Die Angune (German Edition)
ging auf Françoise Neuilly zu, die ihr e inen kurzen Wangenkuss gab.
»Hallo, Nini!«
»Guten Abend, Françoise!«
»Nini? Françoise?«, fragte Andreas ganz erstaunt. »Habe ich etwas verpasst?«
Die beiden Frauen lächelten.
»Nein, du hast nichts verpasst.«, antwortete Cornelia. »Françoise und ich, wir kennen uns schon seit ein iger Zeit. Sie hat mir mal bei einer Übernahme geholfen, und dieser Kontakt blieb bestehen.«
»Na gut! Dann will ich das mal glauben. Schlussendlich h aben wir noch diesen gutaussehenden Menschen hier, der auf den Namen Eduard Bonner hört. Eduard ist ... ja, was bist du eigentlich, Eduard? Soll ich dich als Frauenaufreißer vorstellen, als bescheuerten Kletterer, oder als Unternehmer?«
»Für heute genügt der Unternehmer!«, meldete sich Eduard Bonner zum ersten Mal mit einem Lächeln zu Wort.
»Na gut! Also, Eduard hat einen Betrieb mit über 120 A ngestellten und vertreibt Bausteine, Natursteine und noch anderes Zeug an Bauunternehmer.«
Cornelia ging zu Eduard und reichte ihm die Hand.
»Guten Abend!«, grüßte Cornelia.
»Hallo!«
Es war nur ein flüchtiger Blick in die Ferne, aber sofort beanspruchte die Umgebung Nocher's Cornelia's ganze Aufmerksamkeit. Ganz zu ihrer Rechten warf die schon tiefstehende aber noch immer warme Abendsonne lange Schatten auf die Terrasse und zwang Cornelia, sich die große, dunkle Sonnenbrille wieder vom Kopf zu ziehen und aufzusetzen.
Vom Dörfchen Nocher war hinter Andreas’ Haus nicht mehr viel zu sehen. An sein Grundstück stieß eine große Viehweide, die wahrscheinlich mehr als 300 Meter breit war und sich ganz sachte dem dahinterliegenden Tal zuneigte. Am anderen Ende wurde die Weide von einem Tannenwald b egrenzt, von dem aber nicht viel mehr als der Waldrand zu erkennen war. Der Rest des Waldes tauchte in das angrenzende Tal hinab. Erst viel weiter schwang sich das Land wieder auf die alte Höhe hinauf und verschwand im Dunst des Horizonts.
Für einen Moment genoss Cornelia die Einsamkeit hier oben auf den Anhöhen des Silbergebirges. In der Ferne hörte Sie ganz leise den reinen Glockenklang einer kleinen Dorfkirche.
»Cornelia?«
Cornelia hörte Andreas' Stimme hinter sich und drehte sich um.
»Darf ich dir etwas zum Trinken anbieten?«, fragte Andr eas.
»Ja, gerne! Was hast du?«
»Viel! Nicht gerade alles, aber doch viel! Eduard trinkt zum Beispiel einen Mojito: Rum, Limettensaft und frische Minze. Françoise hat ein Glas Champagner und ich trinke einen Daiquiri - ebenfalls Rum und Limettensaft.«
»Ist es Champagner oder Sekt?«
»Champagner selbstverständlich! Bollinger! Und zwar eine Cuvée Spéciale aus 80% Spätburgunder.«
»Dann würde ich ein Glas Champagner nehmen. Danke.«
»Ein Glas Champagner für die Dame! Sofort!«.
Andreas schnippte mit den Fingern, drehte auf den Hacken um und verschwand wieder in der Küche.
Cornelia lehnte sich an das Terrassengeländer und schaute den beiden anderen zu, die in eine Unterhaltung vertieft w aren. Als hätte Eduard Bonner bemerkt, dass sie ihn studierte, wandte er sich ihr zu:
»Wussten Sie, dass Calimoris finopsis nach der Begattung ihr Männchen tötet und auffrisst?«
Cornelia wusste nicht von was da die Rede ging und antwortete mit »Nein!«.
»Dann haben Sie Glück gehabt?«
»Wieso?«, fragte Cornelia.
»Weil dies der Beweis ist, dass Sie keine gefürchtete He uschrecke sind wie Andreas behauptet. Infolgedessen sind Sie hier in diesem bescheidenen Club der Cashewnuß-Knabberer willkommen. Dort drüben haben Sie nur das Inox des Terrassengeländers als Verehrer. Es sei denn Sie fahren voll auf kaltes Metall ab.«
Cornelia musste lächeln und gesellte sich zu den beiden a nderen.
»Und was, wenn ich mit 'Ja' geantwortet hätte?«, fragte sie.
»Worauf?«
»Ob die eine nach der Begattung den anderen frisst.«
»Die Antwort wäre die gleiche gewesen, denn diese beiden Wörter, die nach Latein klingen, habe ich eben erst erfunden.«
Da in der Zwischenzeit auch Andreas mit ihrem Glas Champagner wieder aufgetaucht war, wurde in einer vollzähl igen Runde angestoßen.
»Nochmals Danke fürs Kommen!«, sagte Andreas. »Ich hoffe, ihr hattet nicht allzu viele Mühen, meine bescheidene Hütte zu finden!«
»Na ja!«, bemerkte Cornelia. »Erstens finde ich deine Hütte alles andere als bescheiden, und zweitens war die Fahrt hierher nicht einfach. Jedenfalls nicht für mich.«
»Hattest Du Probleme?«
»Ohne Navi-Gerät hätte ich diesen verlorenen
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