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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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sie hatte schlicht entschieden, ihrer eigenen seelischen Ruhe zuliebe nicht weiter auf diesem Thema zu bestehen.
»Was wirst du also jetzt machen?«, war die nächste Frage.
»Ich … ich werde meinen Dienst versehen.«
»Und sonst? Auch in deiner Zeit wird das Leben doch aus mehr als Dienst bestanden haben.«
»Für einen Fähnrich kaum«, wollte Volkert impulsiv antworten, aber völlig unrecht hatte sie ja nicht. Ihm fiel gerade ein, dass es keinen Kaiser mehr gab, der einem Offizier den Heiratsdispens geben konnte. Wie dieses Problem sich wohl jetzt lösen lassen würde?
Und warum, zum Teufel, fiel ihm das gerade jetzt ein?
»Ich werde sicher nicht das entspannte Leben einer Senatorentochter führen«, erwiderte er schließlich. Julia schnaubte.
»Leichtes Leben, in der Tat. Mit Eltern, die einen dauernd an einen Schnösel verheiraten wollen, der ein braves, folgsames Mädchen und viele, viele möglichst männliche Nachkommen haben will. Wenn ich Pech habe, würde ich nach der Heirat für Jahre meine Zehen nicht mehr sehen.«
»Deine Mutter wirkte nicht so furchtbar folgsam«, wagte Volkert einzuwenden.
»Sie ist aber furchtbar konservativ. In diesen Dingen ist sie mit meinem Vater völlig einig. Ich habe die potenziellen Gatten bisher alle abwimmeln können, da mein Vater mich mag.«
Volkert kommentierte das nicht. Basierend auf den Schilderungen Julias ging er davon aus, dass der Vater seine Tochter abgöttisch liebte und ihr trotz allen Lamentierens absolut nichts würde abschlagen können.
Nun, innerhalb gewisser Grenzen vielleicht. Und womöglich begann Julia zunehmend, diese Grenzen auszutesten.
»Da unten ist irgendwas los«, murmelte Volkert und beugte sich nach vorne. Fackeln bewegten sich durch die Nacht, alle schienen von Urianus' Villa auszugehen.
»Sie suchen nach uns«, stellte Julia ruhig fest. »Natürlich hätte ich nicht gehen dürfen.«
»Was?«
»Nein, das war nicht nur unschicklich, sondern auch gefährlich. So eine Senatorentochter ist eine schöne Beute.«
»Was?« »Meine Mutter wird außer sich sein.«
Thomas Volkert war sprachlos – sprachlos über die Kaltschnäuzigkeit Julias sowie über seinen eigenen Leichtsinn. Wenn ihr Ausflug dermaßen viel Aufregung verursachte und herauskam, dass er Teil dieser Verschwörung war, würde dies auf Rheinberg zurückfallen. Auf die Saarbrücken. Auf die instabile, vorläufige Übereinkunft, die das Schiff zurzeit in dieser Stadt beschützte.
Volkert sah Julia von der Seite an. Sie schien von der Aufregung völlig unberührt. Ein verwöhntes Gör, das alles bekam, was es wollte, und sich nicht um andere kümmerte, schoss es Volkert durch den Kopf.
Er erhob sich.
»Wir müssen zurück, ehe sie noch die ganze Stadt mobilisieren!«
Julia reckte sich. Volkert bemühte sich, nicht auf ihre Brüste zu starren. Schöne, ideal geformte Brüste, groß wie reife Früchte, wie …
Er schüttelte den Kopf. Das führte zu nichts.
Julia ließ ihre Hand in die seine gleiten und zog ihn zur Villa zurück.
Fähnrich zur See Thomas Volkert stolperte hinterher. Er verkniff sich jeden Kommentar und überlegte sich nur, was er zu seiner Rechtfertigung würde vortragen können. Als sie sich der Villa näherten und einige der suchenden Diener und Sklaven sie von Ferne erblickten und die Nachricht zum Anwesen riefen, war ihm immer noch nichts eingefallen.
Als er mit rotem Kopf, im Schlepptau einer jungen Frau, die den Mann mit erhobenem Haupt hinter sich herzog, auf das beleuchtete Areal der Villa trat, ahnte er, dass er gerade einen Krieg verloren hatte, ehe er überhaupt zur ersten Schlacht angetreten war.
Und obgleich er sich unter den Blicken der Gäste wie bei einem Spießrutenlauf fühlte, empfand er zugleich seltsamerweise das Gefühl von Zufriedenheit und … Glück.
Er sah, wie Kapitän Rheinberg sich mit finsterer Miene vor ihm aufbaute, und war glücklich.
Verdammt! Das konnte nicht gut ausgehen.

21

    »Es kann kein Zweifel bestehen?«
»Soweit wir unsere Informationen als verlässlich einstufen können, ja. Euer Onkel ist auf dem Schlachtfeld verloren gegangen. Zuletzt sah man ihn im wilden Ritt mit einem Teil seiner Leibgarde, aber das Chaos war gigantisch.«
»Was ist mit Richomer?«
»Mein Herr, er hat die Schlacht überlebt, und mit ihm die Hälfte unserer Vorausabteilung. Er war knapp. Es wurden Fehler gemacht, o Herr. Die Kavallerie wurde ohne Sinn geopfert. Ein Gemetzel ohnegleichen – und so sinnlos dazu.«
Der Tribun senkte den Kopf, als würde er

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