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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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sich plötzlich darüber klar, dass er die Befehle seiner Vorgesetzten, ja des Kaisers Ostroms kritisierte. Gratian seufzte.
»Sprich offen, Tribun. Sprich zu mir.«
Der Mann blickte wieder auf. Sein Gesicht war staubbedeckt, seine Rüstung wirkte zerrissen und er war müde. Er musste die ganze Nacht hindurch geritten sein, um dem Kaiser die Nachrichten zu übermitteln. Gratian sah sich um, erblickte einige Diener, die wartend dabeistanden, und winkte ihnen. »Einen Sessel für den Tribun. Wein, Braten und Brot. Helft ihm, den Harnisch abzulegen.«
»Herr.«
»Setzt Euch, Tribun. Sobald Ihr mit allem fertig seid, sollt Ihr ruhen. Und keine falsche Zurückhaltung.«
Der Mann ließ sich von einem Diener den Brustpanzer abnehmen und setzte sich widerspruchslos, als man ihm einen Schemel hinschob. Auf einem kleinen Tisch trug ein weiterer Bediensteter sogleich Speisen und eine Karaffe mit Wein herbei. Gratian seufzte. In Eilmärschen waren er und seine Truppen gen Osten marschiert, und doch waren sie nur bis Sirmium gekommen, ehe die Nachricht des Tribuns sie erreicht hatte. Sie hatten gerade die Donau überschritten und waren bereit gewesen, weiter in Richtung Adrianopel vorzudringen, da war der kleine Trupp einsamer Reiter unter dem Kommando dieses erschöpften Offiziers aufgetaucht, und er hatte das Siegel Richomers getragen, des Kommandanten der Kavallerieabteilung, die Gratian den eigenen Legionen vorausgesandt hatte, um mit Valens Kontakt aufzunehmen.
Zu spät, wie sich nun herausstellte, oder vielmehr: ohne das Blatt noch wenden zu können. Und die Konsequenzen waren nicht absehbar. Der Tribun erwiderte den Blick des Kaisers und Gratian fühlte die gleiche Müdigkeit, die er in den Augen des Offiziers sah, in seinen eigenen Gliedmaßen. Er hätte dem Rat seiner Männer folgen und in Sirmium selbst bleiben sollen, wo er einen Palast hatte und alle Annehmlichkeiten, doch er zog es vor, im Feldlager zu verweilen. Sirmium war die Stadt, in der er geboren worden war, und er hatte gute Erinnerungen an sie. Er wollte diese Erinnerungen nicht mit den Sorgen der Gegenwart beschmutzen.
»Iss und trink«, forderte er den Tribun auf. »Valens ist tot. Er wird nicht wieder zum Leben erweckt, wenn wir jetzt auf jede Minute achten. Iss und trink!«
Der Tribun verbeugte sich und ließ es sich nicht erneut sagen. Tief grub er seine Zähne in den kalten Braten, nahm große Schlucke aus seinem Becher, ließ sich nachschenken. Gratian hatte sich derweil abgewendet, um den Mann nicht unnötig zu drängen, gesellte sich zu Malobaudes, der mit ihm auf die große Karte des Imperiums starrte, die in seinem Zelt aufgespannt war.
»Valens ist ein Narr«, knurrte der fränkische König und General.
»Valens ist tot.«
»Das geschieht einem Narren recht«, erwiderte Malobaudes. Er konnte sich diese Respektlosigkeit leisten. Gratian musste ihm insgeheim zustimmen.
»Warum hat er nicht auf uns gewartet?«, fragte der Kaiser. »Gemeinsam hätten wir die Goten geschlagen.«
»Er wollte den Sieg für sich.«
Gratian spie aus. »Valens ist nicht wie mein Vater.«
»Euer Vater hörte immer auf seine Ratgeber, und dann traf er seine eigene Entscheidung.«
»Das hat Valens auch getan.«
»Euer Vater war ein kluger Mann, ein guter Feldherr, geliebt von seinen Truppen. Valens war ein Narr.«
»Ihr sagtet es schon«, antwortete Gratian spöttisch und legte Malobaudes die Hand auf die Schulter. »Die Konsequenzen sind es, die mir Sorge machen. Ich bin jetzt Kaiser des ganzen Reiches. Das Bewegungsheer des Ostens ist in Auflösung. Meine Truppen sind die einzigen, die derzeit organisiert und schlagkräftig sind, doch zaudere ich, sie sofort gegen die Goten in die Schlacht zu führen.«
»Und Ihr zaudert zurecht, mein Imperator. Der Goten sind viele. Die oströmischen Truppen waren die besten des Reiches, da müssen wir nicht lange drüber diskutieren. Wir brauchen Zeit, um die Einheiten des Ostens wieder zu sammeln, neue Rekruten auszuheben und dann gemeinsam zuzuschlagen.«
»Ich kann mich nicht um alles kümmern. Es ist ja nicht so, dass der Westen nun eine Insel des Friedens und der Sicherheit wäre.«
Malobaudes nickte. »Wir brauchen einen neuen Kaiser im Osten.«
»Erst einmal brauchen wir einen neuen Feldherrn im Osten.«
Beide schwiegen, starrten auf die Karte, versunken in strategischen und politischen Überlegungen. Als das Schmatzen im Hintergrund aufgehört hatte, drehten sich beide Männer wie auf ein Kommando um.
»Tribun, wie geht es

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