Die Angst spielt mit
sie schnell ins Schlafzimmer. “Bleib hier drinnen und verschließ die Tür gut. Und wenn du etwas Schlimmes hörst, mach dich durch das Fenster davon.”
“Was willst du tun?”, fragte Maggie angstvoll.
Kevin ließ sie los, lief an den Kamin und griff nach einem der Feuerhaken, während mehrere andere lautstark auf den Holzfußboden fielen.
Maggie presste die Hand vor den Mund. Kevin glaubte, es wäre ihre Reaktion darauf, dass er nach einer Waffe griff, aber das war es nicht.
Die Haustür wurde mit einem Nachschlüssel geöffnet. Kevin winkte Maggie heftig zu, die Schlafzimmertür zu schließen, und schaltete dann rasch alle Lichter aus. Dann eilte er zu der Seite der Haustür, sodass er für den Eindringling bereit war.
Er atmete flach, während er dastand und zusah, wie sich die Haustür öffnete. Er hielt den Schürhaken mit beiden Händen hoch über seinem Kopf, aber er zitterte so heftig, dass die behelfsmäßige Waffe leicht gegen die Tür stieß.
Mehr Warnung brauchte der Eindringling nicht. Bevor Kevin begriff, was passierte, flog ihm die Tür mit voller Kraft entgegen und presste ihm die Luft aus den Lungen, aber er hielt den Feuerhaken fest und wollte ihn benützen, komme was da wolle.
Er schaffte einen halben Schlag, bevor eine untersetzte Gestalt seinen Arm packte und ihn hinter seinen Rücken drückte. Der Feuerhaken klapperte zu Boden. Kevin gab sich nicht geschlagen. Er sammelte seine ganze Kraft, riss sich los und warf sich auf den Eindringling.
Hinter der geschlossenen Schlafzimmertür hörte Maggie Stöhnen, Möbelrücken, umstürzende Gegenstände. Im Zimmer brannte kein Licht, aber die Straßenlampe leuchtete auch hier herein und erlaubte es Maggie, gut genug zu sehen, um nach einer Waffe zu suchen. Es fiel ihr gar nicht ein zu fliehen. Bis Hilfe eintraf, konnte Kevin schon …
Sie vertrieb den entsetzlichen Gedanken und riss eine hölzerne Buchstütze von Kevins Schreibtisch. Bevor sie sich kopfüber in das tobende Chaos im Wohnzimmer stürzte, wählte sie 911.
“Miss Mead? Freut mich, von Ihnen zu hören.”
“Hören Sie mir zu …”
“Ihr Dad hat angerufen und sucht Sie schon überall in der Stadt. Wo waren Sie denn?”
“Das versuche ich Ihnen doch zu sagen”, zischte sie. “Ich bin in Kevin Paynes Haus, 43 Cyprus …”
“Hey, genau dorthin ist Ihr Dad gefahren. Überrascht mich, dass er noch nicht eingetroffen ist.”
Maggies Augen zuckten zu der geschlossenen Schlafzimmertür. “Er kommt … hierher?”
“Er sollte jeden Moment an Ihre Haustür klopfen.”
Maggie schloss die Augen. “Oh … nein.”
Sie legte auf. Aus dem Wohnzimmer kam kein Laut mehr. Maggie fühlte, wie ihre Haut nasskalt wurde und ihr Herz in ihrer Brust hämmerte, als sie sich zur Tür schob.
Mit angehaltenem Atem schob sie die Tür einen Spalt auf und spähte ins Wohnzimmer. Sie konnte nichts sehen. Aber sie konnte etwas hören. Leises Stöhnen. Von zwei verschiedenen Stellen im Raum. Und dann kam ein gemurmelter Fluch von einer sehr vertrauten Stimme.
Beide Männer blinzelten, als das Licht anging. Kevin lag rücklings hingestreckt auf dem Fußboden neben dem Kamin und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Harvey Mead saß auf dem Fußboden, lehnte sich gegen die Wand und rieb sich den Kopf.
“Chief Mead?”, stieß Kevin hervor.
Harvey warf Kevin einen bedauernden Blick zu. Dann wanderten seine Augen zu seiner Tochter, die in der offenen Schlafzimmertür stand. Er bemerkte sowohl ihr aschfahles Gesicht als auch ihre Nachtbekleidung. An der rosigen Farbe der Wangen ihres Vaters erkannte sie, dass er absolut falsche Schlussfolgerungen über das Arrangement dieser Nacht zog. Es war nicht so, dass sie, eine erwachsene Frau mit Kindern, die Notwendigkeit empfand, ihrem Vater irgendetwas zu erklären, aber …
“Es ist nicht so, wie du denkst, Dad. Sieh mal, ich habe diesen Anruf bekommen …”
Harvey stand auf. “Und ob du Anrufe bekommen hast! Ich habe dich die ganze Nacht angerufen. Und die ganze Stadt nach dir abgesucht. Bei dir zu Hause … hier. Ich war sogar im Hotel. Ich habe vor Sorge fast den Verstand verloren.”
Kevin, der ebenfalls aufgestanden war, sah den Polizeichef benommen an. “Warum haben Sie Maggie mitten in der Nacht gesucht?”
Maggie fragte sich genau das Gleiche. Alarm schoss in ihr hoch. Ihr Dad war nicht hier aufgetaucht, um ihre Ehre zu verteidigen. Etwas stimmte da nicht. Ganz und gar nicht. “Was ist passiert?”, flüsterte sie heiser.
Harvey
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