Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Sampson
Vom Netzwerk:
Schuhe standen noch im Schuppen, und meine Füße quietschten über das Gras, als ich mich auf die eine Seite des Häuschens begab. Dort wickelte ich den Gartenschlauch ab, der um den Wasserhahn hing. Kaltes Wasser plätscherte aus dem Schlauchende. Ich zog den Schlauch zur Vorderseite des Schuppens und sagte Dalton, dass er trinken solle.
    Er nahm mir den Schlauch aus der Hand und schluckte das Wasser. Obwohl es draußen kalt war, hielt er sich den Schlauch über den Kopf, dass ihm das Wasser wie Sturzbäche die Stirn herunterlief. Schnell zog er den Schlauch weg und schüttelte den Kopf, um sich von dem überschüssigen Wasser zu befreien. Es hatte jedoch sein Kinn noch nicht vollends von all dem Blut gereinigt.
    » Hier«, sagte ich sanft. Ich kniete mich neben ihn und nahm ihm den Wasserschlauch ab. Ich ließ ihn das Kinn zu mir vorstrecken. Doch Wasser alleine half nichts. Ich zog mir einen Zipfel meines T-Shirts über die Hand und benutzte ihn als Waschlappen. Dann schrubbte ich sein Gesicht, bis das einzige Rot darauf vom Aufscheuern seiner Haut durch den Lappen kam. Anschließend brachte ich den Schlauch weg. Als ich zurückkam, war Dalton wieder in der Scheune verschwunden, saß erneut da und wiegte sich vor und zurück. Ich krabbelte auch hinein und zog die Schuppentür zu.
    Einen Moment lang verharrten wir beide still, ohne uns wirklich anzusehen.
    » Ich habe diesen Hund getötet!«, sagte Dalton rundheraus.
    Ich schluckte. » Ich weiß.«
    Sein Blick war nicht auf mich gerichtet. » Ich wollte auch diese Männer töten. Ich wollte es so sehr, Emily. Einfach auf sie losgehen, sie aufschlitzen und dabei zusehen, wie sie vor meinen Füßen verbluten.«
    » Dalton …«
    Aus seinen haselnussbraunen Augen warf er mir einen Blick zu. » Ich verstehe das nicht«, sagte er. » Alles, was ich jetzt sehen kann, ist dieser arme Hund, wie er einfach so daliegt. Und ich habe ihm das angetan; ich hatte überall sein Blut im Gesicht. So etwas würde ich nie tun. Ich liebe Hunde. Was, wenn ich das stattdessen Max angetan hätte? Was, wenn ich …«
    Ich ließ mich nach vorn auf die Knie sinken und nahm seine beiden Hände in meine. » Scht«, flüsterte ich und ließ ihn sich weiter wiegen. Alles, woran ich denken konnte, während ich ihn so beobachtete, war die Nacht, in der Spencer und ich Dr. Elliott getötet hatten. Wie ich nach dem Verschwinden des Hochs, das Spencers beruhigende Pheromone verursacht hatten, und nach dem Polizeiverhör über das, was ich gesehen hatte, einfach nur in meinem Zimmer sitzen und, Snoopy fest im Arm, an die Decke schauen konnte. Dr. Elliotts Gesicht vor mir sah. Seine schreckliche Wunde sah. Den kupferartigen Geruch seines Bluts roch. Wissend, dass ich als Wölfin nichts mehr gewollt hatte, als ihn in Stücke zu reißen. Wissend, dass ich ein Monster war.
    Dalton packte mich auch an den Händen und hielt sie fest umklammert. » Ich hatte es dir schon gesagt. Ich werde so oft wütend. Außer dir habe ich das noch nie jemandem erzählt. Ich habe es immer unterdrückt, es in meinem Inneren verdrängt, weil ich nicht so ein Typ sein darf. Ich bin der großartige Dalton. Dalton, der Superheld.« Er leckte sich die aufgesprungenen Lippen und atmete stockend ein. » Es hat sich in den letzten Nächten so dermaßen gut angefühlt, all das rauszulassen. Aber ich habe diesen Hund getötet. Und ich wollte …«
    » Hey«, sagte ich und legte ihm eine Hand auf die Wange. » Sieh mich an.« Das tat er. » Du bist kein Mörder. Wir alle tragen jetzt diese Wolfsseite in uns. Sie ist gefährlich und tödlich, und darum müssen wir lernen, sie in Schach zu halten. Du bist nur so weit ein Monster, wie du dich entscheidest, eines zu sein.« Als ich diese Worte aussprach, war mir bewusst, dass sie nicht nur Dalton galten. Die Botschaft darin war etwas, das ich mir selbst schon eine Zeit lang sagen musste.
    » Was, wenn ich niemals lerne, sie zu kontrollieren, Emily?«, flüsterte Dalton. » Ich versuche es oder sage mir selbst, dass ich es versuchen muss, aber jedes Mal, wenn ich mich verwandle, schert sich meine nächtliche Seite immer weniger darum, was ich will.«
    » Aber du hast es doch geschafft«, sagte ich. » Du bist schließlich zu dem Wolf durchgedrungen. Du bist mir gefolgt, als ich dich darum bat.«
    Dalton schüttelte den Kopf und schob meine Hand von seiner Wange weg. » Ich hatte vor, dich anzufallen, als wir die Wälder erreichten. Ich wollte dich beißen und töten, weil du mich

Weitere Kostenlose Bücher