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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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hatte einen zuverlässigen Wachtmeister abgestellt, um ein Auge auf die beiden zu haben, aber bis jetzt hatten sie sich absolut harmlos verhalten.
»Weil sie von sich behaupten, Römer zu sein«, beantwortete Rheinberg die Frage des Kapitäns. »Der Mann heißt Marcus Necius, und der Junge ist sein Sohn Marcellus. Sie sind beide Fischer aus Ravenna und haben unser Schiff treibend in ihren Fanggründen vorgefunden, sind an Bord gekommen, haben, wie Neumann hier bestätigt, einigen unserer Bewusstlosen geholfen, soweit ihnen das möglich war, und erwarten jetzt wohl eine Belohnung.« Rheinberg räusperte sich. »Und das nicht völlig unberechtigt, wie ich anmerken darf.«
»Dreck!«, fuhr von Klasewitz dazwischen. »Pöbel. Und Lügenbolde obendrein. Ich kann nichts davon ernst nehmen, Herr Kapitän!«
Von Krautz hob eine Hand und ließ den Zweiten Offizier verstummen.
»Was noch, Rheinberg?«
»Nicht viel mehr. Es sind einfache Menschen. Ich habe mehrmals nachgebohrt. Mein Latein ist passabel, aber ich habe im Grunde nur Schreiben und Lesen gelernt, niemals sprechen. Neumann hier kann bestätigen, dass ich mich redlich bemüht habe.«
»Das ist korrekt«, sagte der Marinearzt. »Der Erste Offizier spricht dafür, dass er es nicht kann, ein sehr passables Latein und ich hatte den Eindruck, dass Marcus ihn verstanden hat. Und ich denke, dass ich die Antworten des Fischers ebenso begriffen habe wie Rheinberg. Er sagt, er sei ein Fischer aus Ravenna.«
Er seufzte.
»Willkommen im Imperium Romanum.«
»Absurd!«, stieß nun von Krautz hervor. »Erst diese seltsame Flaute, dann fällt die gesamte Besatzung in die Bewusstlosigkeit und jetzt … jetzt sind wir wo?«
»Wenn Marcus' Angaben stimmen, etwa dreiundzwanzig Seemeilen südöstlich von Ravenna, im Mittelmeer«, erwiderte Rheinberg.
»Als wir einschliefen, lagen wir vor Portugal! Westlich! Im Atlantik!«, rief von Krautz. Er schüttelte den Kopf. Wäre Platz gewesen, so wäre er unruhig auf und ab gelaufen, doch so blieb ihm nichts, als mit den Fingern auf der Tischplatte zu trommeln. »Das ist absurd.«
»Lügenbolde!«, bekräftigte von Klasewitz und zuckte sofort zusammen, als der Kommandant ihm erneut einen strafenden Blick sandte.
»Zustand der Maschinen?«
»Alles in bester Ordnung, Herr Kapitän«, meldete Dahms geschäftsmäßig. Seine Schützlinge zu überprüfen, war die allererste Tat gewesen, als der Marine-Ingenieur aus der Ohnmacht erwacht war. »Auch sonst auf dem Schiff keine Schäden. Dortheim hat alle wichtigen Anlagen untersucht und eine Leckkontrolle durchgeführt. Er hat nichts gefunden.«
»Verletzte?« Die Frage ging an Neumann.
»Ein paar Blessuren. Ein angeknackster Arm. Ein paar haben ein wenig zu viel Sonne abbekommen. Das wäre schlimmer gewesen, wenn unsere Gäste da nicht geholfen hätten. Aber alle sind so weit wohlauf. Das heißt …«
»Ja? Raus damit, Doktor?«
Neumann seufzte. »Körperlich sind alle in Ordnung. Es herrscht jedoch große Unruhe an Bord. Gerüchte machen die Runde. Ein paar der Kadetten haben mitgehört und ein paar von ihnen hatten auch Latein in der Sekunda. Sie dürften schnell weitergegeben haben, was unsere Gäste erzählt haben. Es wird nötig sein, recht bald zur Mannschaft zu sprechen.«
»Aber worüber?«, hakte von Krautz nach. »Wir wissen doch gar nichts!«
»Gleich, Kapitän«, sagte Rheinberg. Ein Signalmaat hatte geklopft und war eingetreten. Er wollte melden, doch der Erste Offizier winkte ab und hielt auffordernd die Hand hin. Der Signalmaat zögerte.
»Was?«, wollte Rheinberg wissen.
»Herr Korvettenkapitän, Fähnrich Volkert meldet, dass das Nautische Jahrbuch nicht stimmt.«
»Wie bitte?«
Der Signalmaat schluckte.
»Fähnrich Volkert meldet, dass die Angaben im Nautischen Jahrbuch nicht mit den Messungen des Sextanten in Übereinstimmung stehen. Auf Basis des Jahrbuches könne er keine exakte Standortbestimmung der Saarbrücken machen.«
»Das ist Wahnsinn«, brach es aus Becker hervor. Auch er wusste, dass das jedes Jahr vom Deutschen Hydrografischen Institut in Hamburg herausgegebene Buch exakte Angaben zu den Positionen von Sonne, Mond und Sternen enthielt, die für die genaue Astronavigation unabdinglich waren, genau aufgeschlüsselt nach Datum und Stunden. Es wurde für jedes Jahr neu berechnet und war zentrale Grundlage für die Navigation auf See.
Rheinberg seufzte. »Maat, bestellen Sie dem Fähnrich mein tief empfundenes Mitleid.« Das allgemeine Schmunzeln löste die angespannte

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