Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust
Mikrofon ausgestattet worden war. Ein manikürter und elegant gekleideter Mann in den Vierzigern, der die letzten drei Tage vor Gericht immer und immer wieder ausgesagt hatte, dass sein Boss, der Senator, die gesamte Schutzgelderpressung im Viertel aufgezogen und bequem von seinem Amtssitz aus gesteuert hätte.
Nachdem Christopher Moody kurz mit den anderen Staatsanwälten konferiert hatte – auch sie Weiße irischer Abstammung – , knöpfte er schließlich sein blaues Jackett auf und machte Anstalten, seinen Platz wieder einzunehmen. Ich fühlte den vertrauten Adrenalinstoß.
»Danke, Mr. Espinoza«, sagte Moody. »Die Vereinigten Staaten haben keine weiteren Fragen.«
»Kreuzverhör?«, fragte der Richter, wobei er sich an Paul Riley wandte und nicht an mich.
Der gesamte Gerichtssaal schien plötzlich von frischer Energie belebt, nun, da die Anklage den Zeugen der Verteidigung überließ. Espinoza war drei volle Tage für die Bundesermittler im Zeugenstand gewesen, daher war die Aufmerksamkeit erlahmt. Nun würde ihn die Verteidigung in die Mangel nehmen, und die Erwartungen waren hoch. Ein Umstand, den wir von Anfang an einbeziehen mussten. Nach Espionzas Auftritt mussten wir entweder ein großes Loch in seine Aussagen reißen oder die Jury würde Hector Almundo verurteilen.
Paul Riley nickte knapp in meine Richtung und sprach mir damit sein Vertrauen aus. Ich erhob mich von meinem Platz und konnte die überraschten Reaktionen in meinem Rücken förmlich spüren. Höchstwahrscheinlich war jeder im Zuschauerraum davon ausgegangen, dass der berühmte Paul Riley persönlich das Kreuzverhör dieses Zeugen übernehmen würde. Ich war selbst verblüfft, denn das war ganz sicher keine gönnerhafte Geste. Paul würde mich niemals vorschicken, damit ich mir ein bisschen die Hörner abstieß, wenn so viel auf dem Spiel stand. Irgendein Instinkt hatte ihm verraten, dass ich die bessere Wahl war. Vermutlich kam es ihm darauf an, »sauber« zu bleiben für das Schlussplädoyer. Er wollte bis zum Ende als der »Gute« dastehen, als der aufrechte Anwalt,
und nicht als derjenige, der den Hauptzeugen der Anklage in der Luft zerrissen hatte.
Wie auch immer, im Moment kam es ausschließlich darauf an, dass ich diesen Zeugen ordentlich demontierte.
»Guten Tag, Mr. Espinoza. Mein Name ist Jason Kolarich.«
»Guten Tag«, erwiderte Espinoza.
Der Zeuge hatte ein wenig einnehmendes Wesen: viel zu makellos gekleidet, ebenso frisiert und berauscht von seiner eigenen überdeutlichen Aussprache – gelackt war mein bevorzugter Ausdruck für ein derartiges Auftreten.
»Wenn Senator Almundo zum Justizminister des Landes gewählt worden wäre, hätte er seinen Sitz im Landessenat bis zur Mitte der Legislaturperiode räumen müssen, ist das richtig? Damit wären also noch zwei Jahre seiner insgesamt vierjährigen Amtszeit verblieben.«
»Ja, natürlich«, bestätigte der Zeuge.
»Und Sie hätten gerne seinen frei gewordenen Sitz eingenommen. «
Der Zeuge neigt den Kopf kaum merklich zur Seite.
Meine Augen wanderten kurz zu Chris Moody, der sich eine Notiz machte. Vermutlich kam das überraschend für Moody. Espinoza hatte in der direkten Befragung nichts dergleichen geäußert, und ganz offensichtlich hatte er diese Information auch nicht an das FBI weitergegeben. Espinoza hatte sich als treue Hilfskraft und loyaler Diener dargestellt, der seinem Chef stets aufs Wort gehorchte. Was ich hier herausstreichen wollte, war natürlich, dass Espinoza seine ganz eigenen Motive hatte, sich an der Schutzgelderpressung zu beteiligen; durch Hectors Karrieresprung würde für Joey ein attraktiver Posten frei. Und da Espinoza der Anklage mit ziemlicher Sicherheit nichts davon verraten hatte, hatte diese
ihn auch nicht auf darauf abzielende Fragen vorbereiten können.
»Davon weiß ich nichts«, erklärte der Zeuge.
»Nun ja …« Ich blickte zu meinem Klienten, Senator Hector Almundo und dann wieder zu Espinoza. »Haben Sie Senator Almundo nicht davon in Kenntnis gesetzt, dass Sie gerne auf seinen Sitz berufen werden würden? Dass Sie gerne der nächste Senator aus dem dreizehnten Bezirk wären?«
Espinoza vermied es, in Richtung des Senators zu blicken. Er tat so, als amüsierte ihn das Ganze. »Ich hätte vielleicht erwartet, als Stabschef im Justizministerium zu arbeiten – aber als Senator? Davon ist mir nichts bekannt.«
»Das war nicht meine Frage, Sir.« Ein Lieblingssatz von Prozessanwälten, der das Ausweichen eines Zeugen
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