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Die Angstmacher

Die Angstmacher

Titel: Die Angstmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Krueger
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nicht hoch. Die Schweiz ist mit 3667 Dollar pro Kopf und Jahr zusammen mit Luxemburg mit einem Wert von 3698 Dollar weltweit Spitzenreiter bei den Pro-Kopf-Ausgaben für Lebensversicherungen. In Großbritannien sind es 3436 Dollar, in Frankreich immerhin noch 2938 Dollar. Im Schnitt zahlen die Bürger in den Industrieländern pro Kopf 2069 Dollar im Jahr für die Lebensversicherung. 8
    Die deutschen Lebensversicherer wollen auch solche Zahlen erreichen wie die Kollegen in der europäischen Nachbarschaft. »Wir Versicherer sind gut beraten, einen Blick auf die Vermögenzu werfen, die bei den Banken liegen«, sagt Peter Stockhorst, Vorstandschef des Direktversicherers CosmosDirekt. In Frankreich bieten Versicherer in großem Umfang sogenannte Kapitalisierungsprodukte wie Tagesgeldkonten an. Auf diese Konten können Kunden große Beträge einzahlen, die zu einem besseren Satz verzinst werden als auf dem Sparbuch, aber nicht so gut wie bei festen Anlagen. Dafür können sie jederzeit an das Geld. Gerade in unsicheren Zeiten parken Verbraucher ihr Kapital gerne auf solchen Konten. Viele Versicherer bieten so etwas an, etwa Allianz, AXA oder der Direktversicherer Hannover Leben. In der Finanzkrise konnten sie Kunden mit vergleichsweise hohen Zinsen locken, doch in normalen Zeiten bieten Banken oft bessere Konditionen. CosmosDirekt hat allein 2010 ein Viertel der Einnahmen über ein Tagesgeldkonto erwirtschaftet, immerhin 616 Millionen Euro. »Wir gehen in den Wettbewerb mit Banken, aber mit eigenen Produkten – denen einer Versicherung«, sagt Stockhorst.
    Auf die Idee für Angebote wie Tagesgeldkonten sind die Gesellschaften gekommen, weil sie beobachtet haben, dass Kunden hohe Auszahlungen aus Lebensversicherungen erst einmal bei Banken liegen gelassen haben. Dieses Geld wollen sie im eigenen Haus behalten, am liebsten auf Dauer. CosmosDirekt möchte, dass die Kunden ihr Geld nicht parken und abziehen, sondern es im Unternehmen lassen und in Altersvorsorge-Verträge investieren. Das können sie bequem per Mausklick. »Viele Kunden nutzen bereits die Möglichkeit, ihr Geld vom Tagesgeldkonto in einen Altersvorsorge-Vertrag, zum Beispiel eine Basisrente, zu stecken«, sagt Stockhorst. Haben sie das getan, ist das Kapital bis zur Rente unantastbar, denn die auch Rürup-Vertrag genannte Basisrente kann nicht aufgelöst werden. Die Versicherer haben in der Finanzkrise vom Vertrauensverlust der Banken profitiert. Kunden wollten ihr Geld dort parken und abwarten, wie sich die Lage in der Finanzbranche entwickelt. Nach Auffassung der Verbraucherzentrale Hamburg hat CosmosDirekt Kunden mit unlauteren Mitteln gelockt. In der Werbung für dasTagesgeldkonto hieß es: »Die flexible Geldanlage mit dem Plus an Sicherheit« und: »Zudem ist Ihr gesamtes Guthaben im Rahmen der gesetzlichen Regelungen des Sicherungsfonds für die Lebensversicherer jederzeit abgesichert.« Doch so stimmt das nicht. Würde CosmosDirekt in Schwierigkeiten geraten, würde die Auffanggesellschaft Protektor für die Gelder der Kunden einstehen. Protektor ist eine von der Branche nach der Kapitalmarktkrise der Jahre 2001 bis 2003 gegründete Gesellschaft, die seinerzeit die Bestände der in Turbulenzen geratenen Mannheimer Leben übernommen hat. »Die Mittel der Protektor AG reichen aber bei Weitem nicht aus, um die Pleite eines größeren Unternehmens wie etwa der CosmosDirekt komplett aufzufangen. Nach dem Versicherungsaufsichtsgesetz werden in diesem Falle die den Kunden vertraglich garantierten Leistungen um 5 Prozent gekürzt«, argumentiert die Verbraucherzentrale Hamburg. Sie mahnte CosmosDirekt wegen der Werbung ab. Zunächst weigerte sich die Gesellschaft, eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben. Nachdem die Verbraucherschützer vor Gericht gezogen waren, lenkte sie ein.
Die Versorgungslücke
    Die größte Weichenstellung für gute Geschäfte der Lebensversicherer hat die rot-grüne Regierung mit der Rentenreform von 2002 vorgenommen. Mit dieser Reform hat der Staat die Zusage gekündigt, dass ein Normalverdiener seinen Lebensabend finanziell ausreichend versorgt verbringen kann. Wollen Durchschnittsverdiener im Ruhestand nicht darben, müssen sie Rücklagen bilden – diese Botschaft tönt aus allen Kanälen. Ob das wirklich so ist, hängt vom Einzelfall ab. Aber die Kürzungen der künftigen gesetzlichen Renten sind in der Tat gravierend. Die Frage ist nur, welche Konsequenzen Bürger daraus ziehen.
    Die Versicherer sind der Auffassung, dass

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