Die Angune (German Edition)
Gesichtszügen, und erhob sich wieder genauso umständlich und wackelig wie er sich hingekniet hatte.
Und stand damit höher als der König.
»Ja, ja, ja! Es sei dir gewährt!«, knurrte der junge Aran, und fuchtelte umständlich mit der rechten Hand. Er streckte einem nackten Mädchen die linke Hand entgegen und befahl ihr wortlos zu ihm zu kommen. Als sie bei ihm war, ergriff er mit seiner Rechten eine ihrer nackten Brüste.
»Schau dir das an, Meister der Schriften! Gibt es prachtvo lleres in Rinu'usala als des Königs Spielzeug. Aber dafür wird ein Mann im hohen Alter sich wohl kaum noch interessieren. Oder?«
»Göttlicher Aran, ein Mann im fortgeschrittenen Alter ...«, korrigierte der Meister der Schriften den König, »... weiß durchaus noch immer gewisse Annehmlichkeiten zu schätzen. Der Unterschied, allerdings, liegt im Genuss, und nicht in der Masse.«
Calaele'en bemerkte wie des Arans Augenlider kurz zuckten und seine Augen aufblitzten.
Endlich erhob der Aran sich von seinem roten Sitzkissen, das auf der weißen Marmorbank lag, denn er musste noch immer zu dem Meister der Schriften hoch schauen.
»Nun gut!«
Er machte eine kurze wegscheuchende Bewegung mit den Fingern und wie auf einen geheimen Befehl zogen sich alle Höflinge außer Hörweite zurück.
»Hast du schon einmal die Quelle des Lebens gesehen, Meister der Schriften?«
Calaele'en wusste, dass sich der Ausdruck auf das glitzernde Wasser bezog, dessen Quelle am Fuße der Esche liegen soll.
»Nein, dieses Privileg wurde mir noch nicht zuteil, Maje stät.«
»Gut, gehen wir etwas spazieren!«
Der Aran führte den Meister der Schriften auf die Rückseite der uralten Esche, dort wo unter einem Felsen eine kleine Quelle sprudelte, dessen Wasser im Schein der Sonne glitzerte.
»Man berichtet mir, ...«, begann der König, »... dass man im Volk Witze über mich reißt.«
Calaele'en war überrascht, dass der junge Aran ganz unverblümt das Thema seiner sexuellen Ausschweifungen anschnitt. Aber der alte Weißelf war auch erfahren genug um zu wissen, dass solch nebensächliche Themen ganz oft nur zweitrangiges Geplänkel vor einer ernsthafteren Diskussion war.
»Majestät, ihr solltet dem Volk nicht zu viel aufs Maul schauen. Die meisten sind kurzsichtig, und viele lassen sich von Neid und Missgunst leiten. Ihr Urteil ist meistens vorlaut und schlecht durchdacht.«
Der Aran blieb stehen und schaute Calaele'en direkt in die Augen.
»Und wie sieht dein Urteil aus, Meister der Schriften?«
Calaele'en deutete eine Verbeugung an.
»Ich gehöre seit mehr als 100 Sonnenumläufen dem Älte stenrat der Elfischen Gemeinschaft an, Majestät, und ich habe es mir abgewöhnt über andere Personen ein Urteil zu fällen. Allzu oft lag ich falsch. Davon abgesehen, bin ich Euer Untertan und ein Urteil über Euch, mein Aran, steht mir nicht zu.«
»Aber du missbilligst was du gesehen hast, oder?«
Der junge Aran forderte ihn offensichtlich heraus und er bereute seine leichtfertige Bemerkung von vorhin in Bezug auf den Genuss.
»Was ich billige oder missbillige, Majestät, ist unwichtig. Diejenigen die in 100 oder in 1.000 Sonnenumläufen über euch richten sind die Geschichtsforscher. Und die bewerten andere Vorkommnisse als eine kleine nebensächliche Belust igung.«
Der Aran bliebt wieder stehen und schaute Calaele'en an.
»Zum Beispiel wie viele Kriege ich geführt habe? Und ob ich meine Kriege gewonnen oder verloren habe?«
Calaele'en spitzte die Ohren als er das Wort Krieg vernahm. War jetzt das Geplänkel vorüber? Vorauf wollte der junge Aran hinaus.
»Unteranderem auch, Majestät. Aber auch eine kluge Außenpolitik die auf Abkommen mit anderen Herrschern zielt und den Frieden pflegt, wird von den Geschichtsforscher gerne hervorgehoben wenn sie die Herrscherzeit eines Königs bewerten.«
»Ilragil'lok sagt, dass mir eine Zeit bevorsteht wo ich in den Krieg ziehen muss!«
Jetzt war Calaele'en hellwach! Ilragil'lok Karān Naragor war der älteste der fünf Heerführer bei den Weißelfen und damit der oberste Berater des Arans für Kriegsfragen.
»Und gegen wen möchte der oberste Heerführer in den Krieg ziehen?«
»Gegen den Hochschamanen Teldarmal'Elhap von Wyvergard.«
Bei diesen Worten erschrak der alte Meister der Schriften, aber er hatte sich so gut unter Kontrolle, dass er sich nichts anmerken ließ.
»Gegen die Grauelben! Was wirft der Heerführer Ilragil'lok den Grauelben vor?«
»Meine Spione berichten mir, dass sich die
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