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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Sampson
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Antrieb, um alles herauszufinden, was es darüber herauszufinden gab, warum ich zu einem Werwolf gemacht worden war? Könnten sie das so eingerichtet haben, damit wir beschwichtigt wurden und in alles einwilligten, was wir tun sollten, jetzt, wo wir uns verwandelt hatten? Doch ohne diese irren Wolfsgerüche, die unsere Sinne ergriffen, hätte ich Spencer oder Dalton niemals gefunden, hätten sie Tracie niemals gefunden. Dann wären wir noch immer jeder für sich alleine und würden glauben, übergeschnappt zu sein, mit der Zeit den Verstand zu verlieren. Stattdessen wuchsen wir langsam zu einem Rudel zusammen. Meine Unfähigkeit, gut und böse noch unterscheiden zu können, zog sich wie ein roter Faden durch mein Leben.
    Wir betraten den fast leeren vorderen Schulkorridor. Ich atmete so kurz und flach wie möglich und zwang mich, Spencer nicht zu nahe zu kommen. Ich konnte ihm nicht für immer aus dem Weg gehen. Das wollte ich auch nicht. Wer würde das schließlich schon wollen? Doch genau jetzt brauchte ich etwas Abstand, um einfach ich selbst zu sein und ein paar Sachen herauszufinden.
    » Ähm, Emily, nicht wahr?«
    Ich blieb stehen, ebenso wie Dalton und Spencer. Wir drehten uns um und sahen einen kleinen, schlanken Mann, der aus dem vorderen Büro herausschaute. Sein Anzug – diesmal aus Tweed – war ihm mindestens eine Nummer zu groß, und er konnte sein Haar kämmen wie er wollte, die größer werdende kahle Stelle ließ sich nicht verdecken. Er schaute mich durch seine Drahtgestell-Brille an.
    » Oh, hallo«, entgegnete ich. » Mr Savage, richtig?«
    Ich war ihm am Montagmorgen kurz begegnet. Ich wusste eigentlich nicht mehr über ihn, als dass er Bescheid wusste, dass ich eine derjenigen gewesen war, die Dr. Elliotts Leiche in Spencers Garten » gefunden« hatten. Er war ein Berater, der hinzugezogen worden war, um mit mir über meine Gefühle oder was auch immer zu sprechen.
    » Richtig«, sagte er. » Du hast mich am Montag nach der Schule nicht aufgesucht. Um darüber zu sprechen, was du erlebt hast.«
    Ich zeigte mit dem Daumen über die Schulter. » Tja, ich habe jetzt Unterricht, also …«
    Mr Savage machte eine wegwerfende Handbewegung. » Keine Sorge. Ich kann dir eine Mitteilung für deine Lehrer schreiben. Aber deine Freunde sollten sich vielleicht besser auf den Weg machen.«
    » Ja«, meinte Spencer und flüsterte mir zu: » Ich musste auch mit ihm reden. Keine Angst, er ist gar nicht so übel.«
    Dann zogen er und Dalton den Korridor entlang, wobei ihre Turnschuhe auf dem Linoleum quietschten.
    » Also …«, sagte ich und wandte mich wieder Mr Savage zu. » Unterhalten wir uns hier draußen oder …?«
    Er lächelte seltsam entnervend. » Nein, komm rein.«
    Ich folgte ihm. Wir gingen an den Sekretärinnen vorüber, die an ihren Schreibtischen saßen, Papierkram erledigten und etwas in ihre Computer eintippten. Ich wurde in ein kleines Büro geführt, in dem gerade genug Platz für einen Tisch und einen Stuhl auf seiner und meiner Seite war. Wir nahmen beide Platz.
    » Keine Sorge, du bist nicht in Schwierigkeiten«, sagte er und lächelte mich weiterhin an. Mir wurde bewusst, dass mein Gesichtsausdruck unglaublich schuldig gewirkt haben musste. Weil ich mich unheimlich schuldig fühlte. Bei all dem, was an den letzten Abenden vorgefallen war, waren die Bilder des toten Dr. Elliott, die aufgetaucht waren, sobald ich die Augen geschlossen hatte, durch unmittelbarere Sorgen ersetzt worden. Doch sie waren noch immer da. Ich würde jene Nacht nie vergessen. Plötzlich wünschte ich mir, ich hätte mich nicht dagegen entschieden, Spencers Pheromone in mich aufzunehmen.
    » Tut mir leid«, sagte ich. » Ich war noch nie zuvor in diesem Büro. Hier werden bei uns die bösen Kinder hergebracht, darum hatte ich mir immer vorgestellt, es gäbe Folterinstrumente, Gefängniszellen oder Ähnliches.«
    Mr Savage lachte, dann nahm er die Brille ab und putzte sie mit einem Tuch, das er aus der Tasche gezogen hatte.
    Ich beobachtete ihn und wartete, bis er sich die Brille wieder aufgesetzt hatte.
    » Als Erstes muss ich dich fragen, wie du mit dem zurechtkommst, was du am Montagmorgen erlebt hast«, sagte er. » Ich kann mir vorstellen, dass es nicht gerade, ähm, angenehm war, die Folgen einer Tierattacke zu sehen.«
    Ein zerfetzter Hals. Zu blasse Haut. Eine Krähe, die mit ihrem Schnabel in die Wunden hackte. Glasige, starr dreinblickende Augen. Der Gestank von zu viel Blut.
    Ich erschauderte, schloss

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