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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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Kommunikation.«
»Ihr meint?«
»Nichts, lediglich ein Gedanke.«
Rheinberg sah in die Runde.
»Das ist alles etwas viel gewesen, denke ich. Wir sollten darüber nachdenken und uns wiedertreffen, vielleicht morgen. Dennoch, die Zeit drängt. Sobald die Nachricht vom Tode Valens bei Gratian angekommen ist, wird er sich auf die Suche nach einem Nachfolger machen. Wenn wir Gratian dazu bewegen wollen, sich selbst zumindest vorerst als Gesamtherrscher des Reiches zu proklamieren, müssen wir schnell vorgehen und entschlossen.«
»Das ist wahr. Dennoch muss ich nachdenken«, erwiderte Michellus und schaute ins Feuer.
»Es gibt viel abzuwägen. Gratian wird Theodosius zuerst zum Feldherrn ernennen, aber schon im Januar nächsten Jahren zum Augustus erheben. Ich habe kein Problem mit einem Feldherrn Theodosius, wenn es denn sein muss, aber sobald er den Purpur trägt, wird es schwieriger«, sagte Rheinberg.
Symmachus nickte Michellus zu. »Mein Freund hier hat recht, wir müssen nachdenken. Dies sind Entscheidungen von großer Tragweite, die man nicht an einem lauen Sommerabend trifft. Wir treffen uns morgen wieder … auf Eurem Schiff, wenn ich das vorschlagen darf.«
»Ihr seid willkommen.«
»Dann können wir in Ruhe besprechen, ob …«
Da flog die Tür auf. Im Rahmen stand eine füllige, hochgewachsene und in allem sehr beeindruckend wirkende ältere Frau. Sie schob einen Diener, der sie abwehren wollte, mit spielerischer Leichtigkeit beiseite. Ihrem Gesicht war anzusehen, dass sie wütend war.
Senator Michellus war anzusehen, dass ihm das nicht gefiel.
»Lucia, mein Täubchen«, begrüßte er die Matrone schwach, die in den Raum hineinrauschte und sowohl Symmachus wie auch Renna mit einem begrüßenden Nicken bedachte, Rheinberg ignorierte und sich dann Furcht einflößend vor Michellus aufbaute, der auf seinem Schemel sichtlich in sich zusammengesunken war.
»Michellus!«
»Mein Täubchen, ich bin beschäftigt …«
Lucia war, das erahnte Rheinberg nun, die Ehefrau des Senators. Und möglicherweise jemand, den man in wichtige Entscheidungen einbinden sollte. Ihre Stimme jedenfalls trug weit und ihr Tonfall erinnerte ihn an Köhler, wenn er Rekruten herumscheuchte.
»Michellus! Julia ist verschwunden!«
Der Senator zuckte zusammen, seine Augen weiteten sich und er schien nun auch von gerechtem Zorn erfüllt. »Was?« »Verschwunden! Einmal lässt man sie aus den Augen! Ich habe dir gesagt: Wir lassen sie zu Hause! Aber nein, du musst dich ja von ihr umgarnen lassen! Und jetzt schau, was du angerichtet hast!«
Michellus wurde wieder kleiner. Sehr klein. Er warf den anderen Männern Hilfe suchende Blicke zu. Renna schaute ins Feuer. Rheinberg schaute die Dame Lucia an.
Symmachus hob die Weinkaraffe.
»Ich schenke Euch besser noch einmal ein, mein Freund!«

20

    »Du ist schön hier.«
»Vielen Dank für das Kompliment.«
»Was?«
»Du hast wohl die falsche Form benutzt und mich als ›schön hier‹ bezeichnet. Du wolltest vermutlich sagen: › Es ist schön hier.‹«
Thomas Volkert fühlte, wie seine Wangen heiß wurden, und das lag nicht am Wein. Er war dankbar dafür, dass die Dunkelheit angebrochen war und hier, auf einer waldigen Anhöhe am Stadtrand von Ravenna, außer den Sternen der klaren Sommernacht nichts mehr die Szene erhellte.
»Nun, ich lerne noch.«
»Wie man Frauen Komplimente macht?«
»Wie man Griechisch spricht, ohne böse Fehler zu machen.«
Julias schmale Hand tätschelte Thomas' Schulter, was das Brennen in seinem Gesicht noch verstärkte. Er versuchte, sich durch einen Blick auf das unter ihnen liegende Ravenna abzulenken, das immerhin so etwas wie eine Straßenbeleuchtung besaß, wenngleich sie größtenteils aus den Fackeln und Lampen vor den öffentlichen Gebäuden sowie Tavernen bestand. Von hier konnte man die Villa des Urianus gut erkennen, denn sie lag direkt am Stadtrand, und auch dort war das Areal durch allerlei Lampen hell erleuchtet.
»Gute Idee, dass wir gegangen sind«, nahm Volkert das Gespräch wieder auf. »Es wurde sehr anstrengend. Einer der Gäste hat mich sogar gefragt, ob unser Schiff nicht seinen Getreidefrachtern nach Afrika Geleit geben könnte, er würde uns gut dafür bezahlen.«
»Nun, von irgendwas werdet Ihr leben müssen.«
»Ich glaube, mein Kapitän hat da einiges im Sinn, aber langweiliger Geleitschutz von hier bis Afrika gehört wohl nicht dazu.«
Julia sagte nichts, und so saßen sie beide nur da und blickten auf das Panorama der nächtlichen Stadt.
Als

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