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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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herausstrich. Damit fügte man seiner Glaubwürdigkeit einen kleinen Kratzer zu und betonte zugleich die Bedeutung der Frage. »Haben Sie Senator Almundo nicht mitgeteilt, dass dies Ihr ausdrücklicher Wunsch war? Seinen Platz im Senat einzunehmen? «
    Vermutlich brachte das den Zeugen ein wenig ins Grübeln. Würde Senator Almundo als Zeuge aufgerufen werden und eine solche Unterhaltung bestätigen? Hatte ihn jemand anders diesen Wunsch äußern hören?
    »Mr. Kolarich, der Senator und ich haben viel Zeit zusammen verbracht. Manchmal sechzehn Stunden am Tag. Dabei kamen viele Dinge zur Sprache. Wenn Sie mich fragen, ob dabei je über meine Zukunft gesprochen wurde, dann ist die Antwort vermutlich ja.«
    Die Sache lief goldrichtig. Der Zeuge hatte ein politisches Statement abgegeben, doch das hier war keine Pressekonferenz. Jetzt hatte er mir die Gelegenheit geboten, seiner Fassade
der Glaubwürdigkeit einen weiteren Kratzer zuzufügen. Steht ein Zeuge bei der direkten Befragung wie ein auf Hochglanz polierter Neuwagen da, sollte er nach dem Kreuzverhör möglichst wie das Wrack eines Frontalzusammenstoßes wirken.
    »Aber das ist nicht meine Frage. Lassen Sie mich ein drittes Mal fragen, Mr. Espinoza. Haben Sie gegenüber Senator Almundo etwa nicht geäußert, dass Sie seinen Senatsposten übernehmen wollen, wenn er zum Justizminister gewählt wird?«
    Der Zeuge lächelte erst mich an und dann die Jury. »Mr. Kolarich«, antwortete er mit leicht erschöpfter Miene, »ich kann auf diese Frage nicht mit Bestimmtheit antworten. Möglicherweise habe ich es gesagt, möglicherweise auch nicht. Ich erinnere mich nicht genau.«
    »Ein Gespräch darüber, ob Sie der nächste Senator des dreizehnten Bezirks werden – und Sie sind sich nicht sicher, ob es stattgefunden hat? Wollen Sie der Jury ernsthaft erzählen, Sie könnten sich an so etwas nicht erinnern?«
    Das schien in der Tat lächerlich. Der Ehrgeiz quoll Espinoza förmlich aus jeder Pore. Nie und nimmer hätte er ein solches Thema mit dem Senator besprochen, ohne sich daran erinnern zu können. Und das Beste war, die Jury kaufte es ihm ganz offensichtlich auch nicht ab.
    Da er das mitbekam, versuchte er einzulenken. »Lassen Sie es mich so formulieren, Mr. Kolarich. Es ist möglich, dass ich etwas Derartiges gesagt habe, aber wenn, dann nur im Scherz. Man hat mir schon oft meinen trockenen Humor angekreidet. Vielleicht habe ich diese Bemerkung gemacht, aber nicht im Ernst.«
    Ich setzte ein Pokerface auf. Espinoza hatte im Verlauf dieser Befragung noch keine einzige für ihn vorteilhafte Antwort
gegeben. Als Verteidiger ist man immer dann am besten, wenn der Zeuge sich selbst belastet, egal, wie seine Antwort ausfällt; und Espinoza ritt sich mit seinen Erklärungsversuchen noch zusätzlich hinein. Ich gab mich verwirrt, nervös, fast ein wenig ratlos, um Espinoza zu ermutigen und ihm zu suggerieren, er hätte dieses kleine Scharmützel gewonnen. Er sollte glauben, dass er mir einen Tiefschlag verpasst hatte, und sich dadurch weiter angestachelt fühlen.
    Immerhin war Espinoza ein gewandter Redner, der in dieser Hinsicht große Erfolge verbuchen konnte. Vermutlich hatte er befürchtet, im Kreuzverhör dem berühmten Paul Riley gegenübertreten zu müssen, und ohne Zweifel hatte er in seiner Wachsamkeit etwas nachgelassen, als ich vorgetreten war – ein junger Kerl ohne Namen. In diesem Moment ging mir auf, dass das womöglich von Anfang an Pauls Absicht gewesen war, um dem Mann eine Falle zu stellen.
    »Sie wollen damit also sagen, dass Sie und der Senator diese Angelegenheit auf scherzhafte Weise besprochen haben? Dass Sie bei diesem Gespräch einen gewissen trockenen Humor pflegten?« Mein Tonfall war jetzt wesentlich weniger scharf als bei meinen vorigen Fragen. Für Espinoza musste es sich so anhören, als wäre ich am Rudern und kurz davor, den Faden zu verlieren.
    »Sicher. Wir schätzen das beide.«
    »Sie meinen den trockenen Humor?«
    »Richtig, Sir.«
    Ich nickte schwach und seufzte. »Würde es Sie überraschen, zu erfahren, dass der Senator Ihre Bemerkung nicht als Scherz verstanden hat? Dass er sie ernst genommen hat?«
    Aus den Augenwinkeln nahm ich eine kurze Bewegung des Anklägers Chris Moody wahr. Offensichtlich war er versucht,
Einspruch gegen diese Frage zu erheben, entschied sich aber dagegen. Vermutlich, weil ich nur beweisen konnte, dass der Senator diese Bemerkung ernst genommen hatte, indem ich diesen in den Zeugenstand rief – was Moody

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