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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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sie!«
Oh, Viviane, was hast du nur getan! Ich hörte ein Rascheln am Fahrbahnrand, doch ich ignorierte es.
»Es ist schlimmer, als du denkst«, erwiderte ich.
»Warum? Er verrät sie bestimmt nicht.«
»Darum geht es weniger, es geht nur darum ...«
Mehr konnte ich nicht sagen. Auf einmal brach jemand mit Gewalt durch das Gebüsch und schleuderte mich zu Boden. Ich wehrte mich, doch jemand presste mich nach unten, so dass ich kaum Luft bekam, band meine Hände zusammen, warf mir einen Sack über den Kopf und zerrte mich hoch. Ich konnte nichts sehen und nichts hören.
    Ich schrie um Hilfe und versuchte wegzulaufen. Doch der Angreifer griff nach mir und zerrte mich über Stock und Stein. Ich stolperte immer wieder und fiel zu Boden. Dann schubste er mich, so dass ich gegen etwas Blechernes fiel. Es musste ein Auto sein. Er stopfte mich in einen engen Raum, wahrscheinlich den Kofferraum. Der Deckel klappte zu, dann wurde der Motor angelassen. Ich schrie weiter um Hilfe, doch niemand konnte mich hören.
     

Das Geheimnis von Mullendorf
     
    Ich hörte nur das Geräusch des Wagens, wie der Motor aufheulte, wenn er eine Steigung überwinden musste, und die Bremsen quietschten, wenn ein Hindernis kam. Ich hatte keine Ahnung, wo mein Entführer mich hinbrachte. Aber es musste ein Feld- oder Waldweg sein. Der Wagen holperte, als würde er durch unebenes Gelände fahren. Mein Kopf knallte an den Radkasten oder krachte gegen die Kofferklappe. Mein Knie schmerzte mörderisch, weil es in einer unnatürlichen Stellung lag. Ich versuchte, meine Position zu ändern, doch es war zu eng in meinem Gefängnis. Immerhin schaffte ich es, meinem Knie etwas Erleichterung zu verschaffen, indem ich das Bein ein wenig ausstreckte. Dafür schmerzte jetzt mein Knöchel.
    Wieder knallte mein Kopf gegen den Radkasten. Vielleicht weil der Fahrer des Wagens ein extrem schlechter Fahrer war.
    Ich hatte nicht sehen können, wer mich entführt hatte. Aber ich hegte eine Vermutung.
»Herr Hahn! Lassen Sie mich raus!«, rief ich. Doch entweder hörte er mich nicht, wollte mich nicht hören – oder er war es nicht.
Wenn Viviane ihrem Stiefvater von den Vampiren erzählt hatte, konnte er durchaus der Mörder sein. Aber wieso sollte er seine eigene Frau erschlagen? Vielleicht hatte er das Geheimnis, das nun offenbar keines mehr war, weitergetragen und der Mörder war ein ganz anderer?
»Hilfe!«, schrie ich. »Lassen Sie mich raus! Wir können doch über alles reden!«
Ich war den Tränen nahe. Mal abgesehen von den Schmerzen im Knie und im Knöchel und dem Brummen meines Schädels, war mir schlecht. Um nicht zu sagen: kotzübel. Der Sack, den mein Entführer über meinen Kopf gestülpt hatte, stank erbärmlich. Irgendjemand musste darin Kompost oder Kuhfladen oder vergammelte Eier oder alles zusammen transportiert haben. Der Stoff kratzte an meiner Haut und ließ sie jucken, als wäre er eine Brutstätte für Flöhe und Wanzen. Ich hätte mich so gern gekratzt, doch durch die zusammengebundenen Hände war mir das unmöglich.
Bevor ich noch einmal schreien oder um Gnade bitten konnte, quietschten die Bremsen und der Wagen hielt an. Der Motor erstarb. Allerdings hatte ich das unangenehme Gefühl, dass sich meine Lage dadurch nicht gerade verbesserte. Denn was immer der Entführer vorhatte – es konnte nichts Gutes sein. Dennoch lebte in einer Ecke meines Bewusstseins noch die irrwitzige Hoffnung, dass mich, sobald sich die Kofferklappe öffnete, eine nette Party mit Kuchen und Girlanden erwartete und alle meine Freunde fröhlich »Überraschung« riefen.
Die Fahrertür klappte zu, Schritte ertönten auf weichem Boden.
Ich hielt die Luft an.
    Die Kofferklappe öffnete sich. Ich spürte den frischen Luftzug. Jemand fasste mich an den Schultern und zerrte aus dem engen Gefängnis.
Ich stieß mit dem Kopf an etwas, was meinen Schädel nicht guttat.
»Was soll das denn?« fragte ich mit meiner unschuldigsten Stimme. »Ich habe doch nichts getan.«
»Los raus!« Ich kannte die Stimme. Ein unangenehmes Gefühl kroch meinen Rücken hinunter. Endlich stand ich mit wackeligen Beinen auf dem Boden.
»Das muss ein Irrtum sein, Herr Hahn«, sagte ich. »Ich bin‘s, Moona, Vivianes Freundin.«
»Das weiß ich.«
    Er nahm mir den Sack ab, so dass ich nach der Dunkelheit nun geblendet ins Tageslicht blinzelte.
Matze sah mich für einen Moment mitleidig an, dann zerrte er mich vorwärts. Ich wusste nun auch, wo wir uns befanden. Wir hielten direkt auf die alte Mühle

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