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Die Angstmacher

Die Angstmacher

Titel: Die Angstmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Krueger
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klebt ein Preisschild.
    Wenn sich der besorgte Hausbesitzer für all diese Zusatzkomponenten entscheidet und dann mit Entsetzen feststellt, was er dafür bezahlen soll, kommt der Vertreter mit einem tollen Vorschlag: die Eigenbeteiligung im Schadensfall. Die senkt den Preis für die Police. Doch die meisten Zusatzkomponenten werden damit oft hinfällig, ohne dass der Kunde es merkt. Die vorgesehene Kostenübernahme für diese Leistungen liegt häufigunter der Selbstbeteiligungsgrenze. Wer einen Selbstbehalt von 1000 Euro vereinbart, hat nichts davon, dass sein Vertrag einen Schlüsseldienst für den Fall der zugefallenen Haustür vorsieht. Schlüsseldienste sind zwar teuer, aber selten kosten sie mehr als 1000 Euro. Der Kunde muss dafür also selbst aufkommen. Das gilt für alle vereinbarten Serviceleistungen unterhalb der vereinbarten Eigenbeteiligung, von der Bienennestentfernung bis zur Reinigung des verstopften Abflussrohrs. »Der Verbraucher könnte dann in vielen Fällen gleich den Basisschutz nehmen, das wäre billiger«, sagt Gatschke. Bei einer Allgefahrendeckung könnten Kunden solche Tricks leichter durchschauen. Sie könnten Angebote besser vergleichen, weil die aufgeführten Ausschlüsse leichter zu verstehen sind als die Beschreibung des Schutzes im Vertrag. Heute gilt: Hat der Kunde die Beschreibung für einen bestimmten Schaden gefunden, sollte er nicht aufhören zu lesen. Er wird wahrscheinlich woanders im Vertrag auch noch fündig. An drei verschiedenen Stellen in ein und demselben Vertrag befanden sich in den alten Bedingungen für Hausratpolicen der HUK-Coburg die Regelungen zum Verlust von Bargeld. Das Vertragswerk war nicht nur besonders verbraucherfeindlich, es war branchenüblich. Das ist schlimm genug.
Verschlimmbesserung
    Mittlerweile finden sich die Regelungen zum Bargeld bei den Hausratpolicen der HUK-Coburg an einem Ort im Bedingungswerk. Das ist das Resultat eines gemeinsamen Projekts des Versicherers mit der Verbraucherschutzorganisation Bund der Versicherten. Unter Beteiligung des ehemaligen Versicherungsombudsmanns und früheren Richters am Bundesgerichtshof Wolfgang Römer wollten die Projektpartner eine richtig schöne, verbraucherfreundliche Police bauen. Die Projektpartner haben die Versicherungsbedingungen gestrafft, neu gegliedert und die Sprache entrümpelt. Der Satzbau ist einfacher, dieSätze sind kürzer. Es gibt mehr Relativsätze und weniger Substantive. Sätze mit mehr als 50 Wörtern wurden aufgelöst. Die Sätze sollen jetzt möglichst nicht mehr als 20 Wörter haben. Aus seiner langjährigen Erfahrung als Ombudsmann und Richter weiß Römer, dass Verbraucher Versicherungsbedingungen nicht durchschauen können, selbst wenn sie wollen. »Gerade an den entscheidenden Stellen sind sie für den Kunden unverständlich«, sagt Römer. Häufig wird Kunden erst im Schadensfall klar, welche Lücken der Versicherungsschutz hat – wenn der Versicherer mit Hinweis auf die Bedingungen nicht zahlt. Das kommt beim Kunden als Trick an, mit dem sich der Versicherer drücken will, sagt Römer. »Der Streit ist vorprogrammiert.«
    Doch die Verbraucherschützer konnten sich nicht mit allen Wünschen bei der Neugestaltung der Versicherungsbedingungen der HUK-Coburg durchsetzen. Sie wollten unter anderem, dass die Bedingungen mit bildlichen Erklärungen in Form von Piktogrammen ergänzt werden. Darauf ließ sich der Versicherer nicht ein. Im Zweifel hat die juristische Genauigkeit Vorrang, an dieser Stelle sind Versicherer kompromisslos – das ist ja gerade das Problem. Diese Genauigkeit zahlt sich für die Versicherer aus. Gerade in der Hausratversicherung muss die Branche wenig für Schäden ausgeben. Die sogenannte Schaden-Kosten-Quote gibt darüber Auskunft, was unterm Strich für die Versicherer einer Sparte übrig bleibt. In der Hausratversicherung lag diese Quote im Jahr 2011 nach Hochrechnungen des Branchenverbands wahrscheinlich bei 79 Prozent. Das heißt, nach Abzug aller Ausgaben für die Schadenregulierung und die Verwaltung bleiben von jedem Euro, den Kunden mit einer Hausratpolice zahlen, 21 Cent Gewinn. Seit Jahren sind die Verhältnisse für die Versicherer so günstig. Preissenkungen im großen Stil hat es nicht gegeben. Der Kunde zahlt die offensichtlich zu hohen Preise. Er hat keine Wahl. Eine Hausratpolice gehört zu den Policen, deren Abschluss von allen Seiten empfohlen wird und wirklich sinnvoll ist.
    Der große Wurf ist die neue Police der HUK-Coburg nicht.Eher eine

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