helen.
“Nur flüchtig”, antwortete Corinne und beobachtete Bertie aus den Augenwinkeln. Die Helferin räumte Helens Pult auf. “Bertie”, sagte Corinne, “seien Sie doch ein Schatz und sehen Sie nach, ob das neue Time-Magazin mit der Post gekommen ist.” Sobald Bertie den Raum verlassen hatte, wandte Corinne sich an Helen. “Was geht hier vor sich, Helen? Glaubst du ehrlich, dass dieser Einbruch etwas mit einem Verbrechen zu tun hat, das vor mehr als vierzig Jahren begangen wurde? Das erscheint unglaublich. Lächerlich. Was würde das denn bedeuten?” Corinne spielte mit dem Diamantstecker in ihrem Ohr.
“Was glaubst du, was es bedeutet, Corinne?”, fragte Helen, als sie das nervöse Zittern von Corinnes Hand bemerkte.
“Ich … ich weiß es nicht.”
“Du hast aber die Merrills gekannt. Mehr als nur flüchtig”, behauptete Helen.
Corinnes Hand zitterte jetzt heftig. “Ja, ich kannte sie ziemlich gut. Sie waren Mitglieder meiner Kirche. Er war ein sehr angesehener Geschäftsmann in der Stadt.”
“Und sie? Wie war Mrs. Merrill?”, fragte Helen ruhig.
Corinne runzelte die Stirn. “Arlene? Nun ja, Arlene
Weitere Kostenlose Bücher