Die Angstmacher
und Versicherungsfragen der deutschen Bauern, Gärtner und Winzer. Auch bei der Süddeutschen Krankenversicherung und der Süddeutschen Lebensversicherung hat Schindler Funktionen. Er ist Mitglied des Aufsichtsrats. Bei anderen passen verschiedene Interessenslagen ebenfalls gut zueinander. Der Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund und CDU-Bundestagsabgeordnete Rudolf Henke gibt der Allianz Private Krankenversicherung die Ehre, bei der er Mitglied des Ärztebeirats ist, sowie der Deutschen Ärzteversicherung, die zur AXA gehört.
Der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler ist bekannt geworden als harscher Kritiker des Rettungsschirms für verschuldete EU-Staaten. Als Parlamentarier ist Schäffler stellvertretendes Mitglied des Verwaltungsrats der Finanzaufsicht, der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Außerdem ist er Mitglied des Finanzausschusses des Bundestags. Früher war er »Berater«, also Verkäufer, für den Finanzvertrieb MLP. Seit 2005 ist Schäffler im Bundestag, auch fünf Jahre später bezieht er noch Geld von MLP. Der Pressesprecher des Konkurrenten DVAG Peter Tauber sitzt für die CDU im Bundestag und ist Mitglied im Ausschuss Arbeit und Soziales. Ebenfalls ein Mann vom Fach ist der CSU-Abgeordnete Max Straubinger. Der Versicherungsfachmann ist Allianz-Vertreter und Landwirt. Er bekommt neben seinen Abgeordneteneinkünften Geld von der Allianz und der Münchener und Magdeburger Agrarversicherung.
Barbara Hendricks, Schatzmeisterin der SPD und ehemalige Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium, führt als veröffentlichungspflichtige Angaben die Volksfürsorge Deutsche Lebensversicherung in Hamburg auf. Der Gewerkschaftsfunktionär und Abgeordnete für die Partei Die Linke Michael Schlecht ist im Aufsichtsrat der Volksfürsorge.Die Muttergesellschaft Generali hat die Volksfürsorge, einst ein Unternehmen der Gewerkschaften, mittlerweile zu einer reinen Vertriebsorganisation umgebaut.
Der ehemalige Landwirtschaftsminister Jochen Borchert (CDU) saß in der vergangenen Legislaturperiode parallel zu seinem Bundestagsmandat in fünf Aufsichtsräten von Tochterunternehmen des Versicherers LVM. Für drei Aufsichtsratsjobs bekam er jeweils mehr als 7000 Euro. Gleichzeitig war er stellvertretendes Mitglied im Bundestagsausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Das ist MLP-Mann Schäffler übrigens auch. Christdemokrat Franz-Josef Holzenkamp ist ordentliches Mitglied in diesem Ausschuss. Er ist beim LVM Landwirtschaftlicher Versicherungsverein Münster Vorstandsbeirat sowie bei der LVM-Krankenversicherung, bei der LVM-Lebensversicherung und der LVM-Rechtsschutzversicherung Mitglied des Aufsichtsrats. Auch seine Fraktionskollegin Marlene Mortler von der CSU ist in diesem Ausschuss und im landwirtschaftlichen Beirat eines Versicherers, und zwar der Bayerischen Versicherungskammer. Ein weiteres Ausschussmitglied der CDU, Dieter Stier, ist seit 1997 Inhaber einer R+V-Versicherungsagentur.
Als Branche gerade in diesem Ausschuss viele quasi geborene Fürsprecher zu haben ist praktisch. Beim Thema Verbraucherschutz geht es für die Versicherungswirtschaft um viel. Denn in diesem Politikfeld drohen Regelungen, die der Assekuranz das Leben schwer machen könnten. Vernünftige Aufklärungsvorschriften und Transparenzregeln würden den Absatz fragwürdiger Policen empfindlich stören. Bei der Diskussion um die 2008 eingeführten Informationspflichten stand das Vorhaben im Raum, den Versicherern den maximalen Umfang der Produktinformationsblätter vorzuschreiben. Dagegen haben sie sich erfolgreich gewehrt. Die Folge ist der Daten-Fakten-Tabellen-Overkill. Die Verflechtung mit der Politik hat für die Branche den Vorteil, frühzeitig intervenieren zu können – im Idealfall, bevor ein Plan überhaupt öffentlich geworden ist. Kein Wunder, dass diePolitik fast immer zugunsten der Versicherungswirtschaft entscheidet.
Auch Politiker von den Grünen engagieren sich bei Versicherern. Die langjährige Bundestagsabgeordnete Christine Scheel ist im Beirat der Barmenia Versicherungen. Die Aufzählung der Bundestagsabgeordneten mit engen Kontakten zur Versicherungswirtschaft ist nicht vollständig, etliche Parlamentarier könnten noch ergänzt werden. 27 Außerdem: Kabinettsmitglieder dürfen keine Nebentätigkeiten ausüben. Aber das bedeutet nicht, dass sie vor Übernahme und nach Abgabe ihres Amtes keine engen Kontakte zur Branche pflegten oder pflegen
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