Die Angune (German Edition)
Abschrift.
Beim großen Saal der Bücher, der sogenannten Liberey, handelte es sich nicht um einen einzigen Raum, sondern um eine ganze Reihe von Räumen. Ein langer, zentraler Raum wurde auf jeder Seite von 4 rechteckigen Nebenräumen eing erahmt, die ihrerseits noch einmal 2 mal 3 Nebenräume hatten, die wiederum jeweils von einer Trennwand in zwei Hälften geteilt wurden. Es waren also insgesamt 48 Räume die insgesamt 8 Schritt hoch waren.
Die Regale im Erdgeschoß waren 4 Schritt hoch und man benötigte eine Leiter um an die oberen Bücherreihen zu gelangen. Für die restlichen 4 Schritt waren zwei schmale Holzbalkone an den Wänden angebracht, um die jeweils 2 Schritt hohen Regale zu bedienen.
Der Keller des Gebäudes war ebenerdig im Sockel des G ebäudes untergebracht. Dennoch bezeichnete man das Erdgeschoß als Keller. Hier lagen die sogenannten Stuben der Skriptoren und die Werkräume der Handwerker, die mit der Herstellung der Schreibutensilien beschäftigt waren.
Lineale, Zirkel und Schreibgriffel bestanden aus Eisen oder Bronze und wurden in einer kleinen Schmiede hergestellt. Die Schreibgriffel für die Mitglieder des Ältestenrats wurden dag egen von einem Silberschmied hergestellt, oder aus Elfenbein geschnitzt.
Notizen und Textentwürfe wurden in Wachstäfelchen g edrückt, die von zahlreichen Wachsziehern hergestellt wurden. In der Wachsbildnerei und bei der Kerzenherstellung waren zahlreiche Sklaven beschäftigt.
Mit den Federmessern glättete man das Pergament, radierte Fehler aus und schnitt die Spitzen der Federkiele zurecht. Ihre Herstellung unterlag den Scherenschleifern. Nur sie kannten das Geheimnis, in welchem Winkel die kleinen Klingen zu schleifen war.
Das richtige Härten und Zuschneiden der Federkiele von Rabe, Pfau, Schwan und Gans war eine Kunst, die nur nach langer Übung beherrscht wurde. Und der Bedarf an spitzen Schreibfedern war groß. Die Reibung schliff das leichte und elastische Horn ab, starker Druck verbog die Federschenkel und die Säure der Tinten zerfraß den Kiel. Hier wurden die 12 Ältesten im Rat wieder extra behandelt. Teure Schreibfedern aus Gold waren ihnen vorbehalten.
Für die farbigen Illustrationen in den wertvolleren Büchern wurden feine Pinsel aus teuren Marderhaaren benötigt, die der Bürstenmacher herstellte.
Die Buchbinder fassten einzelnen Pergamente zu einer Buchform zusammen und suchten bei teuren Buchdecken auch noch den Goldschmied auf, der das weiche Leder des Einbands mit phantasievollen Ornamenten versah.
Die meisten Arbeiter und Sklaven aber waren mit der He rstellung der Tinten und Farben beschäftigt, und der Lagerverwalter war die bestbezahlte Stelle im Keller des Gebäudes des Ältestenrates. Denn das größte Problem bei der Tintenherstellung war die Beschaffung, bzw. der Vorrat der Ingredienzien. Und so leistete sich der Ältestenrat der elfischen Gemeinschaft ein Rohstofflager das seinesgleichen suchte. Um 1 Gramm reinstes Purpurpulver zu erhalten, brauchte man die Drüsen von 8 000 Schnecken. Und für das feurig rote Karmin musste man giftige Zinnbeize auf die getrocknete Hülle der Kermesschildlaus geben. Gold- und Silberpulver lagen dort neben gemahlenen Mineralien wie Malachit und Azurit. Man benötigte die Säfte von Lauch und Petersilie genauso, wie giftiges Bleiweiß und Grünspan vom Kupfer. Und als Bindemittel benötigte man Fischleim und die Harze der Bäume. Nicht zu reden von den getrockneten und mit Steinen bearbeiteten Tierhäuten von Kalb, Lamm und Ziege, die unter der Bezeichnung Pergament zum Beschreiben dienten.
Der Spion der Grauelben hatte beobachtet wie vor einem der Hintereingänge des Gebäudes eine kleine Kiste mit Gol dthalern den Besitzer gewechselt hatte, und zwei Personen anschließend im Gebäude des Ältestenrates verschwanden. Das war im Prinzip nicht sehr schwierig, denn im Sockel des Gebäudes, dort wo die Handwerker und Skriptoren tätig waren, gab es zahlreiche kleine Türen und eine Unzahl an vergitterten Fenstern. Wer sich im Gebäude auskannte, konnte jede Tür von innen öffnen und dort ein und ausgehen, ohne dass ein Verdacht auf ihn fallen würde. Denn im Handwerkerkeller des Ältestenrates waren mehr als 500 Meister, Gesellen und Sklaven bis spät nach Mitternacht tätig.
Calaele'en überdachte den Aufwand der im Gebäude des Ältestenrates betrieben wurde, damit ein Heer von Skriptoren an ihren Schreibpulten die Geschehnisse für die folgenden Generationen festhalten
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