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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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der Briten aufgesessen sind – denn so weit würden sie nun wirklich nicht gehen. Allerdings verbessert das unsere Situation nicht wirklich. Wenn es wahr ist, dass wir in der Vergangenheit sind – und ich betone immer noch das ›wenn‹ –, dann bleiben die Fragen, wie wir hierhergekommen sind und wie wir wieder in unsere Epoche zurückkehren können.«
Rheinberg senkte sein Glas und nickte ernst. Aus den Augenwinkeln sah er, wie von Klasewitz mit vor Erstaunen und Unglauben geöffnetem Mund weiterhin durch sein Okular starrte. Das sollte selbst den alten Verschwörungstheoretiker überzeugen, dachte Rheinberg halb amüsiert.
»Kapitän, ich gebe Ihnen recht«, sagte er. »Bloß befürchte ich, dass wir eine dringendere Sorge haben. Ich habe zwei Triremen gezählt, jede mit sicher an die hundert Bewaffneten. Und es sieht nicht so aus, als wollten sie uns einen Freundschaftsbesuch abstatten. Ich empfehle dringend, das Schiff klar zum Gefecht zu machen und die Kanonen auszurichten.«
Von Krautz wollte gerade den Mund öffnen, als der Signalmaat Marcus und seinen Sohn auf die Brücke brachte. Rheinberg wandte sich an den Fischer, der sichtlich eingeschüchtert wirkte. Er lächelte ihn freundlich an.
»Marcus, wir benötigen deine Hilfe.«
»Ich helfe gerne, Herr!«
»Dieses Gerät hier erlaubt es dir, Dinge in weiter Entfernung näher zu sehen, als sie sind. Es ist völlig ungefährlich, und ich möchte, dass du einen Blick hindurchwirfst, und zwar in diese Richtung.«
Marcus nahm das Fernglas zögernd zur Hand und drehte es unschlüssig in seinen Händen. Dann zeigte im Rheinberg, wie man damit umging. Schließlich führte der Fischer es an seine Augen, ängstlich von seinem Sohn beobachtet, der aber dann, als von Krautz ihm seine Gläser reichte, mit plötzlichem Eifer bei der Sache war. Es dauerte keine zehn Sekunden, da senkte Marcus sein Fernglas wieder und wirkte bleich und verstört.
»Nun?«
»Imperiale Flotte!«, stieß der Fischer hervor. »Viele von denen fahren nicht mehr in den hiesigen Gewässern, das muss eine der gelegentlichen Patrouillen sein.«
Er schien selbst nicht genau zu wissen, ob er über diese Begegnung glücklich oder bedrückt sein sollte. »Wir können Glück haben und auf jemanden treffen, der erst fragt und dann angreift. Aber angesichts Eures Schiffes und …«
Rheinberg ahnte, was der Mann sagen wollte und rechnete es ihm an, dass er sich rechtzeitig unter Kontrolle hielt. Für ihn mussten die Saarbrücken und ihre Besatzung mehr als nur »seltsam« sein.
»Ganz so einfach wird das nicht sein«, meinte Rheinberg begütigend. Er sah von Krautz fragend an.
»Ich habe genug verstanden«, beantwortete der Kapitän die stumme Frage und wandte sich um. Befehle wurden gebellt. Gefechtsbereitschaft bestand bereits, jetzt wurden die 15-cm-Geschütze gedreht. Die Triremen kamen mit großer Geschwindigkeit näher.
»Dahms!«, rief von Krautz in das Sprachrohr, das ihn mit dem Maschinenraum verband. »Ich will die Saarbrücken unter vollem Dampf!«
»Voller Dampf, jawohl!«, klang es blechern zur Antwort. Drunten, tief im Leib des Kreuzers, schaufelten die Männer nun die Kohlen in die Brennkammern der Maschine. Rheinberg fühlte fast unmittelbar, wie die gewohnten Vibrationen des Schiffskörpers zurückkehrten. Die Saarbrücken erwachte zum Leben!

5

    Aurelius Africanus war seit fünf Jahren Trierarch der Scipio, und obgleich er seine Stellung mindestens genauso liebte wie das Meer, brodelte eine tiefe Unzufriedenheit in ihm. Es mochte damit zu tun haben, dass seit der Verlegung der römischen Mittelmeerflotte nach Konstantinopel – ein historischer Einschnitt, den sein Vater am Anfang seiner Karriere in der Flotte noch mitbekommen hatte und von dem er des Öfteren erzählte – die beiden in Ravenna verbliebenen Geschwader in ihrer Bedeutung weit hinter dem zurückgeblieben waren, was einst die Classis Ravennas gewesen war. Zu der Zeit ein Kommando, das nur wenig hinter der Classis Misenesis zurückgestanden war und in dem man als fähiger Offizier Karriere hatte machen können. Das war nicht bloß das, was seine Familie immer für ihn erhofft hatte. Es war letztendlich auch das Ziel seines Großvaters gewesen, der damals, noch den Namen seiner nubischen Vorfahren tragend, über das ägyptische Kontingent in die Flotte eingetreten war und es immerhin bis zum Proreta, dem Assistenten des Gubernators, des Rudergängers gebracht hatte. Eine steile Karriere für einen Bauernsohn aus dem

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