Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Angune (German Edition)

Die Angune (German Edition)

Titel: Die Angune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Staedtgen
Vom Netzwerk:
gab es in dieser Richtung ein Dorf oder eine Stadt. Dort könnte sie das Fundstück abgeben. Aber hier liegenlassen kam nicht in Frage! Das erschien ihr zunehmend verantwortungslos!
    Cornelia wickelte den Dolch wieder in den großen Wol llappen und ließ ihn in ihren Brotsack hinein gleiten.
    Dann marschierte sie los.
    Aber Cornelia Wandreiz, die Finanzmaklerin bei Benaria, war keine Fährtenleserin, und - so wie es zu erwarten war - fand sie keine Spur mehr von dem Reiter. Als die untergehende, große Sonne die Erde in feuerrotes Licht tauchte, bemerkte sie, dass sie sich schon zu weit entfernt hatte, um noch vor Sonnenuntergang zur blauen Höhle zurückkehren zu können.
    Und so suchte Cornelia Wandreiz sich einen Unterschlupf unter einer dicken, dichten Tanne um die kommende Nacht zu verbringen.

Kapitel 9
    Von Gelehrten und Königen
    4. Tag im 3. Sternenhaus des 5289. Sonnenumlaufs
    C alaele'en Obra Barkarië, der Meister der Schriften, musste sich setzten. Das lange Stehen bekam seinem Rücken nicht. Er war 142 Sonnenumläufe alt und nicht mehr der Jüngste, auch wenn er noch immer die Haut eines Mannes im besten Alter hatte. Das Durchschnittsalter für einen Weißelf lag bei 140 Sonnenumläufen. Wer das Glück hatte sehr alt zu werden, der erreichte 150 Sonnenumläufe und galt als Greis. Dran'ja Do'ul Corón, die alte Maga, hatte mit 167 Sonnenumläufen diesen Lebensabschnitt schon lange hinter sich gelassen. Und trotzdem sah die Uri noch immer sehr gut aus. Sie war gertenschlank, hielt sich noch immer kerzengerade, und hatte einen leichten und geschmeidigen Gang - was man vom Meister der Schriften nicht behaupten konnte. Ihn begannen Schmerzen im Kreuz zu plagen. Wohl verheilten bei den als unsterblich geltenden Elfen Krankheiten ungewöhnlich schnell und Wunden hinterließen in der Regel kaum eine Narbe, doch die altersbedingte Abnutzung der Gelenke war eine Sache, an der selbst die elfische Natur und sogar die Künste der größten Heiler und Wundärzte scheiterte.
    Calaele'en ging zu einer Bank an einem der wenigen Fenster im großen Saal der Bücher und setzte sich mit einem Seufzer der Erleichterung. Die alte Uri musste in ihrer Jugend eine wunderschöne Elfe gewesen sein, und Calaele'en wunderte sich, dass die Maga eigentlich nie den hehren Bund mit einem Mann eingegangen war. Die Buben mussten dieser Schönheit doch reihenweise nachgestellt haben.
    Calaele'en atmete tief durch.
    Aber vielleicht war es den Buben so ergangen wie es ihm mit der Uri ergangen war: er war von der Maga enttäuscht!
    Er war vor einer guten Dekadome nach Siba zur Uri gereist. Diese Urgroßmutter sollte so viel Lebensweisheit besitzen, dass sie jedem helfen konnte. Und so hatte Calaele'en ihr die politische Lage in Rinu'usala erläutert. Die Uri hatte durchblicken lassen, dass sie an jemanden dachte der ihm helfen könnte, und er hatte Hoffnung geschöpft.
    Aber dann war heute Morgen eine Nachricht von der Uri gekommen. Es war eine kleine Rolle am Bein eines Rotfußr aben gewesen, die besagte, dass die Angune endlich angekommen sei.
    Die Angune!
    Da hatte sich Calaele'en vergackeiert gefühlt.
    Die Geschichte von der Angune war ein Märchen, das man den Kindern erzählte. Eine junge und wunderschöne Frau tauchte manchmal auf und verjagte alle bösen Geister die e inen quälen. Außerdem verhiess ihr Segen Glück in der Zukunft. Trat sie aber als hässliches Monster in Erscheinung, bringt sie Unglück und Verderben.
    Calaele'en blickte zu Boden und schüttelte leise den Kopf.
    Er, der weise Meister der Schriften, der so viel Zeit mit geistiger Sammlung verbrachte und nach Idealen strebte die vielen anderen fremd waren, er hatte sich in einem Moment der Unüberlegtheit kindlicher Hoffnung hingegeben.
    Aber die Hoffnung starb bekanntlich immer als letzte. Die Enttäuschung beim Lesen der Nachricht war groß gewesen, und trotzdem hatte er ein kleines Flämmchen der Hoffnung am Leben erhalten. Er war sofort von seinem Wohnsitz in den Hügeln der Ma'akuney aufgebrochen und zum Zentrum der Versammlung gereist. Wenn er irgendwo etwas über diese Figur der Angune finden konnte, dann im großen Saal der Bücher im Gebäude des Ältestenrates. Der Sitz des Ältestenr ates der Elfischen Gemeinschaft hatte die größte Büchersammlung der bekannten zivilisierten Welt. Sie enthielt fast alles was jemals irgendwo irgendwann geschrieben worden war. Und wenn ein Text nicht im Original vorhanden war, dann fand man stets eine brauchbare

Weitere Kostenlose Bücher