Die Angune (German Edition)
liegen. Deshalb mache ich Euch einen Vorschlag: meine Drachenreiter kümmern sich um die Eindringlinge, und Ihr, Eure Maga und Eure Nichte aus Rinu'usala, versuchen diese rothaarige Frau aufzutreiben.«
Kapitel 29
Vorbereitungen zur Schlacht
56. Tag im 3. Sternenhaus des 5289. Sonnenumlaufs
E in Krieger aus Zehnenders Heer war spät abends in sein Zelt gekommen mit einer guten Meldung: die Wolkendecke über dem Jylta-Pass war aufgerissen und gab den Blick auf ein paar Sterne frei.
Sofort stürmte Zehnender ins Freie und betrachtete ein paar Minuten lang das kleine, freie Stück des nächtlichen Fi rmaments. Und ständig kamen neue Sterne hinzu.
Die Wolkendecke riss auf!
Das Wetter änderte sich!
Noch in der Nacht rief der Arkan des Krieges seine Führer zu sich und erteilte Befehle. Morgenfrüh, wenn Aurora sich über den Horizont schob, musste das Heer kampfbereit sein.
Es war ein herrlicher Morgen und zum ersten Mal bemer kte Ganbold Gan'ka Zehnender einige Vögel, die hier oben lebten, und die er schon lange nicht mehr gesehen hatte. Das ganze Leben schien sich mit der Wetterlage zu ändern.
Mit ein paar Kriegern bestieg er einen der Hügel am Pass um sich einen Überblick über das Lager und die ganze Gegend zu beschaffen. Er ließ sich erklären in welcher Richtung Rassagard lag, und aus welcher Richtung sein Heer vom Fjord hochgekommen waren, und - vor allem - wo die Vulkanberge Wyvergards lagen.
Dann schaute er auf den Pass hinunter wo das Lager lag. Zwischen den Zelten war alles matschig geworden. Insgesamt machte das Lager einen verkommenen und dreckigen Eindruck. Aber seine Wurfmaschinen reckten sich noch immer stolz in die Höhe, und von den versteckten Netzten war nichts zu erkennen. Er versuchte Entfernungen einzuschätzen und suchte sich Stellungen für die Cornisten und Signalgeber aus. Dem Dunkelalb Wilor Alsharku, der den Südausgang des Lagers befehligte, schärfte er nochmals die Strategie ein.
An diesem Tag war die Welt für Ganbold Gan'ka Zehne nder in Ordnung. Er hatte seine Leibgarde zurück ins Lager geschickt und war noch eine Weile alleine oben auf dem Hügel geblieben. Ein paar Momente der Einsamkeit, die er mit allerlei Gedanken verschwenden wollte.
Aber Drachenreiter sah er keine an diesem Tag.
58. Tag im 3. Sternenhaus des 5289. Sonnenumlaufs
Die beiden nächsten Tage waren eine Wohltat. Die beiden Sonnen drückten hell und warm auf den Pass hinab und jagten die Feuchtigkeit aus den Kleidern der Krieger. Irgendwie schien das Leben im Lager sich wieder zum Besseren zu wenden.
»Drachenreiter !«
Der Schrei des Ausgucks am 58. Tag des 3. Sternenhauses machte das ganze Lager verrückt. Von überall kamen die Krieger herausgerannt - manche ohne Helm, andere ohne Schild oder ohne Schwert - und suchten panikartig den Himmel nach angreifenden Gegnern ab, sich beständig um die eigene Achse drehend. Viele mussten erst ihren Nachbarn fragen, wo denn die Drachenreiter wären, ehe sie diesen kleinen Punkt am Himmel erkannten.
Es war ein einzelner Drache , hoch im Blau des Himmels. Er war klein und viel zu hoch, aber dennoch war Zehnender bei seinem Anblick zufrieden.
Es war ein langsamer, gemächlicher Flug, und 2.000 Kri eger aller Rassen - ob Óroks, Alben oder Elfen - die am Jylta-Pass versammelt waren, schauten diesem einsamen Reptil zu, das hoch im Himmel seines Weges zog, bis es hinter den Hügeln aus ihren Augen verschwand.
In vielen Gesichtern machte sich Enttäuschung breit, als der Drache hinter dem Horizont verschwand. Aber nicht für lange!
»Drachenreiter!«, schallte erneut der Schrei des Ausgucks durch das Lager.
Der Drache kehrte zurück, und zwar in einer viel niedrig eren Flughöhe als zuvor. Und er zog direkt über das Lager hinweg.
»Er hat uns entdeckt!«, flüsterte ein Krieger respektvoll.
»Ja, er hat uns entdeckt!«, antwortete Zehnender. »Jetzt wissen die Drachenreiter, dass wir hier sind!«
»Wird er uns angreifen!«
»Das glaube ich nicht.«, antwortete der Menelide. »Das ist bloß ein Kundschafter!«
Hinter dem Lager flog der Drache eine Kurve und zog noch einmal über das ganze Tal hinweg. Er hatte so viel an Höhe verloren, dass Gan'ka Zehnender ganz deutlich den Reiter erkennen konnte, der auf den Schultern des Drachen saß.
Und Gan'ka Zehnender war beeindruckt.
In etwa konnten die Maße des Drachen stimmen so wie er sich das vorgestellt hatte. Aber 20 Meter Spannweite in der Vorstellung, und 20 Meter Spannweite in der Wirklichkeit,
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