Die Ankunft
Schreinermeister an Bord bzw. einen ausgebildeten Schreiner, der zwar nie seinen Meister gemacht hat, aber offenbar so viel kann wie einer. Wir haben sieben Leute mit Gesellenbriefen an Bord: zwei Dreher, einen Schmied, einen Schreiner, einen Bäcker, einen Koch und einen Fleischer. Weitere fünfzehn behaupten von sich, sie hätten gelernt, nur nie die Gesellenprüfung bestanden, und von vieren weiß ich, dass das wohl stimmt, darunter einen Schmiedelehrling, der sich bei mir recht gut anstellt. Wir haben sieben Männer an Bord, die unter Tage gearbeitet haben, jeder mit mehr als zwei Jahren Berufserfahrung. Sie haben allerlei kluge Dinge gelernt, die wir sicher gebrauchen können. Ich habe in meiner Abteilung drei gute Maschinisten sowie zwei Heizer, die beide Stahlkocher waren, einer davon mit ordentlicher Ausbildung, aber ohne Abschluss. Alle unsere Männer haben schon mal in das eine oder andere Handwerk reingeschnuppert. Wir haben sogar zwei Köhler dabei, was sich noch als höchst hilfreich herausstellen könnte.«
»In der Tat«, bestätigte Rheinberg. »Woran mangelt es uns am meisten?«
Dahms sah aus, als wüsste er gar nicht, wo er anfangen sollte.
»Herr Kapitän, wir brauchen unmittelbar vor allem drei Dinge: Wir benötigen etwas zum Verfeuern, damit die Maschinen laufen. Wir benötigen Schmiermittel. Und wir brauchen Ersatzteile. Das erste Problem lässt sich lösen: Die Saarbrücken kann zur Not auch Holz verfeuern. Der Wirkungsgrad ist grauslich und wir brauchen Unmengen, aber es ist nicht unmöglich. Darüber hinaus können wir leicht mit eigenen Mitteln – und mit entsprechender Unterstützung durch die Offiziellen hier in Ravenna – an Holzkohle kommen, was den Wirkungsgrad erhöht. Wir wissen, dass es offen liegende Steinkohlevorkommen gibt, die sogar genutzt werden, wenngleich nicht in großem Ausmaße. Haben wir die Hilfe des Kaisers, dürften wir Zugang bekommen und können diesen unmittelbar größten Bedarf langfristig decken.«
»Das hört sich doch gut an«, kommentierte Rheinberg.
»Das war auch das einfachste Problem. Ich habe bislang keine Ahnung, was wir jetzt mit den Schmiermitteln machen sollen. Unsere Maschinen arbeiten mit Heißdampf, da können wir natürliche Fette und Öle nicht überall verwenden. Wir bräuchten idealerweise raffinierte Mineralöle, um die Maschinen am Laufen zu halten. Ich bin aber noch auf der Suche nach Ersatzstoffen.«
Dahms hielt inne. Rheinberg schien das nicht weiter kommentieren zu wollen.
»Nun … also, Öl zu finden dürfte hinhauen. Wie ich gehört habe, gibt es so was wie offene Ölquellen. Wenn also der Kaiser uns hilft, dürfte der Zugang zu Rohöl ebenfalls kein allzu massives Problem darstellen. Uns fehlt bloß die chemische Industrie, um daraus auch nur ansatzweise einigermaßen verwertbare Mineralöle zu machen. Ich habe da noch keine Lösung.«
»Was ist mit Naphtha?«, fragte nun Joergensen, der Zweite Offizier. Er war bisher nicht durch außergewöhnliche Geschichtskenntnisse aufgefallen, daher zog er verwunderte Blicke auf sich. Der junge Oberleutnant wurde etwas rot, doch als er Rheinbergs Nicken sah, fuhr er fort.
»Naphtha wurde doch in der Antike für so etwas Ähnliches wie Flammenwerfer verwendet.«
»Und?«, fragte Dahms.
»Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, war das nichts anderes als Steinöl, also Öl aus Raps.«
Auf Dahms' Gesicht schien so etwas wie Verständnis zu schimmern.
»Ich möchte mal vermuten, dass, wenn man es auf über 100 Grad erhitzt, man das Wasser austreiben kann, und wenn man dann Pflanzenasche zugibt, sodass der Schwefel als Sulfid gebunden wird …«
Rheinberg runzelte die Stirn. »Sie sind Chemiker, Joergensen?«
»Nein, Herr Kapitän. Ich gebe hiermit jedoch zu, als Schüler durchaus eine gewisse Freude an Experimenten mit Feuer gehabt zu haben, was dazu führte, dass mein Freund Karl und ich gewisse Ermittlungen angestellt haben … Wir wollten, wenn ich mich richtig erinnere, einen Flammenwerfer der Griechen nachbauen. Wir waren vierzehn. Ein wenig frühreif vielleicht.«
Der Zweite Offizier sah überzeugend verlegen aus, bemerkte aber wohl erleichtert, dass alle Anwesenden breit grinsten.
»Sie haben dann ja den richtigen Beruf gewählt«, kommentierte Dahms. »Und Ihre Idee hat was. Ich werde mich mit dem Feuerwerker unserer Infanteristen zusammensetzen. Ich habe das Gefühl, dass er auch noch einiges zu der Diskussion beitragen könnte. Ich habe es mir jedenfalls aufgeschrieben und wir werden,
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