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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Sampson
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Fahrer bei viel zu hoher Geschwindigkeit versuchte zu wenden, um von den teuflischen Wolfsgestalten wegzukommen, vor denen sie wahrscheinlich niemand gewarnt und erwähnt hatte, dass sie der Grund für den Alarm waren.
    Ich sah den Mann mit einem Knurren an. Deutete mit der Schnauze in Richtung Lieferwagen. Er verstand den Wink, drehte sich um und rannte los, wobei er den anderen zurief, dass sie auf ihn warten sollten.
    Dalton, der noch immer unter mir lag, knurrte und versuchte, nach meinen Fersen zu schnappen. Runter von mir!
    Ich verpasste ihm mit meiner Klauenhand eine Ohrfeige. Hör auf. Du hast genug angerichtet.
    Er widersetzte sich und bellte mich aufbegehrend an, während er sich mit irrem, wildem Blick unter mir hin und her wand, um mich abzuwerfen. Runter von mir, du Schlampe. Lass mich los!
    Nein.
    Er fuhr, ich weiß nicht wie lange, damit fort. Doch es gelang ihm nicht, mich abzuwerfen. Ich verharrte in der Stellung und ließ nicht zu, dass er mich bezwang. Ließ nicht zu, dass er noch jemanden verletzte. Währenddessen versuchte ich, dem Anblick des toten Hundes auszuweichen. Versuchte, sein Blut, sein Fleisch nicht zu wittern. Zwang mich, den Drang zu überwinden, meine Zähne in sein Fleisch zu treiben und …
    Nein. Das würde ich niemals tun.
    Schließlich sank Daltons Adrenalinpegel. Er lag nun fast die ganze Zeit über reglos unter mir, während seine Brust bebte. Das Blut tropfte ihm noch immer aus dem Maul und befleckte sein Fell, doch sein Blick war ruhig. Er war noch immer böse auf mich. Da war ich mir sicher. Doch er hatte sich beruhigt.
    Ich stieg langsam von ihm herunter. Knurrte noch einmal. Komm.
    Er antwortete mit keinem Ton. Bewegte seine Ohren nicht. Machte keinerlei Geste mit den Augen oder der Schnauze. Ich stand da und sah ihm dabei zu, wie er langsam den Weg dorthin zurückging, wo wir hergekommen waren, hin zu dem Kleiderbündel, das auf dem Boden lag. Er blieb davor stehen und blickte über die Schulter zu dem Tier zurück, das er getötet hatte.
    Ich bellte.
    Er beugte sich herab und sammelte unsere Kleidung ein.
    In meinen haarigen Gliedmaßen machte sich Erschöpfung breit. Ich ging hinter ihm und trieb ihn durch den Riss im Zaun in Richtung Wald. Es war eine lange Nacht gewesen. Ereignisreich. Viel zu ereignisreich. Ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt noch genügend Energie besaß, um nach Hause zu laufen, doch der Duft der Wälder wirkte beruhigend auf mich. Hier gab es Erde statt Asphalt. Den Duft von Tannennadeln statt des Gestanks geschmolzenen Plastiks. Wir waren fast bei den Bäumen angelangt, als ich von den Schultern bis zum Schwanz von einem Schauder erfasst wurde.
    Die Schattenmänner.
    Mein ganzer Körper erstarrte. Ich sah zu, wie sie, einer nach dem anderen, erschienen, diese schattenhaften Gestalten mit menschlichen Umrissen, die mich schon die ganze Woche über verfolgt hatten. Genau wie am Abend des Straßenrennens waren es Dutzende. Eine Sekunde lang geschah gar nichts, dann tauchte einer auf. Direkt vor mir blockierte er den Weg zum Wald. Direkt hinter mir einer, um den Weg, auf dem wir gekommen waren, abzuriegeln.
    Da erstarb in Dalton jeglicher Anschein von Wut. Er jaulte, weder laut noch herausfordernd, sondern wehklagend, verängstigt. Ähnlich wie der Dobermann, der der Konfrontation mit einem Werwolf aus dem Weg gegangen war, nahm Dalton den Schwanz zwischen die Beine und blieb ganz nahe bei mir stehen.
    Die Schatten verharrten in ihrer gestaffelten Aufstellung, einige in unmittelbarer Nähe, andere tiefer drinnen im Wald. Kein einziger bewegte sich. Sie beobachteten uns nur. Stets beobachteten sie uns.
    Mein Werwolf-Ich konnte sich nicht regen. Konnte keinen Schritt mehr machen. Diese Dinger, was immer sie auch waren, hatten in meiner Wolfs- DNA eine Erinnerung hinterlassen, vor der es kein Entrinnen gab. Ich wurde von Angst regelrecht überflutet und drohte darin zu ertrinken. Ich wimmerte. Und in Abwesenheit meiner Wolfsinstinkte, die mich eigentlich leiten sollten, übernahm die Nächtliche Emily die Kontrolle. Sie bellte mir und Dalton ein Kommando zu. Lauft los!
    Und genau das tat ich und schoss zwischen den Schattenmännern hindurch, die mir am nächsten standen. Daltons Klauen klackten über den Asphalt, als er mir folgte. Diese Typen sind körperlos, argumentierte die Nächtliche Emily. Was können sie schon tun? Nichts! Überhaupt nichts! Um dies zu demonstrieren, jagte sie mich in Richtung der Schattenmänner, die direkt zwischen

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