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Die Angune (German Edition)

Die Angune (German Edition)

Titel: Die Angune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Staedtgen
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die scharfe Dolchspitze in ihren linken Unterarm hinein. Sie spürte den brennenden Schmerz, und auch wie ihr Körper gegen die Felsen geworfen wurde. Als ihr Kopf gegen die Wand knallte, blitzte es kurz in ihren Augen und dann kam die Dunkelheit.
    Der Körper von Cornelia Wandreiz rutschte an der Wand zu Boden und blieb regungslos liegen.

    16. Tag im 3. Sternenhaus des 5289. Sonnenumlaufs
    Teldarmal'Elhap, der Hochschamane der Grauelben und Großmeister der Lupisaner stand auf dem Balkon des Hauses am Himmel und starrte in die Tiefe. Düstere Schatten lagen auf seinem Gesicht und finstere Gedanken umgarnten seinen Geist.
    Er sinnierte darüber, wie es wohl wäre wenn er jetzt über die Brüstung des Balkons kletterte und sich einfach fallenließ. Würde der Aufprall auf die Pflastersteine schmerzvoll sein? Wie fühlte es sich an, wenn der Kopf auf das Pflaster au fschlug und zerbarst? Würde er etwas davon spüren, oder würde er schon im Fallen das Bewusstsein verlieren? Vielleicht war der Balkon nicht hoch genug?
    Teldarmal'Elhap beugte sich nach vorn und schätzte die Höhe ab. Es mochten 20 Schritt sein. Vielleicht war die Felswand vor der Zitadelle besser geeignet.
    3 .200 Schritt freier Fall! Das wäre wie fliegen! Dort könnte er einmal in seinem Leben frei sein.
    Ein einziges Mal wirklich frei!
    Ganz ohne Gedanken an das was gewesen war, ganz ohne Sorgen an das was kommen würde. Einfach nur frei und sorgenlos!
    Teldarmal'Elhap schloss die Augen und stellte sich vor, er würde von der Klippe springen.
    Und er flog, und flog, und flog!
    Aber als er die Augen öffnete , stand er noch immer auf dem Balkon des Hauses am Himmel.
    Das Haus am Himmel!
    Welch eine Ironie des Schicksals!
    Die meisten Grauelben beneideten ihn weil sie glaubten, dass er von allen Grauelben derjenige sei, der den Sternen am nächsten war!
    Doch dies war nicht der Himmel der die Seelen der Toten aufnahm! Dies war die Unterwelt! Hier hausten die dunklen Götter die ihm schaden wollten, die sich immer wieder Böses ersonnen um ihn zu quälen, die lauthals lachten wenn er litt.
    So wie jetzt!
    Er konnte sie alle hören, die Götter, hören wie sie ihn auslachten, hören wie sie ihn verhöhnten! Sie standen um ihn herum und zeigten mit dem Finger auf ihn.
    Auf ihn, Teldarmal aus der Familie der Elhap, der den Dolch der Suri'ion verloren hatte!
    Der hehren Dolch der Suri'ion war die Seele der Grauelben. Die Grauelben hüteten die Klinge seit vielen, vielen Sonnenumläufen als ihr größtes Heiligtum. Jeder Hochschamane schwor bei seinem Amtsantritt vor dem Fünferrat, die Sicherheit der Klinge über sein eigenes Leben zu stellen. Und sie hatten alle ihren Schwur erfüllt, seit vielen, vielen Hunderten von Sonnenumläufen!
    Nur er nicht!
    Er hatte versagt!
    Unter seiner Führung war die hehren Klinge gestohlen worden!
    Das Volk der Grauelben war seiner Seele beraubt worden, weil er versagt hatte!
    Eine größere Schuld hätte er nicht auf sich laden können!
    Selbstmord war geächtet bei den Grauelben. Niemand beging Selbstmord. Ein Selbstmörder schadete seiner Familie bis in den dritten Grad hinein. Die Familie eines Selbstmörders musste in die Verbannung gehen. So lautete das Gesetz!
    Aber was er getan hatte, war noch viel schlimmer als Selbstmord. Eine größere Schande hätte er seiner Familie nicht aufladen können. Sogar die toten Seelen in der Anderwelt würden sich von ihm abwenden.
    »Vater, ich liebe dich!«
    Teldarmal'Elhap neigte den Kopf und starrte mit leeren Augen auf die Brüstung des Balkons. Er hörte die Stimme seiner kleinen Tochter.
    Einen Sonnenumlauf war sie alt gewesen, sein kleines Engelchen. So hatte er sie damals genannt. Sie stand vor ihm, schaute ihn mit ihren großen, dunklen Augen an und sagte:
    »Vater, ich liebe dich! «
    Teldarmal'Elhap lächelte glücklich bei dem Gedanken an die Erinnerung. Damals war das so überraschend und richtig ergreifend für ihn gewesen.
    Doch dann hob er ruckartig den Kopf!
    Sie hatte damals "Vati" gesagt, nicht "Vater"!
    Er dreht sich um und sah seine Tochter Daermonia, sowie sechs, sieben Brüder der Lupisaner die hinter ihr standen.
    »Was soll das? Was geht hier vor? «, fragte der Hochschamane erschrocken und ganz irritiert.
    Seine Tochter hatte Tränen in den Augen.
    »Du machst mir Angst, Vater!«
    »Ich mache dir Angst? Oh, ... ich verstehe! «
    Die telepathischen Fähigkeiten der Drachenreiter!
    Daran hätte er denken müssen! Unsicher schaute er in die Runde. Er wusste

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