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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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können gerne auf die Brücke gehen und es selbst noch einmal versuchen«, knurrte nun von Krautz. »Und dann fragen Sie Volkert auch gleich, wie es kommt, dass seine Mittagspeilung ohne Jahrbuch plötzlich die Aussagen unseres Fischers bestätigt.«
»Vielleicht eine Verschwörung«, mutmaßte von Klasewitz, dem so langsam die Erklärungen ausgingen. »Die beiden stecken unter einer Decke und es ist ein perfider Plan des Feindes, die Saarbrücken zu entführen! Ein Schlafmittel ins Essen, eine Kursänderung, das würde doch passen!«
»Und dann schickt man einen Fischer mit einer abenteuerlichen Geschichte vor, die wir nachprüfen können, indem wir schlicht den nächsten Hafen ansteuern – anstatt uns von britischer Marineinfanterie besetzen zu lassen? Und was, bei Gott, soll an der alten Saarbrücken so neu und interessant sein, dass sich eine Entführung lohnt?«, wandte Rheinberg ein. Obgleich er sich um einen ruhigen Tonfall bemühte, wurde schnell deutlich, wie sehr ihm der Zweite auf die Nerven fiel.
»Was weiß ich. Der Krieg steht vor der Tür. Unsere Flotte ist stark, der Brite hat Angst. Wer Angst hat, macht gelegentlich die seltsamsten Dinge.«
Rheinberg wollte etwas entgegnen, sah jedoch aus den Augenwinkeln, wie von Krautz die Hand hob und schwieg. Es führte ja ohnehin zu nichts.
Er fühlte, wie die Gedanken in seinem Kopf wirbelten. Es fiel ihm schwer, angesichts der Tragweite dessen, was nunmehr so offensichtlich erschien, die innere Ruhe zu bewahren. Während die Männer um ihn herum auf unterschiedliche Art und Weise ihren Emotionen Ausdruck gaben – durch Wut, durch Ablehnung, durch Fatalismus, durch an Hysterie grenzende Nervosität –, fühlte Rheinberg sich schlicht nur verwirrt, als hätte ihm jemand den Teppich unter den Boden fortgezogen und damit alles, worauf er seine Existenz zu stellen pflegte. Eine Reise durch die Zeit? Wer vermochte es selbst jemandem wie von Klasewitz verübeln, dass er daran nicht zu glauben vermochte? Rheinberg selbst konnte den Gedanken gar nicht richtig fassen. Und die Reaktionen der anderen Männer zeigten, dass es ihnen ähnlich ging.
Und die Mannschaft.
Was sollte er … sie mussten jetzt sehr schnell zur Mannschaft sprechen! Da draußen stellten sich alle Fragen – und sie hatten bloß diese völlig unglaubliche Geschichte.
Rheinberg wurde schwindelig. Die erregten Gespräche um ihn machten ihn noch verwirrter. Er sah in die Runde und erkannte, dass außer ihm nur drei weitere Männer vor sich hin brüteten: Dahms, Neumann und der Kapitän.
Und Langenhagen grinste breit. Diese verrückten Hefte, die er immer las, mussten ihm zu Kopf gestiegen sein. Jede weitere Diskussion fand ein plötzliches Ende, als der Signalmaat erneut in die Messe gestürmt war, mit hochrotem Gesicht und ziemlich außer Atem.
»Schiffe!«, stieß er ungefragt hervor.
»Meldung, verdammt!«, herrschte von Krautz und erhob sich. Der Maat nahm unwillkürlich Haltung an.
»Fähnrich Volkert meldet eine Flottille fremder Schiffe in Südsüdwest mit direktem Kurs auf die Saarbrücken und bittet den Kapitän auf die Brücke.«
Von Krautz war bereits losgerannt, Rheinberg folgte ihm auf den Fuß. Keiner der anderen Offiziere brauchte irgendwelche Befehle, um zu wissen, was nun zu tun war, und sie eilten zu ihren Stationen.
Als der Kapitän, Rheinberg und von Klasewitz die Brücke erreichten, ergriffen sie sofort die Ferngläser und blickten in die gleiche Richtung wie Langenhagen. Für einen Moment war kein Laut zu hören, bis auf die Befehle der Deckoffiziere, die die Mannschaft herumscheuchten. Volkert hatte, wie es aussah, Gefechtsbereitschaft befohlen.
»Was ist das?«, stellte schließlich von Krautz die Frage und es war klar, dass sie vor allem an Rheinberg gerichtet war. Der schaute noch einmal ganz genau hin, bevor er sie beantwortete.
»Triremen!«
»Bitte was?«
»Triremen. Rudergaleeren mit Hilfssegeln. Ziemlich große Pötte. Das da vorne sind Rammsporne, über so etwas Ähnliches verfügt die Saarbrücken ebenfalls. Und wenn ich das richtig sehe, sind die Schiffe voller Bewaffneter.«
»In der Tat«, murmelte von Krautz nun. »Ich sehe Ruder und Segel – und die Soldaten.«
»Wenn das mal Soldaten sind«, murmelte Rheinberg nun. »Maat, holen Sie unsere Gäste auf die Brücke!«
»Jawohl, Herr Korvettenkapitän!«
»Egal, was das für welche sind«, fuhr der Kapitän leise fort, »so langsam muss ich mich wohl mit dem Gedanken anfreunden, dass wir hier keinem schlechten Trick

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