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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Piel
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sie um sich geschlungen hatte. Es fühlte sich an, als stünde sie in der Nähe eines Ofens.
    Dann schied Rosa aus dem Ring aus. Tamus und Mattis schlossen die Lücke. Während alle weitersangen, ging Rosa am Ufer in die Knie, nahm einen Kelch aus einer Nische zwischen zwei Steinen und füllte ihn mit Wasser. Vorsichtig richtete sie sich auf und brachte das kostbare Gefäß zurück in den Kreis.
    "Leg dein Gewand ab, und mit ihm dein altes Leben", sagte sie in einem weichen Singsang, der ihre Stimme ganz fremd wirken ließ. Anna gehorchte und streifte das nasse Kleid ab. Eine prickelnde, körperliche Aufregung durchflutete sie. Rosa hielt ihr den Kelch entgegen, und zu ihrer Verwunderung stellte Anna fest, dass von dem Wasser darin ein Leuchten ausging, erst schwach, dann immer stärker, bis es blendend hell war und alle im Kreis mit blauem Licht übergoss.
    "Du hast Mondlicht eingefangen", staunte Anna, doch Rosa lächelte nur.
    Anna nahm den Kelch und wollte trinken, doch Rosa hielt sie zurück. Aus den Falten ihres Gewandes holte sie ein kleines Messer. Damit ritzte sie sich in den Daumen und ließ einen Blutstropfen in den Kelch fallen. Dann gab sie das Messer an Imagina weiter.
    Anna schritt die Reihe ihrer Gemeinschaft ab, und jeder gab einen Blutstropfen in den Kelch. Dessen Leuchten veränderte sich allmählich zu einem kräftigen goldenen Strahlen. Gleichzeitig wurde er in Annas Händen immer wärmer.
    Als sie den Kreis einmal abgeschritten war, kehrte sie zu Rosa in die Mitte des Kreises zurück.
    "Regarus di vita!", rief Imagina. "Auf das Leben!" Sie streckte ihre Arme zum Himmel, und die anderen taten es ihr gleich. Anna sah zu Rosa. Die nickte ihr zu. Anna trank einen Schluck aus dem Kelch.
    Plötzlich war das Leuchten überall. Es war, als würde sie direkt in die Sonne sehen. Der Kelch war nicht mehr in ihren Händen - und dann waren ihre Hände verschwunden. Es fühlte sich an, als würde sie sich durch einen sehr engen Tunnel nach vorne schieben. Sie verspürte den unerbittlichen Zwang, sich zum Boden zu beugen, und gab ihm bereitwillig nach. Eine Flut von Sinneseindrücken rauschte durch sie. Die Nacht war plötzlich laut und angefüllt von Gerüchen.
    Vertraute Gestalten schälten sich aus dem Leuchten. Sie leuchteten selber in den verschiedensten Farben. Imagina in pulsierendem Rot, Tamus in fließendem Blau, Rosa tatsächlich in quirligem Rosa. Anna hatte noch nie Farben in solcher Leuchtkraft gesehen. Sie sah an sich hinunter. Ihre Menschengestalt war verschwunden. Sie erblickte zwei kräftige Vorderbeine, die in Pfoten endeten.
    Pfoten, die rennen wollten. Sie hielt die Nase in den Wind. Rehe, Kaninchen, und der geliebte Geruch des Rudels. Sie jaulte ungeduldig.
    Und jemand antwortete, doch niemand aus ihrem Rudel. Die Antwort kam vom Ufer des Sees. In das farbige Leuchten, das sie umgab, mischten sich schwarze Schlieren, die ihre langen, dünnen Finger nach ihr ausstreckten.

    Anna wusste plötzlich, wer da im Ufergebüsch lauerte.

24. Kapitel
    Herbst 2012, Frankfurt Sachsenhausen
    « Kommt rüber mit der Wandlerin, oder die Kleine hier ist Geschichte! »

    Sam stürmte sofort zur Tür, Katja direkt hinter ihm. Er riss die Tür auf und verschwand in der Nacht. Von draußen hörte ich ihn nach Alexa rufen.
    Ich rannte bis zur Tür, zögerte kurz und wagte mich dann nach draußen. Der schmale Weg führte von meinem Eingang ums Haus herum bis zur Gartenpforte. Ich schlich bis zur Hausecke und spähte herum, aber eine dichte Hecke versperrte mir den Blick auf die Straße.
    "Sam!", hörte ich Alexa schreien. "Hilf mir!"
    Die letzten Worte kamen erstickt, als würde jemand gegen ihren Willen ihr Rufen dämpfen wollen.
    Und dann kam von der Straße eine Stimme, die ich schon lange nicht mehr gehört hatte. Hundert Jahre mindestens, aber ich erkannte sie sofort wieder.
    "Was haben wir denn da Hübsches gefangen? Ist uns direkt in die Arme gelaufen! So ein Zufall."
    "Wenn ihr ihr etwas tut, bringe ich euch alle um!", schrie Sam und erhielt ein höhnisches Lachen zur Antwort.
    "Ach, du bist also der edle Ritter, der zu diesem Fräulein gehört? Wie praktisch. Bring mir Anna Stubbe, dann kannst du dein Mädchen wiederhaben."
    Schweigen. Dann Sams fassungslose Stimme:
    "Wie bitte? Ihr wollt... Das ist eine echte Geiselnahme?"
    "Wir machen keine Scherze. Bring sie uns, oder dein Schätzchen wird sterben. Du hast zehn Minuten, um zu überlegen. Die Zeit läuft."
    Die Wölfin riss von innen an mir. Ich

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